"Petra De Sutter rettet ihre Haut und greift PS an", titelt das GrenzEcho. "Petra De Sutter bleibt Ministerin, aber Kritik verstummt nicht", heißt es bei De Morgen auf Seite eins. "Die Herausforderung, Bpost zu entpolitisieren, bleibt bestehen", notiert L'Echo auf seiner Titelseite.
Die föderale Ministerin für öffentliche Unternehmen, Petra De Sutter von den flämischen Grünen, musste sich gestern in einem Kammerausschuss zu Unregelmäßigkeiten bei Bpost erklären. Unter anderem ging es um den Vorwurf, dass Mitarbeiter von Bpost im Kabinett von De Sutter arbeiten. Die Debatte drehte sich auch grundsätzlich um die Strukturen von Bpost.
Dazu kommentiert das GrenzEcho: Was wird noch alles ans Tageslicht kommen, wenn man bei Bpost weitergräbt? Die Liste der Unregelmäßigkeiten beim belgischen Postunternehmen scheint jedenfalls immer länger zu werden. Ministerin De Sutter versprach gestern im Parlamentsausschuss, in Anlehnung an die griechische Mythologie, "den Stall des Augias" ausmisten zu wollen. Das dürfte in der Tat eine Herkulesaufgabe werden. Denn hier hat sie es mit Strukturen zu tun, die über viele Jahre gewachsen sind und die man nicht einfach mit einem Handstreich aus der Welt schaffen kann. Dass sie selbst Fehler gemacht hat, hat De Sutter mehrfach eingeräumt. Für das "System" bei der Post kann sie allerdings nichts, findet das GrenzEcho.
Bei Proximus läuft's besser
Le Soir analysiert: Neben vielen anderen Unzulänglichkeiten leidet Bpost unter seinem Statut, ein öffentliches Unternehmen zu sein. Das führt das Unternehmen seit zehn Jahren in Grauzonen. Die Politik mischt immer irgendwie mit. Fast alle Parteien haben schon einmal mehr oder weniger auf die Geschicke von Bpost eingewirkt. Das könnte die Parteien dazu veranlassen, jetzt nicht allzu genau hinzuschauen und nicht alles aufdecken zu wollen, was bei Bpost hinter den Kulissen schiefläuft. Das ist aber notwendig, um das Unternehmen zu stabilisieren, betont Le Soir.
L'Echo beobachtet: Proximus befindet sich als ehemaliger Staatsmonopolist in einer ähnlichen Situation wie Bpost. Das Unternehmen gehört mehrheitlich weiterhin dem Staat, soll aber wie ein Privatunternehmen funktionieren. Bei Proximus klappt das auch schon ganz gut. Das liegt unter anderem daran, dass sich Proximus viel früher als Bpost der Konkurrenz stellen musste und diese Konkurrenz auch schnell da war. Einen wirklichen Konkurrenten zu Bpost gibt es immer noch nicht. Das darf aber nichts entschuldigen. Die Politik muss sich so rasch wie möglich und so weit es geht aus Bpost zurückziehen, fordert auch L'Echo.
Flämischer Kanon: Von Festivals bis zur Pille
Mehrere flämische Zeitungen beschäftigen sich in ihren Leitartikeln mit dem sogenannten "Kanon über Flandern". "Nach Jahren der Polemik liegt der Kanon jetzt vor", erklärt Het Belang van Limburg. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Mehr noch als das Buch überzeugt die Website mit 60 thematischen Fenstern, die eine Übersicht geben, über die Geschichte und Kultur unserer Region. Die Wissenschaftler und Experten, die den Kanon zusammengestellt haben, haben dabei nicht nur allgemein Bekanntes berücksichtigt, sondern schlagen auch überraschende Wege ein. Von unserer Festivalkultur über die Anlage von Grünstreifen, bis zur Entwicklung der Pille: Alles wird gut erklärt und in einen größeren Zusammenhang gesetzt, lobt Het Belang van Limburg.
Het Nieuwsblad erinnert: Die Idee zu diesem Kanon kam von der N-VA. Im Koalitionsvertrag der flämischen Regierung steht, dass der Kanon helfen soll, die flämische Identität ohne Komplexe zu fördern. Der Kanon sollte ein Lernmittel für Schüler und Neuankömmlinge in Flandern sein. Das Ergebnis präsentiert sich als ausgewogenes, historisch belegtes, manchmal auch überraschendes Werk. Der Text bietet interessante Denkanstöße, aber eher für Akademiker und andere Experten. Er lädt ein zum Diskutieren. Ein Baustein zur Errichtung der flämischen Nation, wie viele es anfangs befürchtet hatten, ist der Kanon nicht, freut sich Het Nieuwsblad.
De Standaard erklärt: So ein Kanon ist sehr sinnvoll. Menschen wollen ihre Vergangenheit kennen. Das gibt ihnen das Gefühl, irgendwo verankert zu sein. Die Menschen bekommen Halt in der globalisierten Welt. Es ist schade, dass nur eine Partei diesen Kanon gefordert hat. Das hat die Diskussion um das Werk unnötig politisiert, bedauert De Standaard.
Die Banken scheffeln Milliarden
La Dernière Heure beschäftigt sich mit den Zinsen und berichtet: Um die Inflation zu bekämpfen hat die Europäische Zentralbank den Zinssatz auf 3,25 Prozent erhöht. Das ist eine gute Nachricht für die Banken. Wenn sie ihr Geld jetzt bei der Zentralbank hinterlegen, bekommen sie darauf 3,25 Prozent Zinsen. An ihre Kunden, die Sparer, reichen sie diesen Gewinn allerdings nicht weiter. Zurzeit gibt es auf klassische Sparkonten 0,5 bis 1 Prozent Zinsen. Fazit: Die Banken füllen sich die Taschen mit Milliarden auf dem Rücken der Kunden, denen sie dazu noch immer weniger Dienstleistungen anbieten, schimpft La Dernière Heure.
Kay Wagner