"Elisabeth zieht alle Blicke auf sich", titelt Het Laatste Nieuws. "Die Prinzessin auf hohen Hacken", so die Schlagzeile von Het Belang van Limburg.
Kronprinzessin Elisabeth war gestern bei den Festlichkeiten zum Nationalfeiertag der heimliche Star. Sie trug ein elegantes Blumenkleid des belgischen Modehauses Natan. "Dazu Stilettos", wie Het Nieuwsblad fachkundig bemerkt. Der Palast hatte Prinzessin Elisabeth in diesem Jahr ohnehin sichtbarer in Szene gesetzt als sonst. Der wahrscheinliche Grund: Elisabeth wird im Oktober 18 Jahre alt und wäre damit zur Thronfolge berechtigt.
König Philippe spricht dem Volk aus der Seele
Het Nieuwsblad stellt ein anderes Bild vom gestrigen Nationalfeiertag in den Vordergrund. "Prinz Laurent stiehlt mal wieder allen die Show", schreibt das Blatt auf Seite eins. Zu sehen ist Prinz Laurent, wie er mit seinem Handy telefoniert. Seine Frau Claire scheint ihm daraufhin eine Bemerkung zu machen. Und Het Nieuwsblad legt ihr den Satz in den Mund: "Steck doch bitte dieses Telefon weg".
La Libre Belgique kommt auf ihrer Titelseite zurück auf die Rede von König Philippe zum Nationalfeiertag. "Wird die Politik den Appell zum Dialog beherzigen?", fragt sich das Blatt. Das Staatsoberhaupt hatte die politischen Parteien vergleichsweise deutlich dazu aufgerufen, sich doch endlich an einen Tisch zu setzen. Es warteten nämlich zahlreiche Herausforderungen, die schnellstens angegangen werden müssten.
"König Philippe spricht dem Volk aus der Seele", bemerkt sinngemäß Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Das Staatsoberhaupt fordert, dass die Parteien nach Lösungen suchen und dabei keinerlei prinzipielle Vetos in den Raum stellen. Das kann man durchaus als einen Seitenhieb an die Adresse von N-VA und PS verstehen. Zwar muss jede Rede eines Königs vorab von der Regierung abgesegnet werden. Man darf aber davon ausgehen, dass Philippe seine Rede ernst meint. Wie viele seiner Landsleute dürfte auch Philippe mit Sorgenfalten auf die derzeitige politische Lage blicken.
Jetzt sind die Politiker dran!
König Philippe hat offensichtlich nicht soviel Geduld wie sein Vater, glaubt Het Laatste Nieuws. König Albert der Zweite war erst nach einem Jahr wütend geworden, bis er im Juli 2011 dann doch mit der Faust auf den Tisch geschlagen hatte. Das war aber dann auch gleich ein sehr emotionaler Auftritt. Sein Sohn war da deutlich beherrschter, wobei der Zähler ja auch erst auf 56 Tage steht. Allerdings ist unübersehbar, dass einige Spitzenpolitiker mehr Energie auf die Unregierbarkeit des Landes verwenden als auf die Suche nach Lösungen. Dabei sind die Herausforderungen enorm; man denke nur an den entgleisenden Haushalt.
Auch Le Soir erinnert sich an die emotionale Rede von König Albert den Zweiten zum Nationalfeiertag 2011. Seinerzeit hatte der König öffentlich von seinem Recht Gebrauch gemacht, Warnungen auszusprechen. Die Dramatisierung mag vielleicht noch nicht das damalige Niveau erreicht haben. König Philippe macht sich aber zu Recht Sorgen. Schaut man sich seine Rede genau an, dann könnte man seine Botschaft wie folgt zusammenfassen: "Die Wähler haben ihren Job gemacht, indem sie ihre Stimme abgegeben haben. Jetzt müssen die Politiker das Beste daraus machen". Anders gesagt: Das Volk ist der Souverän. Und das sagt immerhin der König.
Gefragt ist ein offener Dialog
Wir brauchen jetzt politischen Mut, fordert La Libre Belgique. Im Moment entscheiden sich die Parteien für den einfachsten Weg, nach dem Motto: "Ich bleibe in meinem Eckchen und die Anderen müssen gucken, wie sie fertig werden". Aber haben die Belgier dafür gewählt? Für den Stillstand? Für die Feigheit? Für die Flucht? Nein! Die große Mehrheit der Belgier dürfte mit dem König einer Meinung sein: Wir erwarten einen offenen Dialog.
Die Rede des Königs war nicht nur auffallend konkret, sondern auch auffallend streng für die Politik, meint auch Het Belang van Limburg. Dem König dürfte nämlich nicht entgangen sein, dass die Krise ja eigentlich schon seit rund 200 Tagen andauert, nämlich seit die N-VA im Dezember die Regierung verlassen hatte. Inzwischen ist der Zustand des Landes regelrecht dramatisch: Haushaltdefizit, Mobilität, Migration, Arbeitsmarkt, Staatsschuld, Pensionen; über die echten Probleme wird so gut wie nicht gesprochen. Es ist höchste Zeit, dass die großen Parteien auf beiden Seiten der Sprachgrenze endlich mit ihren Strategiespielchen aufhören. Vielleicht ist das die letzte Chance, bevor endgültig die Extremisten ans Ruder kommen.
Den Wahlkampf beenden!
Genau diese Gefahr mag die Quintessenz einer Studie sein, die De Standaard heute veröffentlicht: "Die Regierung hat die Kabbeleien der letzten vier Jahre cash bezahlt", schreibt das Blatt auf Seite eins. Konkret: Die Tatsache, dass sich insbesondere die drei flämischen Regierungsparteien permanent gestritten haben, hat zu einem allgemeinen Vertrauensverlust geführt. Profitiert hat davon der rechtsextreme Vlaams Belang.
Dieses Vertrauen muss wiederhergestellt werden, mahnt De Standaard in seinem Leitartikel. Und, nur zur Info: Die Studie zeigt auch, dass die Wähler sich in erster Linie um die Themen Migration, Soziale Sicherheit und Klimaschutz sorgen. Eine neue Staatsreform steht auf dieser Prioritätenliste ganz unten. Die Politiker sollten sich diese Studie mal anschauen. Dann würden sie vielleicht einsehen, dass sie den Wahlkampf jetzt schnellstens beenden müssen.
Das Prinzip von Angebot und Nachfrage
"Wieder ein Drogentoter auf dem Tomorrowland-Festival", schreibt schließlich Gazet van Antwerpen. Wie schon letztes Jahr ist diesmal wieder ein Besucher gestorben; wohl wegen Drogenmissbrauchs. De Morgen fragt sich: "Warum gehören Pillen immer noch bei der Dance-Kultur dazu?".
Es wird Zeit, dass sich die Polizei auch mal auf die Konsumenten konzentriert, meint Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Es reicht nicht mehr, Jagd auf die Schmuggler und Dealer zu machen. Es ist nicht normal, dass auf einem Elektrofestival so viele Drogen zirkulieren, dass selbst Experten Hören und Sehen vergeht. Wer das Angebot senken will, der muss auch die Nachfrage deckeln.
Roger Pint