"Der Rallye-Sport hat erneut getötet", titelt La Dernière Heure. "Rallye-Fahrer rast ins Publikum: ein Teenager-Pärchen stirbt", so die Schlagzeile bei Het Nieuwsblad. "Rallye du Condroz in Trauer: Zwei junge Menschen, 16 und 18 Jahre, sind gestorben", heißt es im Aufmacher von L'Avenir.
Bei der Rallye du Condroz ist gestern Nachmittag ein Rallye-Auto von der Strecke abgekommen und ins Publikum gerast. Ein 16-jähriges Mädchen und ihr 18-jähriger Freund kamen dabei ums Leben.
Dazu kommentiert La Dernière Heure: Es ist nicht das erste Mal, dass es bei der Rallye du Condroz zu tödlichen Unfällen kommt. Und im Nachhinein ist es natürlich einfach zu sagen, wie der gestrige Unfall hätte verhindert werden können. Die Stelle, an der die beiden Teenager starben, gilt als gefährlich und war für Publikum verboten. Die Rennleitung hatte die Zuschauer mehrmals aufgefordert, die Stelle zu verlassen. Die Zuschauer aber blieben. Hätte die Rennleitung das Rennen deshalb abbrechen sollen? Wie gesagt: Im Nachhinein ist es einfach zu urteilen. Unsere Meinung allerdings ist: Wenn ein Veranstalter nicht für die Sicherheit der Zuschauer garantieren kann, sollte man sich ernsthaft Gedanken machen, ob es sinnvoll ist, die Veranstaltung überhaupt durchzuführen, meint La Dernière Heure.
Geld als Lösung im Kampf gegen den Klimawandel?
Mit Blick auf den Weltklimagipfel in Ägypten fragt Het Laatste Nieuws: Macht ein solches Treffen überhaupt Sinn, wenn man sieht, was mit den Beschlüssen der vorangegangenen Treffen geschehen ist? Niemand hat sich an diese Beschlüsse gehalten. Die Erde wird immer wärmer, Umweltkatastrophen werden immer heftiger. Jetzt soll darüber beraten werden, ob die reichen Länder mit viel CO2-Ausstoß Strafen an ärmere Länder zahlen sollen, die unter den Auswirkungen des Klimawandels massiv leiden. Vielleicht ist Geld tatsächlich die einzige Sprache, die die Weltgemeinschaft bei der Lösung des Klimaproblems versteht, gibt Het Laatste Nieuws zu bedenken.
De Standaard weiß: Die westlichen Länder sind skeptisch gegenüber dem Vorschlag, ärmeren Ländern Geld wegen Klimaschäden zu zahlen. Denn damit würde man die Büchse der Pandora öffnen für viele weitere Forderungen dieser ärmeren Länder. Die Frage des kolonialen Erbes käme ins Spiel. Fakt aber bleibt: Irgendetwas muss jetzt geschehen im Kampf gegen die Klimaerwärmung. Wer jetzt nichts tut, wird verantwortlich sein für den Tod vieler Menschen, warnt De Standaard.
Het Nieuwsblad bedauert: Die flämische Umweltministerin Zuhal Demir von der N-VA ist nicht nach Ägypten gereist. Demir begründet das mit viel Arbeit in Flandern und der Missachtung von Frauenrechten in Ägypten. Doch diese Gründe scheinen vorgeschoben. Vielmehr muss man die Abwesenheit von Demir so verstehen, dass die Klimaproblematik für die flämische Regierung keine Priorität besitzt, beziehungsweise sie selbst über Klimamaßnahmen entscheiden will. Das ist ihr gutes Recht. Aber dann sollte die Regierung das auch so sagen, damit der Wähler weiß, woran er ist, ärgert sich Het Nieuwsblad.
Kriminelle Politiker und Applaus für eine Reform
Le Soir beschäftigt sich mit den hohen Ausgaben, die das wallonische Parlament für den Bau eines neuen Abgeordnetenhauses plus Tunnel als Zufahrt bezahlen muss und meldet: Viermal höher als ursprünglich geplant fällt die Rechnung für das Abgeordnetenhaus aus. Dreimal so hoch ist die Rechnung für den Tunnel. Das zeigt ein jetzt vorliegender Bericht über die Baukosten. Die einzige positive Meldung aus diesem Bericht ist, dass sich wohl anscheinend niemand von den Politikern bereichert hat. Trotzdem wirft der Bericht ein schlechtes Licht auf diese Politiker. Die Arglosigkeit, wie sie mit dem Geld der Bürger umgehen, ist schlichtweg kriminell. Dadurch wird der Graben zwischen Volksvertretern und Bürgern noch tiefer. Populistische und extreme Parteien reiben sich die Hände, schimpft Le Soir.
La Libre Belgique wirft einen Blick auf die Reform des Strafgesetzbuchs, auf die sich die Vivaldi-Koalition geeinigt haben soll und stellt erfreut fest: Endlich halten die modernen Zeiten Einzug in das Strafgesetzbuch. So sollen zum Beispiel häusliche Gewalt und Naturzerstörung künftig bestraft werden können. Vieles soll einfacher werden, Richter zum Beispiel sollen öfter größere Spielräume bei der Urteilsfindung erhalten. Damit wird eine Arbeit beendet, die vor gut 50 Jahren begonnen wurde. Obwohl: Beschlossen ist die Reform noch nicht. Es bleibt deshalb zu hoffen, dass die Koalitionspartner die jetzt erzielten Einigungen nicht doch noch in letzter Minute parteipolitischen Machtspielchen opfern und die Reform erneut verschoben werden muss, notiert La Libre Belgique.
Demokratie steht auf dem Spiel
Zu den so genannten Halbzeit-Wahlen, den Midterms in den USA, analysiert Het Belang Van Limburg: Das erste Mal geht es in diesen Wahlen nicht nur um die Frage, wie die politische Macht in Washington in den nächsten zwei Jahren verteilt sein wird. Es geht auch um die grundsätzliche Frage, wie es weitergeht mit der Demokratie in den USA. Sollten die Republikaner die Wahlen gewinnen – und davon ist aufgrund der niedrigen Popularität des demokratischen Präsidenten Biden auszugehen – dann droht den USA Übles. Denn die Republikaner und ihre Wähler sind zum größten Teil von dem Lügen-Virus befallen, das Ex-Präsident Donald Trump als politisches Instrument eingeführt hat. Wenn diese Haltung wieder mehr Macht in Washington bekommt, sind das keine guten Aussichten für eine Versöhnung der tief gespaltenen Gesellschaft in den USA, bedauert Het Belang Van Limburg.
Kay Wagner