"Es ist Zeit, die Einschränkungen aufzuheben", titelt La Dernière Heure. "Corona-Krise tötet auch im Stillen: Hoher Blutdruck wird weniger oft erkannt", heißt es im Aufmacher von De Standaard. "Drei Impfdosen sollten reichen, um überall hinfliegen zu können in Europa", zitiert La Libre Belgique den Chef des Flughafens Charleroi auf ihrer Titelseite. Die Corona-Pandemie bleibt auch heute das vorherrschende Thema in den Zeitungen.
La Dernière Heure meint: Wenn jetzt sogar Chefs von Krankenhäusern sagen, dass die aktuell vorherrschende Omikron-Variante mit einem Husten zu vergleichen sei und die Chance hoch ist, dass sich jeder einmal mit Omikron anstecken wird – egal, wie oft man gegen Covid geimpft ist und egal, ob man die Krankheit bemerkt, oder nicht –, dann führt diese Beobachtung zu einer einzigen logischen Schlussfolgerung: Alle Maßnahmen gegen Covid helfen nichts mehr, sind überholt und unnütz. Schaffen wir sie also ab und folgen dem Beispiel Dänemarks. Schützen wir weiter die Schwachen und Alten unserer Gesellschaft. Aber hören wir auf, uns alle mit Einschränkungen wie bisher zu geißeln. Lernen wir endlich mit dem Virus normal zu leben, fordert La Dernière Heure.
Mut und Kreativität für den Neuanfang
Auch De Standaard blickt in die Zukunft und glaubt: Der Weg zurück in die Normalität wird schwer. In vielen Bereichen – im Schulwesen, der Gesundheit, am Arbeitsmarkt zum Beispiel – hat die Pandemie Spuren hinterlassen, die uns noch lange beschäftigen werden. In gewisser Weise ähnelt die Situation derjenigen am Ende eines Krieges. Vieles ist nicht mehr so, wie es war. Ein Neuanfang muss gemacht werden. Das bietet auch Chancen. Wir können uns in gewisser Weise neu erfinden und aus Fehlern der Vergangenheit lernen. Dafür ist Mut und Kreativität nötig. Dafür muss Politik gemacht werden, aber ehrgeiziger und grundlegender als zurzeit, wünscht sich De Standaard.
Zu den Booster-Plänen für junge Menschen kommentiert Het Nieuwsblad: Wenn die flämische Regierung Ernst macht mit ihrer Drohung, Booster-Impfungen für Jugendliche zu starten, ohne dafür das grüne Licht von der Europäischen Gesundheitsagentur und dem Hohen Gesundheitsrat zu haben, wäre das ein ganz schlechtes Signal. Denn erinnern wir uns: Vor einem Jahr galt auch das Gebot: Das Impfen gegen Covid soll erst starten, wenn die eben genannten Einrichtungen die Impfstoffe als sicher einstufen. Ihr Urteil hat damals das Vertrauen in die Impfstoffe gestärkt. Dieses Vertrauen würde durch einen flämischen Alleingang verspielt. Man kann sich denken, warum die Regierung den Booster so schnell will: Die Winterferien sollen für Jugendliche möglich sein. Die Idee ist gut. Aber Sicherheitsaspekte beim Impfen für solche Ziele zu opfern, ist Wasser auf die Mühlen der Impfskeptiker und Verschwörungstheoretiker, warnt Het Nieuwsblad.
Nord-Stream spaltet Europa
Het Laatste Nieuws blickt zurück auf den Beschluss der Föderalregierung, die Energierechnungen der Bürger erträglicher zu gestalten und schreibt: Es war eine Chance für die Regierung, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Diese Chance wurde vertan. Klar, es sind Erleichterungen beschlossen worden. Sie sind aber so kompliziert und nicht auf Dauer angelegt, dass sie niemanden wirklich zufrieden stellen, beklagt Het Laatste Nieuws.
Het Belang Van Limburg bemerkt zum Thema Energie: Die hohen Energiepreise zurzeit haben auch etwas mit dem aktuellen Konflikt um die Ukraine zu tun. Da geht es auch um russisches Gas, das Europa gut gebrauchen kann. Putin weiß das und nutzt das aus. Die neue Gas-Pipeline Nord-Stream 2 durch die Ostsee, durch die Deutschland genug Energie erhalten soll, wenn der Atomausstieg geschafft ist, spaltet die Europäer schon lange. Jetzt bedroht sie die Einigkeit des Westens bei einer klaren Antwort auf Putins Säbelrasseln an der Grenze zur Ukraine, analysiert Het Belang Van Limburg.
Greenwashing, Realpolitik und Inflation
Das GrenzEcho befasst sich mit dem als "Taxonomie" bezeichneten Beschluss der EU-Kommission, finanzielle Investitionen in Atom- und Gaskraftwerke künftig unter bestimmten Voraussetzungen als klimafreundlich einzustufen, und notiert: Greenwashing nennen es die einen, Realpolitik die anderen. Wieder andere riechen einen faulen Kompromiss zwischen Deutschland und Frankreich sowie ihren jeweiligen Anhängern. Man mag von der Taxonomie halten, was man will: Die EU-Kommission jedenfalls hat in dieser Frage Führung bewiesen. Sie ist mit Realismus an das Thema herangegangen und hat auf den Rat von Fachleuten gehört. Genau das erwartet man von einer EU-Kommission, findet das GrenzEcho.
Die Wirtschaftszeitung L’Echo vermeldet: Die Inflation in der Euro-Zone liegt mittlerweile bei 5,1 Prozent. Höher, als erwartet. Die Europäische Zentralbank muss darauf reagieren. Vielleicht noch nicht direkt mit einer Erhöhung des Leitzinses. Aber mit mehr Aufmerksamkeit, um den Ernst der Lage richtig einschätzen zu können, rät L’Echo.
Kay Wagner