"Magnette verlängert", notiert L'Echo auf Seite eins. "Magnette findet Übereinstimmungen, aber keine Koalition", schreibt Le Soir auf seiner Titelseite.
Bei der Suche nach einer neuen Föderalregierung hat König Philippe gestern die Mission von Informator Paul Magnette um eine Woche verlängert. Dazu kommentiert La Libre Belgique: Magnette hat gestern Winston Churchill zitiert, um zu betonen, dass er die Sache optimistisch sieht. Und in diesen Zeiten, wo sich alle über das Ausbleiben einer neuen Föderalregierung beklagen, ist das schon mal sympathisch zu hören.
Doch man könnte Churchill auch weiter zitieren. Und dann könnte man sinngemäß festhalten: Politisches Handeln wird letztlich nur an Taten gemessen. Da ist festzustellen, dass Magnette noch nichts Greifbares vorzuweisen hat.
Bislang geht es bei ihm nur um Konsens der Ideen. Aber welche Koalition das konkret umsetzen könnte, darauf hat auch Magnette bislang keine Antwort, bemängelt La Libre Belgique.
Auch De Standaard bemerkt: Magnette gibt sich optimistisch. Seine Methode fällt scheinbar auf fruchtbaren Boden bei den anderen Parteien. Aber ein Durchbruch zeichnet sich nicht ab.
Es wird wohl noch bis zum Frühjahr dauern, bis eine neue Föderalregierung vereidigt werden kann. Wir als Bürger können diesem langsamen Prozess, der eine gewisse Logik der Parteien wiederspiegelt, nur machtlos zusehen, bedauert De Standaard.
Staatsreform als Aufgabe der Politik
Das GrenzEcho kritisiert: Unter den Themen, die Magnette identifiziert und mit den anderen Parteien besprochen hat, fehlt die Weiterführung der Staatsreform. Ist sie wirklich so groß, dass man sie, wie den berühmten Elefanten im Raum, übersieht?
Dass die Staatsreform nicht abgeschlossen ist, das sollten alle Parteien wissen. Belgien leidet an zahlreichen Ineffizienzen. Die zu beseitigen, ist Aufgabe der Politik, mahnt das GrenzEcho.
De Morgen beschäftigt sich mit einem umstrittenen Video der Kinderschutzorganisation Child Focus. In dem Video spielen zwei erwachsene Schauspieler die Vergewaltigung eines achtjährigen Mädchens nach, so wie sie sich tatsächlich abgespielt haben soll.
De Morgen findet: Die Bilder sind schrecklich. Man ekelt sich vor dem, was ungeschönt gezeigt wird. Die Bilder bleiben an einem kleben und verfolgen einen den ganzen Tag.
Kritiker sagen, dass solche Schockkampagnen nichts bringen. Um etwas zu erreichen bei den Menschen, müsse man Botschaften positiv darstellen. Child Focus hat das bewusst nicht gemacht, und das ist gut so. Denn Kinderpornografie ist quasi eine unsichtbare Problematik. Kindesmissbrauch spielt sich außerhalb der Öffentlichkeit ab.
Child Focus macht die Problematik jetzt sichtbar. Und schafft es dadurch hoffentlich, dass man darüber auch in der Öffentlichkeit mehr spricht, wünscht sich De Morgen.
Doppelspitze für CD&V?
Der neue Vorsitzende der CD&V wird entweder Joachim Coens oder Sammy Mahdi heißen. Die beiden bekamen am meisten Stimmen bei einer Mitgliederbefragung.
Dazu kommentiert Het Laatste Nieuws: Coens ist mit seinen 53 Jahren ein erfahrener Politiker, ist Chef vom Hafen von Zeebrugge und Bürgermeister von Damme. Er hat die nötigen Managerfähigkeiten, um die CD&V professionell zu führen. Er will die Partei zu einer Plattform nach dem Vorbild von Macrons Bewegung "En Marche" machen.
Der 31-jährige Sammy Mahdi ist Vorsitzender der CD&V-Jugend. Er besitzt unweigerlich Talent und ist ein großer Kommunikator. Er hat den Vorteil, junge Menschen gut ansprechen zu können. Die Frage ist nur, ob die Partei bereit für einen farbigen Vorsitzenden ist.
Egal, wie die Wahl ausfällt: Beide Kandidaten nähren die Hoffnung, dass sie der Partei den unbedingt nötigen neuen Schwung verschaffen können, glaubt Het Laatste Nieuws.
Skeptischer ist Het Nieuwsblad und notiert: Wie die beiden Kandidaten die CD&V inhaltlich neu positionieren wollen, ist immer noch nicht klar. Ansonsten ergänzen sie sich eigentlich so gut, dass man sie sich durchaus als Doppelspitze der CD&V vorstellen könnte, findet Het Nieuwsblad.
Gewalt löst die Probleme nicht
Le Soir schaut nach Europa und hält fest: Jetzt ist die neue Kommission von Ursula von der Leyen endlich komplett. Gestern gab das Europa Parlament auch für den ungarischen Kommissarskandidaten grünes Licht. Wohl weniger aus Überzeugung, als vielmehr verbunden mit dem Wunsch, dass von der Leyen am ersten Dezember endlich loslegen kann.
Der Start einer Frau, die erstmals die Kommission leitet, hätte schlechter eigentlich nicht laufen können. Und mit dem Brexit steht die neue Kommission direkt am Anfang schon vor einem harten Brocken, den sie bewältigen muss, analysiert Le Soir.
De Tijd notiert zu den Protesten in Hongkong: Die zunehmende Gewalt spielt China in die Hände. Die chinesische Führung wird die Eskalation als Argument nutzen, um ein Eingreifen zu rechtfertigen.
Sowohl die protestierenden Studenten als auch die Polizei haben sich immer weiter hochgeschaukelt bei der Eskalation. Mit friedlichen Mitteln scheint sie kaum noch zu stoppen sein. Aber auch eine gewaltsames Einschreiten Chinas wird die Probleme in Hongkong nicht lösen, weiß De Tijd.
Kay Wagner