"Ein neuer Lockdown ist nicht ausgeschlossen", titelt La Dernière Heure. "Neue Corona-Einschränkungen sind kein Tabu mehr", schreibt De Morgen auf Seite eins. "Ein 'Omikron-Schalter' liegt auf dem Tisch, Vandenbroucke will schnell handeln können", so die Schlagzeile von De Standaard.
Der Konzertierungsausschuss, der morgen über eventuell neue Corona-Maßregeln in Belgien beraten soll, wirft seine Schatten schon heute in den Zeitungen voraus. Dabei soll es laut mehrerer flämischer Zeitungen auch um die Einführung eines so genannten Omikron-Schalters gehen. Was es damit auf sich hat, erklärt Het Nieuwsblad in seinem Kommentar. Die Zeitung schreibt: Wenn ein gewisser Grenzwert von Erkrankungen mit der Omikron-Variante erreicht ist, wird der Schalter einfach umgelegt. Dann werden sofort Maßnahmen greifen können, auf die sich die Politiker schon jetzt einigen wollen. Das klingt erst einmal logisch, und ist sicher auch als Konsequenz aus den jüngsten Konzertierungsausschüssen zu werten, die ja etwas chaotisch abgelaufen sind. Die Politiker wollen sich nicht noch einmal vorwerfen lassen, nicht auf neue Corona-Wellen vorbereitet gewesen zu sein.
Doch im Detail wirft der Omikron-Schalter dann doch Fragen auf: War es nicht vor ein paar Monaten so, dass Neuerkrankungen nicht mehr als Gradmesser für die Bedrohung der Corona-Viren gelten sollten? Andere Faktoren wie Auslastung von Krankenhäusern und die Zahl der geimpften Bürger wurden als bessere Gradmesser gewertet. Jetzt wieder eine Kehrtwende? So richtig durchdacht scheint der Omikron-Schalter doch nicht zu sein, schlussfolgert Het Nieuwsblad.
Ein Lichtblick passend zu Weihnachten
Het Laatste Nieuws meint: Wir dürfen gespannt sein, was morgen entschieden wird, so kurz vor Weihnachten. Doch bei aller Unsicherheit im Angesicht der sich so rasch ausbreitenden Omikron-Variante sollte auch nicht vergessen werden: Erste Erkenntnisse zeigen, dass Omikron nicht so gefährlich ist wie frühere Varianten des Virus. Einige Virologen gehen davon aus, dass Corona bereits auf dem Weg ist, sich zu einer Art Erkältungsvirus zu entwickeln. Es kommt dann zur Ansteckung, aber mit relativ mildem Verlauf. Das ist ein Lichtblick in all der Unsicherheit gegenüber der neuen Variante, ein Lichtblick passend zu Weihnachten, freut sich verhalten Het Laatste Nieuws.
De Morgen stellt fest: 2021 endet wie es begonnen hat, nämlich mit einem Konzertierungsausschuss und vielen Sorgen. Das Coronavirus hat noch nicht aufgehört, uns zu überraschen. Wahrscheinlich wird das auch so weiter gehen. Immerhin hat die Wissenschaft in den vergangenen zwölf Monaten gezeigt, dass Fortschritte im Kampf gegen Corona erzielt werden können. Es wurde geimpft, die Forschung zu Gegenmitteln läuft weiter, auch ärmere Länder profitieren mittlerweile mehr und mehr von diesen Schutzmöglichkeiten. Die Politiker sollten sich ein Beispiel an diesen Erfolgen der Wissenschaftler nehmen. Wenn man gemeinsam und mit klarem Kopf an einem Strang zieht, dann kann man etwas erreichen. Etwas, das langfristig einer Gesellschaft hilft. Unsere Politiker haben allzu oft ein solches Verhalten vermissen lassen. Zugunsten von übereilten, wenig durchdachten Maßnahmen, vor allem mit Blick auf die eigene Popularität. Das sollte sich im kommenden Jahr bitte ändern, wünscht sich De Morgen.
Freiwillige Kinderimpfung
L’Avenir lobt die Entscheidung der Föderalregierung, jetzt auch Kindern im Alter zwischen fünf und elf Jahren die Impfung gegen Corona zu ermöglichen. Die Zeitung führt aus: Das ist eine gute Neuigkeit für Kinder, deren Gesundheit fragil ist, die Atemwegsprobleme oder Immunschwächen haben, unter Diabetes oder Übergewicht leiden. Gut ist auch, dass die Impfung völlig freiwillig bleibt und die Kinder keinen Impfpass bekommen. Dadurch bleiben alle Kinder gleich. Es sei daran erinnert, dass in den vergangenen zwei Jahren in Belgien kein Kind unter elf Jahren an Corona gestorben ist, weiß L’Avenir.
Zu den rassistischen Äußerungen gegen den Fußballtrainer Vincent Kompany beim Gastspiel des RSC Anderlecht beim FC Brügge am vergangenen Sonntag schreibt Le Soir: Es ist eine Schande, dass im Sport dieses Rassismus-Geschwür immer noch so gegenwärtig ist. Es muss endlich wirksam bekämpft werden. Symbolische Gesten sind wichtig. Aber wirklich etwas ändern werden nur Strafen und Sanktionen. Diesen Weg muss der belgische Fußball endlich beschreiten. Harte Strafen müssen her, die die Clubs da treffen, wo es weh tut. Nämlich bei ihren Wettkämpfen und ihrem Geld. Das ist leider oft wirksamer als moralische Appelle, rät Le Soir.
Punkteabzug bei Rassismus-Vorfällen – eine wirksame Strafe?
Die Wirtschaftszeitung L’Echo hat bereits konkrete Vorstellungen von wirksamen Maßnahmen: Man könnte Clubs mit Rassismusvorfällen Punkte abziehen. Das würde die Qualifikation für europäische Wettbewerbe in Gefahr bringen, wo es um viele Millionen Euro geht. Gerade jetzt, wo die Clubs wegen Corona bereits auf viele Zuschauereinnahmen verzichten müssen, wäre eine solche Strafe doppelt wirksam, schlägt L’Echo vor.
Het Belang von Limburg findet: Der Fußballverband und seine Clubs wollen sich gerne als äußerst professionell präsentieren. Dazu gehört aber auch der wirkungsvolle Kampf gegen Gewalt, Diskriminierung und Rassismus. Wie das gehen kann, zeigen Beispiele aus England und Deutschland, führt die Zeitung aus.
Kay Wagner