"Regierung untersucht Möglichkeiten, schweres Kriegsmaterial in die Ukraine zu liefern", titelt De Standaard. "Zusätzliche Waffen sollen Kiew im Donbass helfen", heißt es in der Schlagzeile von De Morgen. "Schaden westliche Waffen mehr, als dass sie helfen?", fragt sich Het Belang Van Limburg auf Seite eins. Die belgische Regierung überlegt zurzeit, schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Damit soll die Ukraine im Kampf gegen Russland unterstützt werden. Die Leitartikler finden das eine gute Idee.
Het Laatste Nieuws meint: Bei der Frage, ob wir weiter Waffen an die Ukraine liefern sollen, auch die so genannten "schweren Waffen" geht es auch um die Frage, wie ernst wir unsere eigene Verteidigung nehmen. Dabei geht es nicht nur um Belgien, sondern um die EU allgemein. Putin ist der Auffassung, dass die EU keinen klaren Standpunkt dazu hat. Dem müssen wir entgegentreten. Wir dürfen nicht verkrampft reagieren bei Aktionen gegen Russland, findet Het Laatste Nieuws.
Nötig ist ein starker Partner für die Ukraine
Het Nieuwsblad vertritt die Auffassung: Dass die Lieferung von schweren Waffen den Krieg nur verlängert und noch blutiger macht, ist kein Argument, um diese Waffen nicht zu liefern. Denn Putin macht sowieso, was er will. Die Gefahr bei der möglichen Lieferung von Angriffswaffen liegt vielmehr in der Uneinigkeit, die diese Frage bei EU und Nato hervorrufen kann. Bislang sind die Fronten bei EU und Nato noch geeint. Doch das könnte sich jetzt ändern. Und das könnte dann der erste Sieg von Putin sein in einem Krieg, in dem er bisher alles verloren hat, urteilt Het Nieuwsblad.
La Libre Belgique stellt fest: Die westlichen Politiker tun sich zurzeit schwer, ihre Unterstützung der Ukraine deutlich zu benennen. Sie haben zu viel Angst, dass Russland sie wegen dieser Unterstützung als Kriegspartei ansehen könnte. Doch diese Vorsicht ist unangebracht. Die russische Führung macht rhetorisch sowieso das, was sie möchte: Sie bezeichnet den ukrainischen Präsidenten kurzerhand als "Chef einer Bande von Drogenabhängigen und Neonazis", wertet jetzt auch Polen als Nazistaat, spricht schon offen von einem angeblich "Dritten Weltkrieg". Deshalb sollte die westliche Welt ihre Vorsicht aufgeben und als starker Partner der Ukraine vor keiner Hilfe zurückschrecken. Die Ukraine sollte in die Lage versetzt werden, den Krieg auf die bestmögliche Weise zu beenden. Das ist im Interesse nicht nur von ihrer, sondern auch von unserer Freiheit, meint La Libre Belgique.
Vorsicht vor dem Phänomen der Rechtextremen
Vor der Stichwahl bei den französischen Präsidentschaftswahlen am kommenden Sonntag haben sich die beiden Kandidaten, Amtsinhaber Emmanuel Macron und die rechtsradikale Marine Le Pen, gestern ein TV-Duell geliefert.
Le Soir fasst zusammen: Es war fast schon eher eine freundliche Diskussion als ein harter Schlagabtausch. Macron und Le Pen blieben beide höflich, gaben sich gegenseitig sogar Komplimente. Und die Angriffe aufeinander überschritten nie die Grenze des guten Tons. Ein bisschen überraschend brauchte Macron sich nicht für seine politische Bilanz zu rechtfertigen, sondern konnte seine Zukunftsvisionen mitteilen. Le Pen wiederholte nicht die Fehler von vor fünf Jahren, blieb allerdings ein bisschen blass. Kurz: Diese zweieinhalb Stunden Fernsehen verliefen ohne Aufregung und Überraschung. Sie werden den Wahlausgang nicht grundsätzlich ändern, ist sich Le Soir sicher.
L'Avenir stellt fest: Erstaunlicherweise war es Macron, der die Rolle des Angreifenden übernahm. Von Beginn an hat er seine Gegnerin mit den Widersprüchen konfrontiert, die ihr Programm beinhaltet. Vor allem bei wirtschaftlichen Fragen. Le Pen hatte es nicht nur schwer, sich zu verteidigen. Sie schaffte es auch nie richtig, Gegenangriffe zu starten. Deshalb brachte die Show am Ende nichts Neues. Macron erschien als professioneller Politiker, Le Pen als Amateurin, was sie hinter einem aufgesetzt wirkenden Lächeln zu verstecken versuchte, resümiert L'Avenir.
De Tijd notiert: Das Phänomen von Marine Le Pen könnte in abgewandelter Form auch Belgien treffen. Denn in der aktuellen Krisenzeit stehen unsere Politiker vor schweren Entscheidungen. Einerseits müssen sie die Staatsfinanzen im Blick behalten – und hier sieht es alles andere als gut aus. Andererseits dürfen sie nicht als Politiker erscheinen, die nichts gegen die Explosion der Preise tun. Sollten sie letzteres vernachlässigen, werden extreme Parteien davon profitieren, indem sie die Kaufkraft der Bürger in den Mittelpunkt ihrer Kampagnen stellen werden, warnt De Tijd.
Wendepunkt für Netflix
L'Echo kommentiert zum Streamingdienst Netflix: Erstmal seit zehn Jahren ist die Zahl der Netflix-Abonnenten zurückgegangen. Der Wert der Netflix-Aktie sackte um 30 Prozent ab. Netflix steht an einem Wendepunkt. Auf Werbung wird der Streamingdienst zukünftig nicht verzichten können. Das ist aber keine Katastrophe, sondern war abzusehen, in einem Markt, der gesättigt scheint und hart umkämpft ist. Es war eben falsch zu denken, dass Internet-Unternehmen unendlich lang wachsen können. Außerdem gibt es mittlerweile mit Amazon, Disney und HBO finanzkräftige Konkurrenten zu Netflix, die schon jetzt mit Werbung gut funktionieren. Ohne geht eben nicht, analysiert L'Echo.
Kay Wagner