"Ein Block gegen Putin", titelt Het Laatste Nieuws. "Nato schaltet einen Gang höher", heißt es im Aufmacher von Het Belang Van Limburg. "Westen gespalten bei Frage nach Sanktionen", so die Schlagzeile bei De Morgen.
Die Gipfeltreffen von Nato, G7 und EU gestern in Brüssel und die Anwesenheit von US-Präsident Joe Biden bei diesen Gipfeln sind für die meisten Zeitungen das Top-Thema auf ihren Titelseiten. Viele widmen auch ihre Leitartikel diesen Ereignissen.
Het Nieuwsblad schreibt: Mehr Geld für die Verteidigung von EU-Ländern, weitere Nato-Truppen an die Grenzen mit Russland, ein Energieboykott gegen Putin, der Gestalt annimmt: Der Blitzbesuch von Biden hat zu Ergebnissen geführt. Er war ein deutliches Signal an Russland. Nämlich, dass die Zeit des Kuschelns vorbei ist. Das war gestern ein Booster für die Einheit des Westens. So etwas gab es schon lange nicht mehr, freut sich Het Nieuwsblad.
"Es allen recht machen wollen"
Le Soir stellt fest: Der Westen wollte gestern seine Einheit demonstrieren. "Wir machen mehr, als je zuvor, ohne den Schritt zu viel zu machen, durch den alles eskalieren würde", wurde gestern gesagt. Diese Aussage stimmt aber nur zum Teil. Denn man könnte durchaus noch mehr tun, zum Beispiel bei den Sanktionen. Doch den kompletten Einfuhrstopp von russischem Öl und Gas lehnen zahlreiche europäische Länder ab. Weil sie die negativen Auswirkungen bei sich selbst fürchten. Anders als vorgegeben war gestern auch nicht die ganze "westliche Welt" in Brüssel. Es gibt viele andere Länder, und nicht alle davon verurteilen so deutlich wie die Nato das russische Vorgehen, erinnert Le Soir.
L'Avenir analysiert: Als Ergebnis der gestrigen Gipfel kann festgehalten werden: Der Westen reagiert durchaus nachvollziehbar. Man versucht, den Krieg von sich fernzuhalten. Deshalb liefert man zwar Waffen an die Ukraine, aber keine Offensivwaffen. Man droht mit schweren Konsequenzen, wenn Putin chemische, biologische oder atomare Waffen einsetzen sollte, ohne die Konsequenzen genau zu benennen. Man friert russisches Vermögen ein, kauft aber weiter russisches Gas. So etwas nennt man "es allen recht machen wollen". Das ist sehr diplomatisch. Und ein bisschen feige, urteilt L'Avenir.
Kritisch zeigt sich auch De Morgen, der bemerkt: Die Drohung der Nato mit "ernsten Konsequenzen" beim Einsatz von chemischen und biologischen Waffen durch Russland erinnert an den Syrien-Krieg. Damals sprach US-Präsident Barack Obama von einer "roten Linie", die überschritten würde, wenn chemische Waffen zum Einsatz kämen. Und als das so kam, passierte nichts. Jetzt droht sich das zu wiederholen. Oder will die Nato tatsächlich beim Einsatz von chemischen Waffen durch Russland als Allianz der freien Demokratien militärisch zurückschlagen? Dass die Nato nicht klarer sagt, was sie tun wird, hilft niemandem: Weder den Ukrainern, die sich endlich konkrete Hilfe erwarten. Noch der Nato selbst in ihrer Haltung gegenüber Putin. Der versteht nämlich nur klare Worte, unterstreicht De Morgen.
"Europäische Zusammenarbeit beim Militär ist ein Muss"
Het Belang Van Limburg beobachtet: Viele Länder stocken jetzt plötzlich ihren Verteidigungshaushalt auf. Das ist gut, weil das angesichts der neuen Entwicklungen keine Luxusausgaben sind. Aber mit Geld allein ist es nicht getan: Die Effizienz der Verteidigung innerhalb Europas muss besser werden. Die EU-Staaten geben gemeinsam schon heute viel mehr Geld für Verteidigung aus als Russland, aber auf dem Terrain spiegelt sich das nicht wider. Deshalb muss ein europäisches Heer aufgestellt werden. Eine Zusammenarbeit beim Militär ist für die EU keine Möglichkeit mehr, sondern ein Muss, findet Het Belang Van Limburg.
La Libre Belgique kommentiert zum Beschluss der belgischen Regierung, eine Milliarde Euro zusätzlich für das Militär bereit zu stellen: Man könnte glauben, dass Belgien dadurch seine militärische Hilfe für die Ukraine aufstocken würde. So, wie das zahlreiche andere europäische Länder tun. Doch weit gefehlt: Das Geld soll dazu dienen, den Mindeststandard der belgischen Armee herzustellen, die in den vergangenen Jahrzehnten fast schon kaputtgespart worden ist, kritisiert La Libre Belgique.
Das Comeback der Corona-Experten
La Dernière Heure notiert zum Thema Coronavirus: Die Experten, die uns in den vergangenen zwei Jahren so häufig über Covid informiert haben, Frank Vandenbroucke und Erika Vlieghe, versuchen gerade ein Comeback. Mit einer Botschaft, die (fast) keiner mehr hören möchte: Die Covid-Zahlen steigen wieder. Doch selbst, wenn das so sein sollte, sollte uns das keine Angst machen. Ja, das Virus ist nicht tot. Aber die Zahlen auf den Intensivstationen sind stabil.
Wir werden nicht wieder alles schließen, nicht wieder in Panik verfallen. Wir werden lernen müssen, mit dem Virus zu leben. Auch Belgier stecken sich weiter mit ihm an. Entwickeln aber – auch dank der Impfkampagne – nur wenige Symptome, weiß La Dernière Heure.
Kay Wagner