"Google produziert eine Schockwelle in der Technikwelt durch seinen Huawei-Bann", titelt De Tijd. "Huawei wird in die Wüste geschickt", schreibt sinngemäß L'Echo. "Google schlägt die Brücken mit Huawei ab: ein herber Schlag für den Smartphone-Hersteller", so die Schlagzeile von La Libre Belgique.
Der amerikanische Software-Gigant Google hat die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Technologiekonzern Huawei beendet. Dies auf Druck der US-Regierung. Im Klartext bedeutet das, dass Handys und Tablets von Huawei ab jetzt nicht mehr mit dem Google-Betriebssystem Android ausgestattet werden dürfen. Auch der Zugang zum Google-App Store wird dadurch blockiert.
"Was der Krieg mit Google für Ihr Huawei-Smartphone bedeutet", erläutert La Dernière Heure. L'Avenir ist direkter: "Gehört Ihr Huawei jetzt in den Mülleimer?", fragt die Zeitung auf ihrer Titelseite. Die Antwort: Für schon gekaufte Geräte ändert sich nichts. Alle neuen allerdings werden nicht mehr unterstützt. All das ist wohl nur die jüngste Episode im Handelskonflikt zwischen den USA und China. Das Fazit auf Seite eins von De Morgen klingt fast schon bedrohlich: "Der neue Kalte Krieg ist ein technologischer", schreibt das Blatt.
Ein Coup mit Risiken
"Der Tech-Krieg ist erklärt", bemerkt L'Echo in seinem Leitartikel. Zwar gibt Google an, lediglich eine entsprechende Order der US-Regierung umzusetzen. Der amerikanische Software-Konzern kann sich damit aber zugleich mit breiter Brust zeigen und die amerikanische Überlegenheit in der Digitalbranche zelebrieren. Die Botschaft: Wir können es uns erlauben, Brücken abzuschlagen. Ihr allerdings kommt nicht an uns vorbei. Und Google trifft Huawei da, wo es weh tut: Wenn die Benutzer keinen Zugang mehr zu Gmail, Youtube oder Chrome haben, dann werden sie sich wohl von dem chinesischen Hersteller abwenden.
Huawei hat sich eine blutige Nase geholt, meint auch De Tijd. Wenn Huawei aus der Android-Gemeinschaft ausgeschlossen wird, dann ist das eine wirtschaftliche Katastrophe. Trump begründet seinen Huawei-Bann mit dem Vorwurf, dass das Telekomunternehmen ein Spionageinstrument der chinesischen Regierung sei. Harte Beweise gibt es dafür nicht. Oder wurden zumindest bislang nicht veröffentlicht. Aber in einem Handelskrieg gibt es sowieso keine Spielregeln. Der Coup birgt aber auch Risiken für die Amerikaner: China kann sich dadurch ermuntert sehen, jetzt im Eiltempo eigene Software zu entwickeln. Ein verwundeter Drache kann aggressiver und gefährlicher werden.
"Die allseits beliebte Hilde"
Aber natürlich blicken viele Zeitungen am Dienstag auch auf die Wahlen vom kommenden Sonntag: La Libre Belgique etwa geht der Frage nach, welche Koalitionen nach dem 26. Mai wohl möglich sein könnten. Andere werten immer noch Umfragen aus.
Het Laatste Nieuws hat sich mit der politischen Meinung von Jugendlichen beschäftigt. Das Resultat in Form einer Schlagzeile: "Die Jungs stimmen rechts, die Mädels grün". "Klima ist Mädchensache", konstatiert das Blatt. Vielleicht heißen die Köpfe der Klimaschwänzer dann doch nicht umsonst Anuna, Kyra und Greta.
"Die Belgier wollen keinen Premierminister aus den Reihen der N-VA", stellt derweil Le Soir auf seiner Titelseite fest. Das Blatt ist noch zu anderen Erkenntnissen gelangt: Sieben von zehn Belgiern lehnen etwa eine Neuauflage der "Schwedischen" Koalition ab. Und noch etwas: Eine Mehrheit der Flamen würde die CD&V-Politikerin Hilde Crevits lieber als flämische Ministerpräsidentin sehen als einen gewissen Bart De Wever.
"Die allseits beliebte Hilde", so bringt es Het Laatste Nieuws auf den Punkt. Die 51-jährige CD&V-Politikerin ist so der Prototyp von "jedermanns Kumpel". Crevits ist so etwas wie der ultimative Konsens, die fleischgewordene Loyalität. Und die Wähler sehen das tatsächlich genauso: Selbst Anhänger von SP.A und Groen - und sogar von den Liberalen - würden Hilde Crevits als Ministerpräsidentin bevorzugen, wenn denn kein Parteikollege zur Auswahl stünde. Zwar spielt Bart De Wever in einer anderen Liga. Und doch nimmt er die Herausforderung von Crevits wahrscheinlich ernster, als er sich das anmerken lässt. Zumindest personell stellt sie durchaus eine Alternative dar.
Zwischen Checklisten und Bade-Outfits
La Libre Belgique bringt am Dienstag in ihrem Kommentar eine "Checkliste für die Wahl". Ausschnitte für Politiker: Nie das Bärenfell verkaufen, bevor man das Tier erlegt hat. Umfragen sind keine Wahlen. Die Wahlkampfaussagen nach dem Urnengang schnellstens relativieren. Und La Libre wendet sich auch an die Wähler: Hüten Sie sich vor den Sozialen Netzwerken. Vertrauen Sie trotz allem noch Politikern, denn die allermeisten sind integer. Lassen Sie sich nicht von Populisten oder Nationalisten einlullen. Betrachten Sie die Wahl als das, was sie ist: ein Moment der Freiheit und des demokratischen Ausdrucks. Und sagen Sie sich schlussendlich: In Belgien beziehungsweise in Europa zu leben, das ist doch gar nicht mal so schlecht.
Die Wahlkampfberichterstattung treibt aber auch bisweilen absurde Blüten, die allenfalls Kopfschütteln hervorrufen können. Die nicht gerade für ihr Taktgefühl bekannte La Dernière Heure hat ihren Lesern eine - man könnte sagen - "politisch unkorrekte" Frage gestellt: "Welche Politikerin oder welchen Politiker würden Sie gerne im Bade-Outfit sehen?" Auf den ersten vier Plätzen liegen, wenig überraschend, Frauen: Gwendolyn Rutten, Zuhal Demir, Joëlle Milquet und Meyrem Almaci. Es folgen Elio Di Rupo und Paul Magnette. Ebenfalls in der Rangliste findet man Charles Michel, Theo Francken und Jean-Marc Nollet.
Roger Pint