"God Save the King", so die große Überschrift bei De Morgen über dem offiziellen Porträtfoto des neuen britischen Monarchen. "'Danke, liebste Mama' – König Charles wendet sich in TV-Ansprache direkt an seine verstorbene Mutter Queen Elizabeth II.", schreibt das GrenzEcho. "Charles III.: der König, der die Zuneigung der Briten gewinnen muss", liest man auf Seite eins von La Libre Belgique.
Prinz Charles beginnt mit 73 Jahren einen neuen Job, hält Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel fest, den des Königs. Aber sein Königreich ist hoffnungslos gespalten, unter anderem wegen der politischen Brexit-Nachwehen, Abspaltungsbestrebungen in Schottland und der Verärgerung vieler Nordiren mit dem in England betriebenen Kurs gegen die EU. Außerdem unterscheidet sich Charles in mindestens einem Punkt ganz deutlich von seiner Mutter: Er hat über viele Dinge eine klare Meinung, was ihm auch viele Gegner eingebracht hat. In einer so zeremoniellen Rolle wie als König ist zu viel Meinung haben nicht gerade von Vorteil. Aber wer weiß, vielleicht überrascht er uns ja und schafft es, sein Volk näher zusammenrücken zu lassen, so Gazet van Antwerpen.
Der am besten vorbereitete Nachfolger der Welt
Niemand in der zwölfhundertjährigen Geschichte der britischen Monarchie ist so gut auf seine Aufgabe vorbereitet gewesen wie König Charles III., betont Het Belang van Limburg. Seit buchstäblich Jahrzehnten ist er für sein neues Amt trainiert worden. Aber nur jeder dritte Befragte glaubt, dass Charles ein guter König sein wird. Der unersetzlichen Queen nachzufolgen ist eben eine unerfüllbare Mission. Nicht alle Briten haben zudem seine Scheidung von Prinzessin Diana beziehungsweise seine Beziehung zu Camilla verdaut. Und während sich Elizabeth II. bei ihrer Thronbesteigung auf die Erfahrung von Winston Churchill verlassen konnte, muss Charles III. mit der unerfahrenen Liz Truss in See stechen, analysiert Het Belang van Limburg.
Sein ganzes Leben ist Charles auf seine jetzige Rolle vorbereitet worden, schreibt das GrenzEcho. Weil die Queen nun alles überstrahlt und ihre menschlichen Züge verloren hat, ist die Erwartungshaltung der britischen Bevölkerung ihm gegenüber nicht besonders groß. Das sind nicht die schlechtesten Voraussetzungen, um positiv zu überraschen. Charles ist erfahren genug, um zu wissen, dass er als Regent gar nicht in die Fußstapfen seiner Mutter treten kann, sondern ganz andere Akzente setzen muss. Möglicherweise prägt er auch einen neuen Stil. Während sich die Queen bei Ansprachen oftmals distanziert zeigte, gab sich Charles III. am Freitagabend bei seiner ersten Fernsehansprache sehr persönlich und sichtlich bewegt, hebt das GrenzEcho hervor.
Der Zähler dreht!
Neben dem Tod der Queen und ihrer Nachfolge steht ein anderes Thema aber weiterhin unverändert im Fokus: "Gute Nachricht aus Europa: Deckelung der Gaspreise", vermeldet Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite. "Van der Straeten triumphiert: Preisdeckel für das gesamte Gas kommt", so Gazet van Antwerpen. "Energieminister unterstützen EU-Kommission: Preisdeckel für Gas rückt näher", formuliert das GrenzEcho vorsichtiger. Auch L'Avenir ist eher zurückhaltend: "Europa ist geneigt, den Gaspreis generell zu deckeln", liest man hier.
Die europäischen Energieminister wollen eine Preisdeckelung für alle Gasimporte, nicht nur für die aus Russland, fasst De Standaard in seinem Kommentar das gestrige Sondertreffen des EU-Energierates zusammen. Die Europäische Kommission ist von dieser Vorgehensweise zwar noch nicht überzeugt, aber sie soll gründlich untersucht werden. Die Preisdeckelung wäre zweifelsohne der schnellste und effizienteste Weg, um die Energierechnungen von Familien zu senken. Aber selbst wenn der Preisdeckel kommt, bedeutet das nicht, dass wir uns zurücklehnen können. Denn erstens sind die Einwände der Gegner der Maßnahme nicht ohne, wir werden zusehen müssen, dass die Deckelung der Preise nicht zu Lieferproblemen führt. Und zweitens wird das Einsparen von Energie dennoch unerlässlich bleiben. Ja, auch die belgischen Regierungen müssen dafür sorgen, dass Menschen und Wirtschaft nicht den Bach runtergehen. Aber darüber darf nicht vergessen werden, dass der Energieverbrauch strukturell gesenkt werden muss. Und dass das Energieangebot grüner werden muss, fordert De Standaard.
Die Energieminister haben sich darauf geeinigt, welche Vorgehensweisen untersucht werden sollen, unterstreicht La Dernière Heure. Und wieder einmal haben sie sich dafür einen Monat Zeit gegeben. Das hilft den Menschen, deren Energierechnungen explodieren, nicht, es besteht dringender Handlungsbedarf, Winter und Frost nahen. Anders gesagt: Der Zähler dreht – und zwar schnell!, wettert La Dernière Heure.
Es ist fünf vor zwölf, Frau Doktor Ursula von der Leyen!, donnert auch Le Soir. Und die Uhr tickt immer schneller: Die Europäer müssen die Bombe der Energierechnungen so rasch wie möglich entschärfen, noch bevor der Winter und damit mögliche soziale Unruhen kommen. In dieser Situation absoluter Dringlichkeit ist auch Belgien mehr als gut beraten, seine eigenen Vorstöße zur Senkung der Energierechnungen auf die Reihe zu bekommen, mahnt Le Soir.
Belgien fehlt ein anderer Preisdeckel
Eigene Puffer, um den Energieschock aufzufangen, haben wir nicht, warnt De Tijd. Laut Planbüro steuert das belgische Staatsdefizit 2023 munter auf 31,5 Milliarden Euro zu, 5,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Die Verschuldung des Landes wird dieses Jahr nach den Prognosen der Nationalbank auf 105 Prozent steigen. Und die vielen Milliarden, die nötig wären, um mögliche Pläne zur Unterstützung der Kaufkraft der Familien beziehungsweise der Wirtschaft zu bezahlen, sind da noch gar nicht miteingerechnet. Das ist auch der Grund, warum sich Premierminister Alexander De Croo und Energieministerin Tinne Van der Straeten seit Monaten energisch für eine europäische Preisdeckelung einsetzen. Belgien muss jetzt dafür beten, dass eine europäische Gaspreis-Deckelung kommt und dass sie auch den gewünschten Effekt haben wird. Das ist der Preis dafür, dass uns eine andere Deckelung fehlt: die für die Ausgaben des Staates, giftet De Tijd.
Boris Schmidt