"Endlich ist Freiheit in Sicht", heißt es bei De Morgen auf Seite eins. "Nächste Woche Stufe orange, im März dann Stufe gelb", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. "Masken in Grundschulen müssen verschwinden", titelt Het Laatste Nieuws.
Einen Tag vor dem nächsten Konzertierungsausschuss zur Corona-Lage erhöhen auch die Zeitungen den Druck auf die Politiker, die Einschränkungen zu lockern.
La Libre Belgique kommentiert: Natürlich muss der Ausschuss vorsichtig bleiben in seinen Entscheidungen. Aber die Politiker müssen auch vermeiden, dass eine überzogene Vorsicht als unnötige Verlängerung der Maßnahmen gewertet wird, die die persönlichen Freiheiten beschränken. Morgen geht es auch um die Zukunft. Die Bereitschaft der Bürger, ähnliche Maßnahmen wie jetzt bei neuen Krisen zu unterstützen, steht auf dem Spiel, mahnt La Libre Belgique.
La Dernière Heure bemerkt: Das berühmte Corona-Barometer dürfte – nach all dem, was man im Vorfeld hört – auf orange gestellt werden. Das wird eine Reihe von Lockerungen mit sich bringen, die den Duft der Freiheit tragen. Nachtclubs werden wieder öffnen dürfen, Theater-, Kino- und Konzertsäle können auf das Zählen der Zuschauer verzichten, die Horeca-Betriebe brauchen keine vorgezogene Sperrstunde mehr beachten.
Auch Eltern, Lehrer und Schüler erwarten Lockerungen an den Schulen. Dabei geht es vor allem um die Abschaffung der Maskenpflicht. In diesem Punkt sind sich die Politiker noch nicht einig. Aber es wäre ein humanitärer Akt, die Maskenpflicht an Schulen endlich zu beenden. Das sollte unbedingt beschlossen werden, fordert La Dernière Heure.
Welche Mittel, um das Bildungswesen aktuell zu unterstützen?
L'Avenir schaut auf den heutigen Schulstreik in der Französischsprachigen Gemeinschaft und stellt fest: Die Forderungen der Protestierenden sind legitim, aber nicht neu. Die Pandemie hat die Unzulänglichkeiten, unter denen das Schulpersonal bereits seit Jahren leidet, nur sichtbarer für alle gemacht und natürlich auch verstärkt. Es ist Zeit, dem gegenzusteuern. Auch mit Blick auf die jungen Menschen, deren Bildungsniveau unter den schlechten Bedingungen leidet. Die Gesellschaft muss ein vitales Interesse daran haben, dass die Regierung ihre Prioritäten verlagert und Mittel freisetzt, um Lösungen zu finden. Ansonsten droht die aktuelle Konjunkturkrise unser Bildungswesen strukturell zu erschüttern, warnt L'Avenir.
Ebenfalls um Schulen geht es im Leitartikel von De Standaard, der berichtet: Das flämische Bildungswesen wehrt sich gegen die Pläne von Bildungsminister Ben Weyts, zentrale Prüfungen einzuführen und die Ergebnisse zu veröffentlichen. Das würde dem Ruf von Schulen schaden und dazu führen, dass Eltern Kinder nur noch an bestimmten Schulen einschreiben wollen, so die Furcht. Die allerdings unbegründet ist. Das ist längst bewiesen. Zu fürchten ist vielmehr, dass der Minister die Reform ohne die nötigen Geldmittel machen möchte. Dann wäre die Neuerung von vornherein zum Scheitern verurteilt, glaubt De Standaard.
Eine Überlegung, um sexuelle Übergriffe zu vermeiden
Le Soir widmet sich dem Thema sexuelle Übergriffe und erklärt: Es ist ein kleiner Tsunami, der die flämischen Universitäten getroffen hat. Innerhalb von wenigen Tagen gelangten mehrere Fälle von sexuellen Belästigungen und deplatziertem Verhalten an die Öffentlichkeit. Zunächst in Brüssel, dann in Gent und Löwen. Völlig erstaunlich ist das nicht. Universitäten bieten mehrere Voraussetzungen, um sie anfällig zu machen als Orte, an denen solche Übergriffe geschehen können: Die Hierarchie ist stark ausgeprägt, die meisten Professoren sind männlich die Zahl der Studentinnen steigt, und zwischen beiden Gruppen gibt es einen Altersunterschied, analysiert Le Soir.
Het Laatste Nieuws findet: Es ist sehr gut, dass die jungen Frauen jetzt an die Öffentlichkeit gegangen sind. Und es ist schlimm zu sehen, dass Machtstrukturen immer noch als Mittel funktionieren, um Frauen einfach auf ihr Geschlecht zu reduzieren. Eine Patentlösung dafür gibt es nicht. Aber man sollte überlegen, ob Täter nicht öfter als bislang entlassen werden sollten. Die Opfer wären von ihrem Peiniger befreit. Die Täter könnten sich in einem neuen Umfeld ohne schützende Machtstruktur beweisen und damit aus ihrem Fehlverhalten lernen. Eine zweite Chance hat jeder verdient, heißt es bei Het Laatste Nieuws.
Klare Grenze zwischen Glauben und Politik bleibt bestehen
Het Belang Van Limburg hat erfahren, dass die Moslemexekutive künftig kein Geld mehr vom belgischen Staat erhalten möchte. Das Geld für ihre Aktivitäten möchte das Gremium künftig bei den Moscheen eintreiben.
Dazu meint die Zeitung: Gegen diesen Vorschlag ist im Grunde nichts einzuwenden. Die Moscheen werden zwar meist aus dem muslimischen Ausland finanziert. Aber eine wachsende Politisierung der Moslemexekutive braucht man deshalb eigentlich nicht fürchten. Denn es bleibt ja dabei: Bei uns gibt eine klare Grenze zwischen Glauben und Politik. Diese Grenze bleibt bestehen. Und sollte es da Probleme geben, muss man sich halt zusammensetzen und diese Grenze wieder klar ziehen, erinnert Het Belang Van Limburg.
Kay Wagner