"Omikron ist bis Ende Dezember die dominante Variante", titeln fast gleichlautend Gazet van Antwerpen und Het Nieuwsblad. "Flandern plant starke Beschleunigung der Booster-Impfungen", meldet De Tijd auf Seite eins. "900.000 Booster in zwei Wochen", beziffert Het Laatste Nieuws die flämischen Pläne bis zum Jahresende. "Die dritte Dosis: unsere beste Waffe angesichts der Omikron-Variante", schreibt La Dernière Heure.
Der britische Premier spricht von einer Flutwelle. Er will eine Million Menschen pro Tag impfen und selbst die Armee dafür einsetzen, hält De Standaard fest. Frankreich erwartet bis nach Neujahr die mittlerweile sechste Corona-Welle. Norwegen und Dänemark befürchten schon, dass die Omikron-Variante dominant wird. Die Niederlande werden ihre Booster-Kampagne - wenn auch mit einiger Verzögerung - beschleunigen. Die günstigen Coronazahlen der letzten Tage hierzulande sagen also relativ wenig aus, der nächste Krieg steht uns schon bevor. Wir wissen aus leidiger Erfahrung, wie schnell sich durch exponentielles Wachstum die Situation verändern kann. Dann geht es um Tage, nicht Wochen. Das sieht man schon in Städten wie London. Wir müssen unsere Impfkampagne maximal beschleunigen, jetzt ist keine Zeit für Nebenkriegsschauplätze, wer denn in Belgien die Spritze setzen dürfen soll und wer nicht. Alle, die eine entsprechende Befähigung besitzen, müssen eingesetzt werden: Apotheker, Ärzte, Freiwillige mit medizinischer Notfallausbildung, ja selbst Militärs. Sie könnten das jetzige Impfpersonal entlasten und während ihrer wohlverdienten Auszeit ersetzen. Anstrengungen in frühen Stadien zahlen sich aus, jetzt ist nicht die Zeit um abzuwarten, appelliert De Standaard.
Kein Hexenwerk
Wir wissen noch nicht alles über die Omikron-Variante, gibt Gazet van Antwerpen zu - aber inzwischen genug, um zu wissen, dass wir keine Zeit zu verlieren haben. In Großbritannien, den Niederlanden und Dänemark müssen die Menschen schon keine sechs Monate mehr abwarten nach ihrer letzten Dosis, um sich boostern zu lassen. Omikron ist enorm ansteckend: Selbst wenn nur ein kleiner Teil der Infizierten schwer erkrankt, kann das sehr schnell eine sehr große Gruppe in den Krankenhäusern werden. Aber die belgische Regierung macht im Gegensatz zu anderen keine Anstalten, die Impfkampagne zu beschleunigen. Im Gegenteil: Zwischen Weihnachten und Neujahr sollen hierzulande deutlich weniger Spritzen gesetzt werden. Die Regierung sollte sich fragen, welchen Schaden sie durch ihr Zaudern anrichtet. Es muss schnell geschaltet werden, lieber jetzt kurz und schmerzhaft eingreifen, als wieder das endlose Herumwursteln mit übervollen Krankenhäusern und Lockdowns, fordert Gazet van Antwerpen.
Omikron ist kein Grund zur Panik, aber sehr wohl zur Besorgnis, kommentiert De Morgen. Glücklicherweise scheint die Auffrischimpfung einen vernünftigen Schutz gegen eine schwere Erkrankung zu bieten. Die Haltung unserer Regierung lässt sich aber einmal mehr als langsam und bürokratisch charakterisieren. Wieder einmal scheinen die Verantwortlichen den Ernst der Lage spät zu begreifen - zu spät. Die Befolgung der Regeln scheint wichtiger, als das Virus zu besiegen. Von den Wartezeiten vor der Booster-Dosis kann abgewichen werden, für freiwilliges Impfpersonal können Alternativen gefunden werden, das Impftempo kann gesteigert werden – warum tun wir das dann nicht? Warum denken wir nach vier Wellen, dass es reichen wird, die aktuellen Regeln zu befolgen? Kein Land auf der Welt hat eine perfekte Corona-Politik, dafür ist die Herausforderung zu groß. Aber es steht fest, dass sich erfolgreiches Handeln an einigen Faktoren festmachen lässt: Geschwindigkeit, Wendigkeit, Tatkraft. Das ist kein Hexenwerk. Können wir diese Faktoren auch mal bei uns in den Leitfaden schreiben?, fragt sich De Morgen.
Der Faktor Übergewicht
Die Appelle und Bestrebungen für eine möglichst schnelle Booster-Impfung drohen eine andere wichtige Warnung erneut in den Hintergrund zu drängen, schreibt Het Laatste Nieuws. Übergewicht scheint ein sehr entscheidender Faktor zu sein bei der Frage, welche Corona-Patienten im Krankenhaus auf der Intensivstation landen. Das bestätigen auch die Beobachtungen des Direktors des Brüsseler Universitätskrankenhauses, Marc Noppen. Wieviel Geld unseres Gesundheitssystems fließt derweil in die Prävention von Übergewicht? Magere zwei Prozent. Seinen Lebensstil zu ändern ist natürlich deutlich einschneidender, als eine Maske aufzusetzen, aber die Auswirkungen sind - wie gesagt - auch groß. Man muss niemanden verpflichten, gesünder zu leben, aber die Verschiebung schon eines kleinen Teils des Gesundheitsbudgets würde einen Riesenunterschied machen. Im Wettlauf gegen Omikron ist der Booster die schnellste und beste Antwort. Aber wenn diese Pandemie ein Marathon ist, wie die Experten immer wieder betonen, dann wird gesünder leben langfristig ebenfalls wichtig werden, ist Het Laatste Nieuws überzeugt.
Jobs, Jobs, Jobs
Seit fast zwei Jahren hören wir nur über Depression, Rezession, Pleiten und Arbeitslosigkeit, konstatiert La Dernière Heure. Die Corona-Krise hat nicht nur Leben gekostet, sondern auch die menschlichen Beziehungen und das Vertrauen in die Zukunft schwer in Mitleidenschaft gezogen. Während das laufende Jahr gerade in den letzten Zügen liegt, gibt es diverse positive Signale. Die vierte Welle scheint unter Kontrolle und die Booster-Kampagne läuft. Und die Arbeitgeber verkünden es laut: 2022 wird es Jobs geben, viele Jobs. Und zwar nicht nur für Hochqualifizierte, sondern für alle. Jetzt heißt es nur noch hoffen, dass diese Angebote auch Abnehmer finden. Denn eine der Hauptbeschwerden der Arbeitgeber ist der Mangel an Ausbildungen, die den Anforderungen unserer heutigen Zeit entsprechen, so La Dernière Heure.
Boris Schmidt