"Kaum Omikron-Patienten auf Intensivstationen", titelt Het Laatste Nieuws. "Die Impfpflicht muss kommen, argumentieren hilft nicht mehr", zitiert Het Nieuwsblad einen Psychologen auf Seite eins. "Booster in wenigen Wochen Voraussetzung, um Covid-Safe-Ticket zu erhalten", so die Schlagzeile von De Standaard.
Die Corona-Debatte sorgt erneut für Aufmacher und Kommentare in der Tagespresse. Le Soir bemerkt dazu: Es bleibt dabei. Die Corona-Pandemie stellt unsere Gesellschaften immer wieder vor die Frage, wie wir jetzt mit der Situation richtig umgehen sollen. Das hört auch mit Omikron nicht auf. Ganz im Gegenteil. Auf der einen Seite soll die Variante weniger schlimm sein als die bisherigen. Auf der anderen Seite sollen wohl auch so wenig Menschen wie noch nie vor Omikron sicher sein. Der Weg zurück in eine wie auch immer geartete Normalität ist weiter mit vielen Fragezeichen bestückt. Was machen mit den Corona-Patienten, wenn sie nicht mehr bevorzugt im Krankenhaus behandelt werden sollen? Was machen, wenn ganze Belegschaften eines Unternehmens plötzlich ausfallen, Schulen mit der Hälfte der Kinder Unterricht machen sollen? Offene Fragen – das bleibt der Alltag auch mit Omikron, hält Le Soir fest.
Impfpflicht, Booster und Corona-Pass in der Diskussion
Het Laatste Nieuws meint zur Debatte um eine mögliche Impfpflicht in Belgien: Man mag von dem Vorschlag der OpenVLD halten, was man will. Zumindest ist damit aber die Debatte eröffnet, eine Meinung klar ausgesprochen. Leider hört man von anderen Parteien wenig dazu. Dabei verdient das Thema eine breite Diskussion: die Impflicht genauso wie die Idee, den Impfpass nur noch für geboostete Personen gültig sein zu lassen. Zu diskutieren wäre auch, ob der Corona-Pass überhaupt noch irgendeinen Nutzen hat im Kampf gegen das Virus. Diese Fragen verdienen ein tägliches Ringen um Antworten, und kein ohrenbetäubendes Schweigen, kritisiert Het Laatste Nieuws.
Ähnlich sieht das De Standaard, der schreibt: Die Euphorie um die Impfstoffe gegen das Corona-Virus hat sich gelegt. Mit der neuen Omikron-Variante tauchen neue Fragen und Sorgen auf: Wie oft muss man jetzt noch nachimpfen, um immer gut geschützt zu sein? Wie viele Varianten, wie viele Spritzen werden noch nötig sein, bis wir Herr der Lage über das Virus sein werden? Wie groß soll die politische Anstrengung sein, um auch die Impfgegner davon zu überzeugen, sich impfen zu lassen? All diese Fragen müssen diskutiert werden. Es ist gut, dass das Parlament jetzt damit anfängt, freut sich De Standaard.
Es wird ungemütlich in der Wallonie
L’Avenir beschäftigt sich mit der Ernennung des 33-jährigen Adrien Dolimont zum neuen wallonischen Haushaltsminister und führt aus: In der Politik gibt es manchmal Momente, die perfekt erscheinen, um Probleme zu lösen und neue Perspektiven zu eröffnen. Gerade sind wir wieder Zeuge eines solchen Moments geworden. Dadurch, dass am Verfassungsgericht ein Posten zu besetzen ist, konnte der bisherige Haushaltsminister Jean-Luc Crucke sein Amt verlassen, ohne das Gesicht zu verlieren. MR-Vorsitzender Georges-Louis Bouchez wird einen Gegenspieler los und kann mit Adrien Dolimont einen ihm treu ergebenen Mann auf den frei gewordenen Ministerposten hieven. Dieser Dolimont scheint zudem noch ziemlich gut geeignet, diesen Posten gut auszufüllen. Zwar ist er noch jung, hat aber schon auf lokaler Ebene seine Führungsstärke bewiesen, unter anderem auch im Bereich Finanzen, weiß L’Avenir.
Für La Libre Belgique ist klar: Mit Dolimont als Minister in der wallonischen Regierung wird es unruhiger werden in der Koalition aus PS, Ecolo und MR. Ähnlich wie sein Chef auf föderaler Ebene wird der Bouchez-treue Dolimont seine liberalen Überzeugungen nicht auf dem Altar des Koalitionsfriedens opfern. Das ist aber auch gut so. Denn gerade bei der Haushaltspolitik braucht die Wallonie jemanden, der ungemütlich ist und die Sachen anpackt. Die Verschuldung der Wallonie ist enorm hoch. Ein Weg aus dieser Lage heraus wird mit einem Kuschelkurs nicht möglich sein, unterstreicht La Libre Belgique.
Firmenwagen bleibt das perfekte Lockmittel
Die Wirtschaftszeitung L’Echo kommentiert zum Thema Firmenwagen: Die Zahl der Firmenwagen in Belgien ist in den vergangenen fünf Jahren um 26 Prozent gestiegen. Das geht aus den jüngsten Zahlen des Dienstleistungsunternehmens Acerta hervor. Somit ist klar: Das Firmenauto gilt vielen Unternehmen immer noch als perfektes Lockmittel, um einen Arbeitsplatz attraktiv zu gestalten. Diese Denkweise muss aufgebrochen werden. Zumal viele Arbeitnehmer dazu auch bereit zu sein scheinen. Flexiblere Arbeitszeiten mit Rücksicht auf andere Verpflichtungen des Arbeitnehmers, Arbeiten von zu Hause aus, der einfache Zugriff auf ein Auto, wenn es nötig ist – das wären einige der Überlegungen, die weitergedacht werden könnten, um die Zahl der Firmenautos langfristig zu senken, schlägt L’Echo vor.
Gazet von Antwerpen meint zu den gleichen Zahlen von Acerta: Die Erhebung zeigt auch, dass 48 Prozent alles Berufspendler in Antwerpen das Fahrrad zumindest teilweise benutzen, um zur Arbeit zu gelangen. Was für eine erfreuliche Zahl! Das ist auch den vielen Staus zu verdanken, die Pendler durch das Fahrrad vermeiden wollen. Das Fahrrad weiter zu fördern als attraktive Alternative zum Auto – das ist der Weg, auf dem es in Antwerpen weiter gehen muss, fordert Gazet van Antwerpen.
Kay Wagner