"Trockenheit: alle (zumindest noch) froh, dass es regnet", liest man auf Seite eins von Het Belang van Limburg. "Auf Regen gehofft, Sturzflut bekommen", blickt Het Laatste Nieuws auf Orte, in denen es gestern örtlich Starkregen gegeben hat. "Gent: schwere Regenfälle und Überschwemmungen", greift das auch L'Avenir in einer Überschrift auf.
Wer hätte gedacht, dass in einem Land, in dem durchschnittlich etwa 900 Millimeter Niederschlag pro Jahr fallen, mal so aufgeatmet wird, wenn es regnet, kommentiert Het Belang van Limburg. Aber genau das ist an manchen Orten gestern passiert. Denn so nass der letzte Sommer, so trocken ist der aktuelle. Das macht wieder einmal deutlich, dass Extreme durch den Klimawandel mittlerweile das neue Normal geworden sind. In dieser neuen Welt ist Wasser zu einem gefährlichen, vor allem aber kostbaren Gut geworden. Nicht nur, was unser Trinkwasser betrifft, sondern auch für unsere Landwirtschaft und den wirtschaftlichen Verkehr auf unseren Wasserwegen. Wir müssen unbedingt unseren Umgang mit Wasser überdenken, etwa, wofür wir Trinkwasser benutzen und wie wir für andere Zwecke viel mehr Regenwasser auffangen können. Und egal, wie viele es auch weiter leugnen wollen: Der Klimawandel ist eine Realität. Wetterphänomene, die früher Seltenheitswert hatten, sind zur normalsten Sache der Welt geworden. Uns an diese veränderte Situation anzupassen, ist keine Schande und auch kein Zugeständnis. Es ist eine Notwendigkeit, unterstreicht Het Belang van Limburg.
Nie wieder…
La Dernière Heure wünscht sich möglichst viel Normalität in einem ganz anderen Zusammenhang, nämlich für den anstehenden Beginn des Schuljahres: Nie wieder wollen wir all die Einschränkungen spüren, die wir in unserem Leben durch die Corona-Pandemie erleben mussten. Und nie wieder wollen wir, dass besonders die Kinder wieder so leiden müssen. Die gute Nachricht ist, dass dieser Schulanfang der erste in drei Jahren zu werden scheint, der mehr oder minder normal ablaufen sollte. Drücken wir die Daumen, dass das so lange wie möglich so bleibt. Und vergessen wir nicht, dass einfache Gesten uns die Rückkehr der großen Einschränkungen ersparen können, appelliert La Dernière Heure.
Die Traumstadt des Herrn Van Langenhove
Gazet van Antwerpen kommt auf Aussagen des rechtsextremen Politikers Dries Van Langenhove zurück, die dieser im Zusammenhang mit dem mittlerweile abgesagten Neonazi-Musikfestival "Frontnacht" in Ypern gemacht hatte. Van Langenhove, der als unabhängiger Abgeordneter für den rechtsextremen Vlaams Belang in der Kammer sitzt, hatte es auf Twitter eine gute Idee gefunden, in der Stadt Ypern zeitweise nur noch ethnische Flamen zuzulassen und die "multikulturelle Bereicherung" zurückzudrehen. Den Tweet löschte Van Langenhove später wieder. Nur um nachzuschieben, warum die Linke denn so hysterisch werde angesichts des Vorschlags, dass es aus wissenschaftlicher Sicht doch interessant sei, Lebensqualität, Kriminalität, Sauberkeit und ähnliches zwischen ethnisch homogenen und ethnisch heterogenen Stadtvierteln zu vergleichen. Seinen ursprünglich offenen Aufruf zur aktiven Segregation, also zur Rassentrennung, versucht Van Langenhove jetzt also als eine Art Studie zu verpacken, so Gazet van Antwerpen.
Die Vereinigten Staaten taumeln Richtung Abgrund
Die meisten Leitartikel blicken heute aber in die Vereinigten Staaten, genauer gesagt in den US-Bundesstaat Wyoming. Dort ist bei den Vorwahlen die bekannte und ausgesprochen Trump-kritische republikanische Kongressabgeordnete Liz Cheney ihrer von Ex-Präsident Donald Trump unterstützten republikanischen Herausforderin deutlich unterlegen. "Für oder gegen Trump?" – das ist auch anderthalb Jahre nach dem Abtreten des Mannes die Frage, die nicht nur die Republikaner spaltet, sondern eigentlich die gesamte amerikanische Demokratie, hält De Morgen fest. Das große Problem der Vereinigten Staaten ist heute, dass es keine Einigkeit mehr über die Spielregeln der Demokratie gibt. Eine beunruhigend große Gruppe der republikanischen Wähler glaubt, dass die letzten Präsidentschaftswahlen gefälscht waren, ohne dass es dafür auch nur den kleinsten Beweis gibt. Das Aufstacheln der Bürger, mit dem daraus resultierenden Sturm auf das Kapitol, das Schummeln bei der Steuer, die Mitnahme von Staatsgeheimnissen – all das sollte doch genug sein, um egal welchen Politiker zu disqualifizieren. Bei Trump aber befeuert das seine Anhängerschaft nur noch mehr. Das ist besorgniserregend. Die Geschichte der USA zeigt, dass so etwas schnell schiefgehen kann. Die Möglichkeit, dass es erneut dazu kommen könnte, ist reell, befürchtet De Morgen.
Diese Wahl bedeutet, dass die Republikaner eindeutig denen den Vorzug geben, die die Verfassung verletzen. Und nicht denen, die sie schützen wollen, schreibt La Libre Belgique. Die tragische Konsequenz des Siegs der Trump-Kandidatin ist, dass das dem Ex-Präsidenten wieder einen respektablen Anstrich in den Augen vieler geben wird. Diesem Mann, der nach Meinung der Justiz und des FBI eine tödliche Gefahr darstellt für die Institutionen des Landes und die amerikanische Demokratie an sich. Und für die republikanische Partei, die mittlerweile so zerfressen ist vom Populismus, dass sie nicht mehr in der Lage ist, ihre Grundwerte zu schützen, urteilt La Libre Belgique.
Für Le Soir ist die Niederlage Cheneys nur ein Vorgeschmack: Die Vereinigten Staaten taumeln auf den Abgrund zu. Donald Trump wird vor keiner Provokation zurückschrecken, um sich innerparteilicher Rivalen zu entledigen, um so den Weg für seine Rückkehr ins Weiße Haus zu ebnen. Tatkräftig unterstützt von den Spitzen der Partei und Zündlern wie Fox News. Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist höchstens, dass die Institutionen, die den Schock des versuchten Putsches Trumps überstanden haben, auch weitere Angriffe 2024 überstehen könnten. Vielleicht werden Trump vorher ja auch noch seine zahlreichen juristischen Probleme zum Verhängnis. Vielleicht wird die schwere interne Krise auch durch gravierende internationale Ereignisse abgeschwächt. Die gespaltene und erschöpfte amerikanische Demokratie sucht eine Atempause – und muss gleichzeitig das Schlimmste befürchten, meint Le Soir.
Boris Schmidt