"Karl Lagerfeld mit 85 Jahren gestorben" notiert das GrenzEcho auf Seite eins. "Er war das Genie und der Kaiser der Mode", titelt L'Avenir. "Tod des Kaisers der Haute Couture", so La Dernière Heure auf Seite eins.
Alle Zeitungen würdigen auf ihre Titelseiten den in Hamburg geborenen Modeschöpfer Karl Lagerfeld, der gestern mit 85 Jahren gestorben ist. In ausführlichen Beiträgen blicken sie mit Bewunderung auf das Leben des Modedesigners zurück.
"Sein Leben lang war er auf die Suche nach dem absoluten Perfekten", schreibt Le Soir. Karl Lagerfeld tritt als Legende in die Geschichte ein, mit seiner eigenwilligen Frisur, seiner schwarzen Brille, seiner Katze, seinen dicken Ringen und seinem Talent, so Le Soir.
De Morgen bemerkt: "Lagerfeld war zwar kein revolutionärer Erneuerer wie Coco Chanel und Yves Saint Laurent. Allerdings war er gut und geschickt und hatte in seinen kleinen Fingern mehr Lust, sich in die Arbeit zu stürzen, als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben", würdigt De Morgen.
Unbeholfenes politisches Spielchen der EU-Kommission
Die beiden Wirtschaftszeitungen L'Echo und De Tijd melden, dass die EU-Kommission ihre Analyse der Budgets in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten bewusst erst drei Tage nach den Europawahlen bekanntgeben will. Dadurch will die Kommission vermeiden, dass die zu erwartende Kritik an einzelnen Budgets von europaskeptischen Parteien im Wahlkampf instrumentalisiert wird.
Dazu bemerkt De Tijd: Zum einen ist es fraglich, ob die EU-Kommission überhaupt berechtigt ist, solche politische Spielchen zu spielen. Sie ist eine Behörde, die mit Zahlen umzugehen hat. Keine Einrichtung, die Politik machen soll. Zum anderen ist die Maßnahme aber auch an sich sehr fragwürdig.
An einem Erfolg der extremen und oft auch europaskeptischen Parteien wird sie nämlich nichts ändern. Diese Maßnahme nimmt den europaskeptischen Parteien keineswegs den Wind aus den Segeln.
Im Gegenteil: Sie wird Wasser auf die Mühlen derjenigen sein, die mit der "Elite in Brüssel" abrechnen wollen, findet De Tijd.
Selbst mit gutem Willen kann man den Beschluss der EU-Kommission nur als unbeholfen bezeichnen und außerdem als wenig mutig, kritisiert De Tijd.
Am Umgang mit dem Judenhass muss gearbeitet werden
L'Avenir beschäftigt sich mit den antisemitischen Vorfällen der jüngsten Tage in Frankreich und führt aus: Der Hass auf Juden mit all seiner Irrationalität und Absurdität ist wieder da.
Nicht nur in Frankreich, sondern überall in Europa und damit auch in Belgien ist dieser Hass nicht mehr nur ein Auswuchs des Antizionismus, der sich vor allem in linken Milieus aus dem Konflikt zwischen Israelis und Arabern im Nahen Osten speist. Er hat sich verallgemeinert. Damit einhergehen Schändungen, Verbrechen und aggressive Handlungen.
Reden von Präsidenten und Äußerungen von anderen Politikern sind dagegen nur schwache Reaktionen. Sie sind unerlässlich, aber leider ohne große Wirkung, bedauert L'Avenir.
L'Echo fragt sich: Woher kommt dieser neue Hass auf Juden? Einen Grund kann man darin sehen, dass man in unserem Schulwesen nicht intelligent genug über die Shoah spricht.
Außerdem ist die Justiz viel zu nachlässig, wenn sie zum Beispiel zulässt, dass ein Flame an sein Haus Nazi-Symbole anbringt.
Die Politik ist allgemein zu lax bei der Verurteilung antisemitischer Handlungen. Das ist gefährlich, denn heute sind es die Juden, die angegriffen werden, meint L'Echo. Morgen können es Moslems, Christen oder Atheisten sein.
Es ist dringend notwendig, dass Antisemitismus auf breiter Front bekämpft wird, fordert L'Echo.
La Libre Belgique formuliert mehrere Gedanken zur Frage, ob belgische IS-Kämpfer aus Syrien nach Belgien gebracht werden sollen.
Die Zeitung kommt letztlich zu dem Schluss: Die öffentliche Sicherheit ist das wichtigste Ziel europäischer Regierungen. Dieser Sicherheit wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gedient, wenn man diese Dschihadisten aus ihren Gefängnissen entkommen lässt. Früher oder später werden sie nach Europa zurückkommen wollen, formuliert suggestiv La Libre Belgique.
Boomendes Business bei Altersheimen wirft Fragen auf
Viele flämische Zeitungen beschäftigen sich mit dem Thema Altersheim. Unter anderem Gazet van Antwerpen berichtet, dass der letzte große belgische Privatbetreiber von Altersheimen, Armonea, von dem französischen Unternehmen Colisée gekauft worden ist.
Die Zeitung Gazet van Antwerpen fragt sich: Ist das nun eine gute Sache?
Kann ein solches Unternehmen, das jetzt 119 Heime in Frankreich besitzt, 87 in Belgien, 48 in Spanien und 16 in Deutschland, den einzelnen Menschen vor Ort gerecht werden?
Hinter diesem Kauf steht natürlich der Wille nach Effizienz und Gewinn, analysiert die Gazet van Antwerpen. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass es hier um Menschen geht. Um hilfsbedürftige Menschen sogar.
Strenge Regeln müssen dafür sorgen, dass sie nicht Opfer dieses neuen boomenden Businesses mit Namen Altersheim werden, warnt Gazet van Antwerpen.
Entspannter sieht das De Standaard und meint: Grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, dass auch multinationale Unternehmen sich um Altersheime kümmern. Sie haben zum Beispiel ganz andere Möglichkeiten, als viele unabhängige kleine Altersheime, die oft mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben.
Das A und O bei Altersheimen ist es, genügend qualifiziertes Personal zu haben. Das ist der Maßstab, der ausschlaggebend für ein gut funktionierendes Altersheim ist, findet De Standaard.
Kay Wagner