"Selbsttests kommen mit Verspätung in Apotheken an", titelt heute Het Belang van Limburg. "Selbsttests – ein zweischneidiges Schwert", ist sowohl bei Le Soir als auch bei La Dernière Heure zu lesen.
Heute soll der freie Verkauf von Corona-Schnelltests in Apotheken starten. Mit Problemen und Bedenken dabei beschäftigen sich auch einige Leitartikler. L'Echo warnt etwa davor, zu viel Hoffnung in die Schnelltests zu setzen. Paradoxerweise sind sie nämlich am nützlichsten, wenn das Ergebnis positiv ausfällt. Dann heißt es gleich: Ab in Quarantäne, ohne vorher noch andere Leute anzustecken. Ein negatives Testergebnis ist hingegen eher nichtssagend. Deshalb hat die Politik vermutlich auch so lange gezögert, die Tests in den freien Verkauf zu bringen.
Wenn wir uns die Vorfälle im Bois de la Cambre vergangene Woche und andere derartige Fälle anschauen, sehen wir, dass viele Leute die Lockdown-Regeln einfach leid sind. Und dann besteht die Gefahr, dass ein Schnelltest zum vermeintlichen Freischein für ein normales Sozialleben wird, warnt L’Echo.
Der Arbeitsmarkt scheint die Krise relativ gut zu überstehen
La Dernière Heure beklagt einen "grausamen Mangel an Voraussicht". Denn die Regierung hat eifrig das Datum 6. April als Start für den Verkauf der Schnelltests kommuniziert, ohne die zuverlässige Belieferung aller Apotheken zu sichern. Und das, obwohl diese Schnelltests bei unseren französischen und deutschen Nachbarn schon lange zu haben sind. Diese Schlampigkeit könnte uns noch teuer zu stehen kommen – und nicht nur finanziell, es geht ja schließlich um Menschenleben, wettert La Dernière Heure.
De Standaard hingegen stellt der Politik zumindest bei der Wirtschaftspolitik ein positives Urteil aus. Die Corona-Krise hat die Wirtschaft hart getroffen. Doch je länger die Pandemie anhält, desto überschaubarer erscheint die prognostizierte wirtschaftliche Katastrophe. Nehmen wir den Arbeitsmarkt. Die Pandemie setzte dem Abwärtstrend der Arbeitslosenzahlen im Frühjahr 2020 ein abruptes Ende, aber inzwischen scheint sich die Situation auf dem flämischen Arbeitsmarkt mehr oder weniger normalisiert zu haben. Die vielen Tausend vorübergehend Arbeitslosen sind in dieser Statistik nicht enthalten. Es wird sich zeigen, wie viele Arbeitsplätze dauerhaft verloren gehen. Aber anscheinend übersteht der Arbeitsmarkt die Krise relativ gut, besser auf jeden Fall als frühere Krisen.
Eine wertvolle Lektion haben wir gelernt, und zwar, dass eine starke Regierung auch ihre Vorteile hat. Wir sollten nicht voreilig sein, aber es kann durchaus sein, dass der Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie weitgehend erfolgreich war, analysiert De Standaard.
Privilegien für Geimpfte, nachdem die Jugend zurückstecken musste?
Het Laatste Nieuws plädiert für Vernunft beim Aufstellen und Zurücknehmen von Corona-Regeln. Außer in autoritären Regimen sind es nie die Regeln selbst, die unser Leben bestimmen. Es kommt darauf an, wie wir sie interpretieren und ob wir ihnen im "Geiste" folgen. Lasst uns deshalb vernünftig sein. Denken Sie an die Zwangsregistrierung von Kunden, die Kneipen- und Restaurantbesitzer nach dem ersten Lockdown einhalten mussten. Eine Regel, die nur mehr Regeln schuf und nicht eine einzige Ansteckung verhinderte. Lassen Sie uns sicherstellen, dass das im Mai nicht wieder passiert. Die Menschen sind bereit, einen Teil ihrer Freiheit aufzugeben, um sicherzustellen, dass Krankenhäuser entlastet werden. Aber lassen Sie uns sehr verantwortungsvoll mit dieser Bereitschaft umgehen. Es sollten auch keine Strafen ausgesprochen werden, wenn es eher um Vergesslichkeit als um bösen Willen geht. Darauf sollte der Konzertierungsausschuss bei der nächsten Sitzung achten, meint Het Laatste Nieuws.
Het Nieuwsblad beschäftigt sich mit dem Thema Privilegien für Geimpfte. Der Politik stehen hier schwierige Entscheidungen bevor. Denn wie wäre es zu rechtfertigen, dass sich demnächst sechs geimpfte Menschen über 65 Jahre zu einer Flasche Wein zusammenfinden dürfen, aber junge Leute weiterhin maskiert und maximal zu viert im Freien herumhängen dürfen?
Wer jetzt die Solidarität der Jugendlichen einfordert, die zum Schutz der Älteren und Schwächeren zu Hause bleiben müssen, kommt nicht umhin, das Gleiche von den Geimpften in Bezug auf diese Jugendlichen zu verlangen. Die Vorfälle im Bois de la Cambre in Brüssel und die Krawalle am vergangenen Wochenende in Antwerpen haben bereits gezeigt, dass die Bereitschaft bröckelt. Natürlich sind diese Gewaltausbrüche in keiner Weise zu rechtfertigen, aber Impfprivilegien sind auch der schnellste Weg, noch mehr Unzufriedenheit und noch weniger Unterstützung zu erzeugen, ist sich Het Nieuwsblad sicher.
Der EU-Corona-Fonds ermöglicht Investitionen in das Schienennetz
De Morgen hofft auf eine positive Entwicklung für das Schienennetz in Belgien. Denn die EU hat wegen der Pandemie einen riesigen Notfall-Haushalt mit Corona-Fonds auf den Weg gebracht. Und 30 Prozent dieser 1,8 Milliarden Euro soll dem Klimawandel zu Gute kommen. Der öffentliche Verkehr darf deshalb in den nächsten Jahren mit massiven Investitionen rechnen.
Das ist auch gut so, denn zum Beispiel im Vergleich mit den USA steht Europa hier schon sehr viel besser da, aber etwa Hochgeschwindigkeitszüge gibt es nicht sehr viele und sie sind teuer. Und bei den Regionalverbindungen gibt es auch noch viel Verbesserungsbedarf. Auch braucht es bessere Anbindungen an andere Verkehrsmittel und ein besseres internationales Nachtzugnetz. Belgien als kleines Land im Herz von Europa ist Knotenpunkt und sollte besonders in die Modernisierung der Schiene investieren, findet De Morgen.
Peter Esser
"... aber Impfprivilegien sind auch der schnellste Weg, noch mehr Unzufriedenheit und noch weniger Unterstützung zu erzeugen, ist sich Het Nieuwsblad sicher."
Hier geht es doch nicht um Privilegien, sondern um eine Rückkehr zu unseren Grundrechten.
Ich gönne sie jedem Geimpften, auch wenn ich selbst noch ein paar Wochen warten muss.