"Endlich wieder Autosalon", jubelt De Tijd auf ihrer Titelseite. "Die große Rückkehr des Autosalons: Was Sie nicht verpassen dürfen", titelt La Dernière Heure. "Autosalon: eine sehr elektrisierte 100. Ausgabe", schreibt L'Avenir. "Der Autosalon ist zurück, aber bescheidener", liest man bei La Libre Belgique. "Eine kleinere Automesse auf einem schrumpfenden Markt", so das GrenzEcho.
Gestern haben König Philippe und Premierminister Alexander De Croo offiziell die 100. Ausgabe des Brüsseler Autosalons eröffnet, hält Het Belang van Limburg in seinem Leitartikel fest, heute öffnen sich die Türen für die breite Öffentlichkeit. Schön oder hässlich, sportlich oder klassisch, glitzernd oder funktionell, energiesparend oder PS-Übermaß – egal, worauf Sie stehen, für 15 Euro können Sie ab heute die neuesten Modelle von über 50 Marken bewundern. Diese Jubiläumsausgabe unterscheidet sich in dreierlei Hinsicht von ihren Vorgängern: Zum einen fällt der diesjährige Salon deutlich kleiner aus. Dann fällt die Anwesenheit zahlreicher chinesischer Newcomer auf. Und schließlich sticht vor allem das große Angebot an elektrischen Fahrzeugen ins Auge. Nicht vergessen: Die Zukunft ist elektrisch, ab 2035 werden in Europa keine Benzin- und Dieselfahrzeuge mehr verkauft werden dürfen, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Dennoch bleiben Benziner weiterhin die kostengünstigste Option – sowohl im Betrieb als auch in der Anschaffung. Die Pracht und der Prunk des Autosalons können auch nicht übertünchen, dass die Autobranche weiter schwer unter Druck steht: Im letzten Jahr sind in Belgien fast 200.000 Wagen weniger angemeldet worden als im Vor-Corona-Jahr 2019, zwei Drittel von ihnen waren außerdem Firmenwagen. Die Energiekrise und die Herausforderungen des Klimawandels haben aus unserer heiligen Kuh ein Luxusprodukt werden lassen, für das immer weniger Menschen Geld auf den Tisch legen wollen oder können, meint Het Belang van Limburg.
So eine Liebe kann man nicht einfach auslöschen
Im Gegensatz zu bekannteren europäischen Autosalons wie denen in Genf, Paris oder Frankfurt, scheint der Brüsseler Autosalon recht lebendig, kommentiert L'Avenir. Was auch daran liegt, dass es sich um eine sogenannte "Verkaufsmesse" handelt. Nun kann man sich natürlich fragen, wie sinnvoll so eine Veranstaltung heutzutage noch ist, in einer Zeit, die manche schon als das Ende der Automobil-Ära bezeichnen. Sicher, es werden immer weniger Autos verkauft werden in Zukunft. Der Druck, sie aus unseren Städten verschwinden zu lassen, nimmt auch zu. Autos werden nicht nur seltener werden, sondern auch teurer. Aber trotzdem werden sie für ihre Hersteller profitabel bleiben. Denn das Auto bleibt trotz aller Widerstände das Fortbewegungsmittel der Wahl für viele Belgier, oft haben sie mangels glaubwürdiger Alternativen auch gar keine andere Wahl in dieser Hinsicht. Aber über alle praktischen Erwägungen und Zwänge hinaus sind Autos für enorm viele Menschen auch einfach eine Leidenschaft. Schon als Kinder haben sie davon geträumt, als Erwachsene können sie sich diesen Genuss dann leisten. So eine Liebe kann man nicht einfach auslöschen, ist L'Avenir überzeugt.
Härter und schneller gegen die Drogenmafia vorgehen
De Standaard greift die Drogengewalt auf: Eigentlich kann man schon gar nicht mehr von "Banden" sprechen. Denn die Gangster und ihre Handlanger mit ihren Granaten, Kriegswaffen und Folterkammern sind mittlerweile nur noch eine Unterabteilung sogenannter "polykrimineller Organisationen". In ihren anderen Abteilungen beschäftigen diese Verbrecherorganisationen unter anderem etwa Buchhalter, Berater und Anwälte. Manager entwickeln dort neue Projekte, sie streichen sogar staatliche Unterstützung ein. Die "Oberwelt" wird längst nicht mehr nur infiltriert, hier machen die Kriminellen auch sichtbare, echte Gewinne. Und zwar nicht nur mit Immobilien in Dubai, sondern auch im Bau- und Dienstleistungssektor hierzulande. Der Tod des elfjährigen Mädchens in Antwerpen hat wieder zu einer Flut an Versprechungen und Ankündigungen geführt, aber sie werden, wenn sie denn überhaupt kommen, Zeit in Anspruch nehmen. Es ist also ein Leichtes für die anpassungsfähigen Verbrecher, den plumpen und trägen Staat weiter auszuspielen. Aber wer weiß, vielleicht gilt nach der persönlichen Bedrohung des Justizministers für den Narco-Terror jetzt ja doch noch: Hochmut kommt vor dem Fall, hofft De Standaard.
Selbst nach dem Tod eines Kindes sind die Antworten der Politik weiter so träge, dass man das Lachen der Drogenbarone in Dubai bis hier hören kann, giftet Het Laatste Nieuws. Und auch wenn es sehr theatralisch klang, zumindest muss man Antwerpens Bürgermeister Bart De Wever zugutehalten, dass er versucht, unkonventionell zu denken, wenn er notfalls den Einsatz der Armee zur Bewachung des Hafens fordert. Wenn wir uns nicht an Minister in Safe Houses und unschuldige Opfer gewöhnen wollen, dann muss härter und schneller gegen die Drogenmafia vorgegangen werden. Allerdings hat man nicht das Gefühl, dass die Politik erkennt, wie dringend gehandelt werden muss. Unsere Drogenpolitik bräuchte auch dringend etwas Speed und Kokain, wettert Het Laatste Nieuws.
"Die perfekte Königin"
Mit einem ganz anderen Thema befasst sich Gazet van Antwerpen: Königin Mathilde wird 50. Das feiert sie mit einem Fernsehinterview. Außerdem erscheint auch ein Buch, in dem wir Mathilde als die perfekte Königin sehen. Etwas, dem wohl nicht viele Menschen widersprechen werden. Denn auch wenn es nicht immer so gewesen ist, im Augenblick ist das belgische Königshaus das "anständigste" Europas. Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt beispielsweise der Blick nach Großbritannien oder auch in die Niederlande. Laken erscheint im Vergleich dazu als eine Oase der Ruhe und Standhaftigkeit. Das scheint auch immer mehr die beste Art, um eine Monarchie zu erhalten. Königlicher Erfolg scheint dann doch Hand in Hand zu gehen mit Würde und Diskretion, mit dem Zeigen von Emotionen und Empathie gegenüber den Untertanen und mit einem diskreten Umgang mit dem Reichtum. Philippe und Mathilde haben das gut begriffen. Das mag sie vielleicht ein wenig langweilig machen, aber gerade in diesen turbulenten Zeiten bieten sie so eine Ruhe und Standhaftigkeit, die das Land und seine Bewohner gut gebrauchen können, lobt Gazet van Antwerpen.
Boris Schmidt