"Staatssekretärin geht gegen Energielieferanten vor", titelt De Morgen. "Es hagelt Beschwerden über Energieversorger", heißt es auch beim GrenzEcho auf Seite eins. "Staatssekretärin gibt Energieunternehmen eine Woche Zeit, um verbraucherfreundlicher zu werden", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad.
Die föderale Staatssekretärin für Verbraucherschutz, Eva De Bleeker (Open VLD), reagiert auf zahlreiche Klagen gegen Energielieferanten. Diese würden sich häufig nicht an die gesetzlichen Vorschriften halten, teilweise unvollständige und wenig transparente Rechnungen an die Verbraucher schicken und seien bei Beschwerden nur schwer erreichbar. De Bleeker droht mit Strafen, wenn sich daran nichts ändert.
Endlich!, freut sich Het Nieuwsblad. Das passiert keinen Tag zu früh. Hunderttausende Bürger haben dieses Jahr plötzlich hohe Energierechnungen zu bezahlen, ohne dafür eine Erklärung bekommen zu haben. Fragt man nach, kriegt man nie jemanden zu sprechen. Hat man zu viel gezahlt, dauert es monatelang mit der Rückerstattung. "Es kann nicht sein, dass Verbraucher als Kreditinstitute für Energieunternehmen herhalten", sagte De Bleeker gestern. Das stimmt. Sie muss nur achtgeben, dass sie ihren Drohungen auch Taten folgen lässt. Leere Versprechungen nützen niemandem, erinnert Het Nieuwsblad.
Frust an der Strippe
Auch Het Laatste Nieuws applaudiert: Es ist einfacher, Blei in Gold zu verwandeln, als jemanden vom Kundendienst eines Energieunternehmens an die Strippe zu bekommen. Dass De Bleeker das jetzt ändern und die Energieunternehmen zu mehr Verbraucherfreundlichkeit zwingen will, ist an sich sehr gut. Doch hoffentlich ist De Bleeker sich bewusst, dass die Energieunternehmen so etwas längst in ihre Budget-Prognosen einkalkuliert haben. Diese finanzielle Rentabilität hat auch dazu geführt, dass der Kundendienst nur noch als Call Center funktioniert. Ein Call Center ist billiger als unzufriedene Kunden. Um Wirkung zu erzielen, müssen die Strafen gegen die Energieunternehmen saftig sein, fordert Het Laatste Nieuws.
De Standaard führt aus: Dass der persönliche Kontakt im Kundendienst anonymen Telefonhotlines hat weichen müssen, ist nicht nur ein Problem der Energieunternehmen. Telekommunikationsanbieter, Banken, staatliche Einrichtungen und andere haben das gleiche gemacht. Bei den Menschen, die Auskunft wollen, führt das zu Stress und Frust. Das könnte einfach vermieden werden, indem der persönliche Kundenkontakt wieder möglich wird. Wenn man einem Menschen beim Sprechen in die Augen schauen, ihm ein Papier als Beleg unter die Nase halten und überhaupt mit einer Person aus Fleisch und Blut reden kann, wäre vielen geholfen, resümiert De Standaard.
Ökologie als neues Ideal
L'Avenir beschäftigt sich mit dem neuen Buch von PS-Chef Paul Magnette und findet: Dass Magnette der Ideologie seiner Partei jetzt einen ökologischen Anstrich verleiht, ist äußerst lobenswert. Er ist nicht der einzige Politiker, der mehr Umweltbewusstsein in die Programme der Parteien bringt. Das alles geschieht, um dem Ideal dieser Parteien näherzukommen. Ideal wird die Welt auch nicht mit mehr Ökologie sein, besser aber schon – und das ist schon mal was, meint L'Avenir.
La Dernière Heure bemerkt: Neben mehr Umweltbewusstsein verordnet Magnette seiner Partei jetzt auch einen härteren Kurs gegen die Reichen. Mit diesen beiden Themen greift er Ängste und Strömungen der jüngeren Generation auf. Die will Köpfe rollen sehen. Magnette muss aufpassen, dass durch sein neues Buch die PS nicht mitverantwortlich für militante Aktionen, wie zum Beispiel der Tomatensuppen-Attacke auf Van Goghs Sonnenblumen-Gemälde, wird. Die Sozialisten sollten achtgeben, mit welchen Methoden sie die Gesellschaft in ihrem Sinne verändern wollen, rät La Dernière Heure.
Warum soll man Armen helfen?
De Morgen notiert: Heute beginnt die Aktionswoche gegen Kinderarmut. Leider muss man feststellen, dass sie eigentlich schon von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Denn wie man gegen Kinderarmut vorgehen könnte, ist längst bekannt. Allerdings scheinen die politisch Verantwortlichen das nicht wirklich zu wollen. Bei ihnen, wie insgesamt in der Gesellschaft, hat sich die Vorstellung festgesetzt, dass jeder seine Chance hat. Wenn jemand arm ist, ist das ein Zeichen, dass man seine Chance nicht mehr ergreifen will. Warum sollte man so jemandem helfen? Wenn sich an dieser Denkweise nichts ändert, dann sollten auch unsere Politiker diese Woche ihre vorhersehbaren Reden bitte in der Schublade lassen. Alle Versprechen, etwas gegen Kinderarmut tun zu wollen, würden heuchlerisch klingen, schimpft De Morgen.
La Libre Belgique schreibt zum Parteikongress der kommunistischen Partei in China: Nichts bei der Eröffnungsrede von Parteigeneralsekretär Xi Jinping war überraschend. Genauso wenig wird es überraschen, dass am Ende des Kongresses Jinping quasi zum Diktator gewählt worden sein wird. Eine dritte Amtszeit dürfte er eigentlich nicht antreten, aber genau das wird der Kongress beschließen. Damit fällt China in die dunklen Zeiten des Maoismus zurück, analysiert La Libre Belgique.
Kay Wagner