"Novak Djokovic muss Australien verlassen", titelt das GrenzEcho. "Djokovic ausgewiesen, Ende einer schlechten Saga", schreibt Le Soir. "Australisches Debakel kann Novak Djokovic teuer zu stehen kommen", liest man bei Gazet van Antwerpen.
Die Affäre um den Tennis-Superstar hat den sportlichen Rahmen weit überstiegen, kommentiert L'Avenir. Die australische Regierung wollte beim Visumsstreit mit dem ungeimpften Serben nicht nachgeben, schon gar nicht vor den anstehenden Wahlen. Der Einwanderungsminister hatte vor Gericht die Einreise Djokovics nicht nur als gesundheitliches Risiko bezeichnet. Seine Anwesenheit stärke auch die Impfgegner, hieß es weiter. Der australische Premier hob hervor, welche großen Opfer die Bevölkerung während der Pandemie gebracht habe. Und dass sie zu Recht wünsche, dass die Ergebnisse dieser Opfer auch geschützt würden. In diesem Kontext hat es die Regierung für notwendig erachtet, Djokovic zu opfern, so L'Avenir.
Le Soir greift nicht nur die Coronaregel-Probleme von Novak Djokovic auf, sondern auch die des britischen Premierministers Boris Johnson. Der steht ja wegen zahlreicher verbotener Partys immer stärker in der Kritik. Sowohl in London als auch in Melbourne geht es um die einfache und notwendige Anwendung eines Prinzips, das die beiden angesichts ihrer Position und ihres Einflusses noch mehr als andere hätten respektieren müssen: die Gleichheit aller vor dem Gesetz. Wobei bei Johnson erschwerend hinzukommt, dass er die Regeln bei seinem Volk mithilfe der Polizei durchsetzen ließ, sie aber nicht auf sich selbst und seinen Anhang anwandte, kritisiert Le Soir.
Klarere Regeln und Barometer
La Dernière Heure blickt voraus auf den nächsten Konzertierungsausschuss, der ja diese Woche stattfinden soll. Der letzte Konzertierungsausschuss hat höchstens bewirkt, dass das Unverständnis bei einer Mehrheit der Bevölkerung noch größer geworden ist. Regeln, die nicht mehr befolgt beziehungsweise nicht mehr verstanden werden, müssen klargestellt oder zurückgenommen werden. Zum Beispiel, was die verwirrende unterschiedliche Länge der Quarantänen angeht, das Shopping oder insbesondere die Restaurantbesuche. Darüber hinaus muss auch endlich ein Corona-Barometer vorgestellt werden, fordert La Dernière Heure.
Corona-technisch blicken die Zeitungen ansonsten auch auf das Ausland: In Frankreich hat die Nationalversammlung endgültig grünes Licht gegeben für die Einführung des Impfpasses, hält La Libre Belgique fest. In Belgien wird diese Woche die Debatte um das beste Werkzeug für das Management der nächsten Phasen der Gesundheitskrise beginnen. Die Kammer und der Konzertierungsausschuss werden sich im Prinzip entscheiden müssen zwischen dem Status quo, der Impfpflicht, wie sie für das Gesundheitspersonal schon beschlossen ist, oder dem Impfpass, der das bisherige Covid-Safe-Ticket ersetzen würde.
Von diesen Optionen scheint der Impfpass als Voraussetzung für den Zugang zu diversen nicht-essenziellen Aktivitäten die meisten Vorteile zu bieten. Er würde weder die Schulen noch die Betriebe beeinträchtigen. Auch der Druck auf das Gesundheitswesen könnte so verringert werden. Und nicht zuletzt würde das auch die Wiederöffnung der noch geschlossenen Sektoren erlauben, Stichwort Nachtleben. Zwei Wermutstropfen gibt es allerdings: Mit dieser Debatte beginnt man sehr spät, vielleicht sogar zu spät. Ein zu langer gesetzgebender Prozess passt nicht gut zur noch immer absoluten Dringlichkeit dieser Notsituation. Zweitens müsste es dieses Mal auch tatsächlich ein System von Kontrollen und Strafen geben. Ansonsten droht die Einführung eines Impfpasses zum x-ten Schlag ins Wasser zu werden, warnt La Libre Belgique.
Impfpflicht und die Impfung von Kindern
In Österreich kommt die Impfpflicht, mit Kontrollen und Strafen zwischen 600 und 3.600 Euro, hebt Gazet van Antwerpen hervor. Laut Umfragen sind hierzulande rund 70 Prozent der Bevölkerung für eine Impfpflicht oder einen strengen Impfpass. Das ist eine bequeme Mehrheit, aber die Minderheit ist doch so groß, dass das zu einer schmerzhaften Konfliktsituation führen kann. Einfache Lösungen gibt es hier nicht. Menschen entscheiden nicht allein auf Grundlage rationaler Abwägungen, sondern auch auf Basis von Intuition, Erfahrungen, politischen, religiösen und anderen Überzeugungen. In dieser Hinsicht kann die energische österreichische Herangehensweise lehrreich sein: Wird sie den Frust vergrößern – oder das Gegenteil bewirken?, fragt sich Gazet van Antwerpen.
Het Belang van Limburg befasst sich spezifisch mit der Impfung von Kindern: Die Angst vieler Eltern ist nicht unlogisch, aber Bauchgefühl, Zweifel und Emotionen dürfen fortschreitenden wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht im Weg stehen. Nicht nur ist das Risiko von Nebenwirkungen oder Langzeitfolgen sehr gering. Die Impfung junger Kinder kann auch die Ansteckungsgeschwindigkeit in der Gesamtbevölkerung um zehn bis 15 Prozent bremsen. Die Impfung schützt nicht nur gegen ernstere Krankheitsverläufe, sondern verringert auch die Übertragung des Virus. Es ist also eine Frage der kollektiven Solidarität. Dennoch sollte die Impfung von Kindern freiwillig bleiben, selbst wenn auch in Belgien letztlich eine Impfpflicht für Erwachsene wie in Österreich kommen sollte, meint Het Belang van Limburg.
Vorsicht vor noch höheren Rechnungen
Ein weiteres wichtiges Thema in den Leitartikeln sind Überlegungen der politisch Verantwortlichen, wie die hohen Energierechnungen gesenkt werden können: Allerdings herrscht Uneinigkeit, wie die Energiekrise angepackt werden soll, schreibt Het Nieuwsblad: Die einen wollen eine temporäre Senkung der Mehrwertsteuer, die anderen einen Energiescheck. Die Mehrwertsteuersenkung für alle wäre ein ziemlicher Aderlass für die Staatskasse, ein Scheck kostet da deutlich weniger. Als Schmiermittel für einen Kompromiss gilt seit diesem Wochenende eben, die Gewinnüberschüsse bei den Energielieferanten abzuschöpfen. Das mag zwar populär sein bei denjenigen, die angesichts ihrer nächsten Stromrechnung wieder schwer schlucken müssen. Aber es wäre sicherlich nicht förderlich für das Vertrauen bei Firmen, die mit unserer Regierung in See stechen. Außerdem sollte man auch nicht ausschließen, dass selbst Energiegiganten wie Engie in Zukunft in Schwierigkeiten geraten könnten. Und dann könnte die Rechnung noch viel höher werden als die Gewinne, die man jetzt abschöpfen könnte, ist Het Nieuwsblad besorgt.
Boris Schmidt