"Apokalyptisch: Russland bombardiert Kinderkrankenhaus", titelt Het Belang Van Limburg. "Putins Gräuel kennt keine Grenzen", so die Schlagzeile bei Het Laatste Nieuws. "Angriff auf Kinderklinik in Mariupol schockiert die Welt", notiert De Morgen auf Seite eins.
Der russische Krieg gegen die Ukraine ist weiter das beherrschende Thema auf den Titelseiten der Zeitungen. Große Empörung ruft der Bombenangriff auf eine Kinder- und Geburtsklinik in der ukrainischen Stadt Mariupol hervor.
Pure Gewalt, um den Krieg zu gewinnen
Het Nieuwsblad kommentiert dazu: Viele haben zu Beginn des Kriegs gerätselt, wie Putin diesen Krieg gegen die Ukraine gestalten will. Jetzt wird es klar: Nachdem die russische Armee es nicht geschafft hat, die Ukraine in wenigen Tagen zu besiegen, greift Putin auf ein Mittel zurück, dass Russland schon öfter angewandt hat: die pure Gewalt. Dabei schreckt Putin anscheinend vor nichts zurück. Alle Mittel sind ihm recht, um den Krieg zu gewinnen. Es ist zu befürchten, dass der barbarische Bombenhagel auf das Kinderkrankenhaus in Mariupol nur ein vorläufiger, trauriger Tiefpunkt ist. Der Krieg ist in eine neue Phase eingetreten, stellt Het Nieuwsblad fest.
De Tijd notiert: Nichts weist darauf hin, dass der Konflikt schnell beendet sein wird. Deshalb muss jetzt, nach den ersten Reaktionen auf die russische Invasion in der Ukraine, grundsätzlich darüber nachgedacht werden, wie wir uns langfristig an die neue Situation anpassen können. Eine Situation, die von höheren Lebensmittelpreisen geprägt sein wird, von höheren Energiekosten, höheren Ausgaben für das Militär und auch von vielen Flüchtlingen, die zunächst auf unbestimmte Zeit bei uns bleiben werden, zählt De Tijd auf.
Ukrainische Flüchtlinge - Kein Platz für politische Spielchen
Zur Aufnahme dieser Flüchtlinge in Belgien meint La Libre Belgique: Der föderale Staatssekretär für Asyl und Migration, Sammy Mahdi, liegt falsch, wenn er Hilfe vor allem bei Bürgern sucht, bei denen die Flüchtlinge jetzt unterkommen können. Denn noch weiß niemand, wie lange diese Flüchtlinge bleiben werden. Und man darf auch nicht vergessen, dass sie aus einem Kriegsgebiet kommen. Diese Menschen benötigen professionelle Hilfe, um mit dem Erlebten klarzukommen, sich in Belgien zurecht zu finden und eventuell auch länger einzurichten. Hier ist eindeutig der Staat gefragt. Bürger können aushelfen. Aber die Hauptlast, um den Flüchtlingen seriöse Aufnahme zu gewähren, liegt beim Staat, betont La Libre Belgique.
Mit Blick auf die bisherigen staatlichen Leistungen für die Flüchtlinge urteilt Het Laatste Nieuws: Da ist noch viel Platz nach oben für Verbesserungen. Die Hilfe muss professioneller werden. Staatssekretär Mahdi hat das durchaus erkannt und den Regionen seine Hilfe angeboten, beziehungsweise die Hilfe der föderalen Ebene. In Flandern hört man das nicht gerne. Hier will die Regierung lieber selbst alles machen. Doch solche politischen Spielchen sollten jetzt bitte in den Hintergrund treten. Jetzt geht es darum, zusammen zu arbeiten, um eine bestmögliche Hilfe für die Flüchtlinge zu organisieren, fordert Het Laatste Nieuws.
Strategische Autonomie der EU vs. liberale Sichtweise
Le Soir beschäftigt sich mit dem Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Versailles, auf dem heute und morgen die Ukraine-Krise im Mittelpunkt stehen soll. Die Zeitung führt aus: Leider musste erst ein Krieg ausbrechen, um die Europäer wachzurütteln. Auf dem Programm der Gipfelteilnehmer heute stehen Dinge, die Europa längst hätte verwirklichen müssen: Maßnahmen, um sich unabhängiger zu machen in militärischen Fragen, bei der Energieversorgung, im Gesundheitswesen, der Produktion von Halbleitern und so weiter. Bei all diesen Dingen hat Europa große Kompetenzen. Aber zu wenig hat Europa in den vergangenen Jahrzehnten auf diese Kompetenzen gesetzt. Es ist gut, dass sich die EU-Staaten jetzt auf ihre eigenen Stärken besinnen, lobt Le Soir.
De Standaard bemerkt: Strategische Autonomie ist das Schlagwort, unter dem das Treffen in Versailles steht. Eine strategische Autonomie der EU lässt sich allerdings nur schwer mit einer allzu liberalen Sichtweise vereinbaren. Das wissen alle Teilnehmer in Versailles. Auch die tiefblauen, also liberalen Regierungschefs, zu denen auch der belgische gehört. Doch die aktuelle Situation lässt keinen Raum für strenge Dogmatik. Gefragt ist jetzt politische Beweglichkeit, unterstreicht De Standaard.
Auch De Morgen blickt nach Versailles und schreibt: Der Ukraine-Krieg scheint einen Wendepunkt für die EU darzustellen. Jahrelang standen die Pro-Europäer in der Kritik, mussten sich wehren gegen Kräfte, die auf die nationale Eigenständigkeit der Mitgliedstaaten pochten. Jetzt dreht sich das Blatt. Jetzt wird die Kraft in der Gemeinschaft gesucht. Das ist eine Chance für die EU. Sie sollte sie nutzen und jetzt ambitionierte und konkrete Maßnahmen beschließen, um ihre Bevölkerung zu schützen und zu versorgen, wünscht sich De Morgen.
Kay Wagner