"Der 'Konvoi der Freiheit' bewegt sich auf Brüssel zu", titelt La Libre Belgique. "Ein Ziel: Brüssel lahmlegen", so die Schlagzeile bei Het Laatste Nieuws. "Ausschreitungen erwartet vor den Toren von Brüssel", notiert La Dernière Heure auf Seite eins.
Der Autofahrerprotest gegen Corona-Beschränkungen soll heute in Brüssel stattfinden. La Dernière Heure bemerkt: Die Idee, mit einem Auto-Konvoi Unzufriedenheit auszudrücken und zu demonstrieren, ist irgendwie schon genial. Mit Lkw, Campingfahrzeugen und Pkw ein Stadtzentrum zu blockieren und dabei mit Hupen für unerträglichen Lärm zu sorgen, ist heutzutage sicher das beste Mittel, um sich auf friedliche Art Gehör zu verschaffen. Jeder wird dadurch in seinen alltäglichen Bewegungen auf den Protest aufmerksam. Die Form dieses Protests überzeugt, bewundert La Dernière Heure.
La Libre Belgique sieht das ganz anders und schreibt: Der große Frust der Unzufriedenen berechtigt sie keinesfalls dazu, die Mehrheit der Gesellschaft oder eine ganze Stadt in Geiselhaft zu nehmen. Das Brüsseler Universitätskrankenhaus hat gestern auf seiner Internetseite davor gewarnt, dass es heute schwierig erreichbar sein könnte, wegen des so genannten "Konvois der Freiheit". So etwas ist schlicht und ergreifend unerträglich. Zumal wir uns immer noch in einer Gesundheitskrise befinden, bei der zahlreiche Patienten schnell lebenswichtige Hilfe benötigen, ärgert sich La Libre Belgique.
Konvoi der Unzufriedenen
Het Laatste Nieuws analysiert: Die Gruppe der Menschen, die heute in Brüssel demonstrieren will, könnte man die Gruppe der "Ungehörten" nennen. Menschen, die sich aus verschiedenen Gründen benachteiligt sehen in der Gesellschaft. Sie gab es schon vor Corona. Und sie kommen nicht per Definition aus der so genannten Unterschicht der Gesellschaft. Unter ihnen sind sowohl arme als auch reiche Menschen, Linke und Rechte, Einheimische und Zugewanderte. Sie scharen sich jetzt um die Corona-Maßnahmen. Man kann damit rechnen, dass sich diese Gruppe mit dem Ende der Pandemie auch wieder auflöst. Wahrscheinlich aber nur, um sich bald schon um neue "Ungerechtigkeiten" zu versammeln. "Was wird die Gesellschaft diesen 'Ungehörten' nach der Pandemie anzubieten haben?", fragt Het Laatste Nieuws.
Het Nieuwsblad meint: Das ist heute im Grunde kein Konvoi für Freiheit, sondern ein Konvoi der Unzufriedenen. Der Protest in Brüssel ist Ausdruck der Unzulänglichkeiten, die in unserer Gesellschaft herrschen. Natürlich geht es auch um die Corona-Maßnahmen, aber nicht nur: zu hohe Benzinpreise, zu hohe Energierechnungen und zu teurer Wohnraum. Alles Dinge, um die sich unsere Politiker zu wenig kümmern. Die Unzufriedenen könnten zu einer strukturellen Bewegung werden, die das herkömmliche Parteiensystem wegfegt, sorgt sich Het Nieuwsbald.
Wo bleibt die föderale Hilfe?
Gazet Van Antwerpen weist auf eine andere Unzulänglichkeit hin und führt aus: Es ist eine Schande, dass Bart De Wever als Bürgermeister von Antwerpen nach Kolumbien fliegen muss, um Lösungen für die Drogenproblematik in seiner Stadt zu suchen. Denn eigentlich müsste sich darum die föderale Ebene kümmern. Doch das tut sie nicht. Es ist zu hoffen, dass der Brief von De Wever an den Premierminister daran etwas ändert, notiert Gazet Van Antwerpen.
De Standaard kommentiert zum russischen Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine: War das jetzt Hysterie, als US-Präsident Biden am Wochenende davon sprach, dass ein russischer Angriff auf die Ukraine unmittelbar bevorstehe? Wissen kann man das nicht. Und es kann gut sein, dass der russische Präsident Putin daraus politischen Profit schlagen könnte. Denn wenn Russland nicht in die Ukraine einfallen wird, kann er sagen, was für einen Unsinn die USA mal wieder verbreitet hätten. Dabei könnte es andererseits den USA auch gar nicht darum gehen, Recht zu haben oder nicht: Ihr Ziel könnte es sein, auf jeden Fall den Krieg zu verhindern. Vielleicht war Bidens Äußerung deshalb auch nur Taktik. Was genau in dem Ukraine-Konflikt gerade passiert, bleibt eben unklar, schlussfolgert De Standaard.
Für viele kein Tag zum Feiern
Zum heutigen Valentinstag stellt Het Belang Van Limburg fest: Die Menschen in jedem dritten flämischen Haushalt werden hoffen, dass der Tag so schnell wie möglich vorbei geht. Denn diese Menschen sind alleinstehend. 930.000 dieser Single-Haushalte gibt es mittlerweile. Und die haben heute tatsächlich nichts zu feiern. Nicht nur, dass sie keinen Liebsten haben, der sie heute verwöhnt. Auch über das Jahr hinweg haben sie mit Nachteilen zu kämpfen, mit finanziellen Nachteilen. Überall werden sie da nämlich schlechter gestellt als Paare. Zum Beispiel höhere Wohnkosten bei kleineren Wohnungen, mehr Müllabgabe und 52 Prozent Lohnsteuer, wo Paare nur 35 Prozent zahlen müssen. Wer arm werden will in unserem Land, bleibt Single. Selbst schuld, werden viele sagen. Ob das wirklich so ist?, zweifelt Het Belang Van Limburg.
Kay Wagner