"Eden Hazard ist jetzt in Madrid zu Hause", titelt L'Avenir. "Wie ein König empfangen", so die Schlagzeile von Gazet van Antwerpen und auch des GrenzEcho. Le Soir setzt noch einen drauf: "Eden Hazard, der neue König von Spanien".
Eden Hazard, der Kapitän der Roten Teufel, ist gestern offiziell vorgestellt worden als neuer Spieler von Real Madrid. "Eden Hazard wurde geholt, um Real zu retten", bemerkt Het Nieuwsblad. 50.000 Fans waren jedenfalls gekommen, um dem neuen Star zuzujubeln.
"Real schließt Eden Hazard in seine Arme", bemerkt De Morgen auf Seite eins. "Die Madrilenen knuddeln unseren Eden", meint sogar überschwänglich Het Belang van Limburg. "Aber die Liebe beruht auf Gegenseitigkeit", weiß Het Laatste Nieuws. Eden Hazard hat nämlich selbst gesagt, dass es immer sein Traum gewesen sei, das Trikot der Königlichen zu tragen.
"Die Seifenblasen eines Tages"
Innenpolitisch gibt es zwei große Themen. Zunächst eine neue Episode im "Kommunikationskrieg zwischen PS und N-VA", wie La Libre Belgique das derzeitige Schattenspiel betitelt. Die Quintessenz in Form einer Schlagzeile: "Paul Magnette schlägt eine Notregierung vor", titeln unter anderem De Standaard, Het Laatste Nieuws, L'Echo und De Tijd.
Die Nummer zwei der PS hat am Abend in der RTBF diese Idee lanciert: Ein Übergangskabinett mit einem eingeschränkten Programm, das Ganze befristet auf zunächst ein Jahr. Eine solche Notregierung könnte sich demnach mit den dringenden Problemen beschäftigen; damit würde man aber vor allem vermeiden, dass das Land in eine neue Dauerkrise und damit in politische Lethargie verfällt. Paul Magnette will das Ganze in jedem Fall ohne die N-VA durchziehen. Dabei hatte sein Vorsitzender, Elio Di Rupo, am Morgen noch die Tür in Richtung N-VA scheinbar einen Spalt weit geöffnet.
Nennen wir das mal die "Seifenblasen eines Tages", meint L'Avenir etwas blumig in seinem Leitartikel. Erst eine Absage an die N-VA, dann eine leichte Öffnung, und dann wird die Tür gleich wieder zugeschlagen. War das jetzt ein rhetorischer Ausrutscher oder doch Bestandteil einer Verhandlungsstrategie? Es gehört jedenfalls dazu, dass man im Falle einer Blockade mal den einen oder anderen Testballon aufsteigen lässt. Wie das zu interpretieren ist, das bleibt dann oft dem Betrachter überlassen. Seifenblasen eben, die bubbeln, aufsteigen und zerplatzen.
Rechte Panikmache
Zweites großes innenpolitisches Thema ist die Entscheidung der geschäftsführenden Regierung, sechs Kinder aus syrischen Lagern nach Belgien zurück zu holen. Während noch über den Beschluss diskutiert wurde, lief offensichtlich schon eine solche Evakuierungsaktion. Sechs Minderjährige wurden nach Belgien überführt: Vier Vollwaisen und zudem zwei Kinder, die von einem Elternteil nach Syrien entführt worden waren. Der rechtsextreme Vlaams Belang aber auch der ehemalige N-VA-Asylstaatssekretär Theo Francken übten harsche Kritik an der Aktion.
Wir haben da regelrechte Kriegsrhetorik gehört, beklagt Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Im Wesentlichen handelte es sich aber um rechte Panikmache. Theo Francken etwa sorgt sich um die innere Sicherheit. Dabei hat doch der Antiterrorstab Ocam sein grünes Licht gegeben. Und Frankens Parteikollege Jan Jambon hat in seiner Zeit als föderaler Innenminister doch immer auf die Einschätzung des Ocam vertraut. Dazu nur so viel: Einen risikolosen Umgang mit den IS-Kindern gibt es nicht. In dem Moment ist der sicherste und humanste wohl der beste.
Denn hier handelt es ich um unser Problem, ist De Standaard überzeugt. Folgt man der Argumentation der rechten Seite, dann würde das in der Praxis bedeuten, dass Belgien sich weigert, seine Verantwortung zu übernehmen. Die belgischen IS-Kämpfer, ihre Familien, ihre Kinder, die liegen nämlich ganz klar in unserer Zuständigkeit. Die Kurden haben diese Menschen in gewisser Weise geerbt, infolge eines Krieges, den sie selbst gegen IS geführt haben. Und noch etwas: die Dschihadisten sind definitiv gefährliche Feinde. Und da darf man sich fragen, ob ein Land sich nicht besser selbst um seine Feinde kümmert.
Unterlassene Hilfeleistung
Aber zugegeben: Hier werden alte Wunden aufgerissen, räumt Le Soir ein. Einige europäischen Staaten wie Frankreich, Deutschland und auch Belgien haben einen hohen Preis gezahlt. Terroristische Anschläge haben Sicherheitslücken aufgezeigt und zugleich dazu geführt, dass die Bürger Abstriche machen mussten, etwa bei den persönlichen Freiheiten. Doch ob man es will oder nicht: Die Kinder dieser Terroristen gehören ebenfalls zu den Opfern. Und es ist nicht nur die moralische Pflicht, sondern auch die Aufgabe des Staates, seinen Staatsbürgern zu helfen.
Gazet van Antwerpen sieht das genauso: Diese Menschen jetzt in Syrien im Stich zu lassen, das wäre mindestens unterlassene Hilfeleistung. Politische Spielchen zu spielen, das ist eine Sache. Aber bitte nicht auf dem Rücken von Kindern. Denn das Problem wird nicht verschwinden, warnt Het Belang van Limburg. Und dann sollte man es doch lieber gleich lösen. Nicht vergessen: Die Gefangenenlager in Syrien entwickeln sich mehr und mehr zu neuen, kleinen Kalifaten. Die Radikalisierung unter den Insassen nimmt zu. Je länger die Kinder dort bleiben, desto größer am Ende die Probleme.
Der Staat sollte sich nicht von der rechten Seite vor sich hertreiben lassen, mahnt schließlich auch Het Laatste Nieuws in einem engagierten Kommentar. Leute wie Theo Francken berufen sich auf die Aufklärung. Wo sind denn die Werte der Aufklärung, wenn man die Ansicht vertritt, dass die Kinder in syrischen Gefangenenlagern krepieren sollen? Kinder, die mitunter von einem Elternteil dorthin entführt wurden. In sozialen Netzwerken konnte man häufig den Satz lesen: "Jetzt muss man sich doch nicht wundern, dass der Vlaams Belang die Wahlen gewinnt". Ist das jetzt der neue Maßstab? Dann muss man morgen auch alle Dönerbuden dicht machen. Dann müssen auch Homosexuelle und Transgender aus den Medien verschwinden. Müssen wir uns also der rechten Rhetorik beugen? Bitte nicht!
Ein appetitliches Blümchenkleid
Auf einigen Titelseiten sieht man schließlich noch erstaunliche Fotos von Königin Mathilde, die zunächst Fragen aufwerfen: Auf Seite eins von Het Laatste Nieuws sieht man die Frau von König Philippe, wie sie mit gespielt bösem Blick ihren Zeigefinger auf einen vermeintlichen Übeltäter richtet. Des Rätsels Lösung in Form einer Schlagzeile: "Mathilde weist eine Kuh zurecht". Was passiert war, das zeigt ein Bild auf der Titelseite von Het Belang van Limburg: Königin Mathilde hatte einen Bauernhof in der Provinz Limburg besucht. Eine Kuh hatte wohl beim Anblick des Blumenkleids Appetit bekommen. Das Foto zeigt jedenfalls, wie das Tier offensichtlich damit beginnt, sich das Kleid schmecken zu lassen.
Roger Pint