"Proximus? Dieser Betrieb wird von inkompetenten Menschen geführt", zitiert L'Echo den PS-Spitzenpolitiker Paul Magnette auf Seite eins. "Wie kaltblütig ist Dominique Leroy?", fragt De Tijd auf ihrer Titelseite.
Die angekündigte Entlassung von 1.900 Mitarbeiter beim Telekom-Anbieter Proximus beschäftigt einige Zeitungen auch weiter in ihren Kommentaren. L'Echo zählt auf: 1.900 Jobs bei Proximus, 1.200 Mitarbeiter weniger bei Carrefour. 3.500 bei ING. Warum holen Großunternehmen immer gleich zum großen Schlag aus, wenn es um Umstrukturierung angeblich aufgrund neuer Zeiten geht? Die Wahrheit ist: Diese Unternehmen wollen ältere Mitarbeiter loswerden.
Mitarbeiter, die 55 oder älter sind, kosten einfach zu viel. Schnell wird ihnen bescheinigt, nicht mehr flexibel genug zu sein, um sich auf die neuen Herausforderungen des Jobs einzustellen. Was natürlich falsch ist: Der Mensch passt sich von Natur aus sein Leben lang seinen Lebensumständen an. Weshalb man darüber nachdenken sollte, ob man in Belgien die Gehaltsstufen nicht stärker aneinander anpassen sollte. Mehr Geld für Berufseinsteiger, und etwas weniger für ältere Mitarbeiter. Große Entlassungswellen älterer Arbeitnehmer könnten so vielleicht verhindert werden, gibt L'Echo zu bedenken.
Rahmen setzen - und tschüss!
Das GrenzEcho hält fest: Die Regierung hat im Dezember 2015 die richtige Entscheidung getroffen, nämlich die Finger vom täglichen Management von Proximus zu lassen. Deshalb hat auch die resolute Chefin von Proximus, Dominique Leroy, Recht, wenn sie jetzt der Politik die Tür vor der Nase zuschlägt: Die hat den Rahmen zu setzen. Und tschüss. Proximus muss sich für eine unsichere, sich stets verändernde Zukunft aufstellen. Das bedingt auch das Abschneiden alter Zöpfe und das Heranzüchten neuer Pflänzchen. Dafür braucht man ein scharfes Messer, einen grünen Daumen und ein Stück Geschick, glaubt das GrenzEcho.
Apropos grüner Daumen: Einige flämische Zeitungen kommen auf die Schülerproteste am Donnerstagvormittag in Brüssel für den Erhalt des Klimas zurück. Die Schüler hatten dafür die Schule geschwänzt und mussten dafür einige Kritik einstecken. De Standaard kommentiert: Anders als viele uns jetzt glauben machen wollen, sind diese Schüler alles andere als naiv. Sie stehen stellvertretend für eine Generation, die nicht mehr blind und impulsiv wie noch die 68er-Revolutuion die Regeln bricht. Sondern die neue Generation ist sich durchaus bewusst, dass jeder Regelbruch auch Konsequenzen hat. Die Schüler, die in Brüssel protestiert haben, wissen, dass sie mit disziplinarischen Strafen in der Schule rechnen müssen beziehungsweise wissen, dass sie den verpassten Stoff nachholen müssen. Sie sind dazu bereit, weil ihnen der Protest für das Klima es wert ist, hält De Standaard fest.
Pubertärer Aktivismus?
De Morgen beobachtet: Nicht wenige belächeln die Aktion der Schüler und versuchen, ihren Protest als grünen pubertären Aktivismus darzustellen. Quasi nach dem Motto: Macht ihr mal schön. Die Realität ist sowieso eine andere. Doch das stimmt nicht. Die Sorge um den Klimawandel hat längst die große Industrie selbst erreicht. Also auch die Welt, in der es um hartes Kalkül, um viel Geld und Gewinn geht. Hier werden längst große Summen mobilisiert, um etwas gegen den Klimawandel zu tun. Wer weiterhin denkt, dass es einen Gegensatz gibt zwischen jungen, grünen Weltverbesserern und rational denkenden Zahlenmenschen, der lebt nicht mehr in der Gegenwart, meint De Morgen.
Im Hafen von Antwerpen sind im vergangenen Jahr rund 50 Tonnen Kokain von Sicherheitskräften beschlagnahmt worden. Dazu kommentiert Het Laatste Nieuws: 2018 hat Antwerpen alle Rekorde im Kampf gegen Drogen gebrochen. 50 Tonnen Kokain, das ist zehnmal mehr als vor fünf Jahren. Die Bemühungen im Kampf gegen den Drogenschmuggel scheinen also zu fruchten. Es wäre allerdings naiv zu glauben, dass man den Sumpf ganz austrockenen könnte. Denn das Geschäft mit Drogen ist lukrativ und der Markt wächst weiter. Sollten die Drogen eines Tages nicht mehr über Wasser kommen können, werden sie andere Wege nach Belgien finden, ist sich Het Laatste Nieuws sicher.
Der Zusammenhang von Kugeln und Kokain
Gazet van Antwerpen fragt zum gleichen Thema: Wer konsumiert eigentlich die ganzen Drogen? Um eine Antwort darauf zu bekommen, muss man sich einfach mal nur ins Antwerpener Nachtleben stürzen und da nicht mal in ausgefallene Kneipen oder geheime Clubs, sondern es reicht schon in einer ganz normalen Bar mal um sich zu schauen, um zu erkennen, Kokain ist dort gleichsam zur Alltagsdroge von jedermann geworden. Hier wäre mal eine Kampagne gut, um den Menschen deutlich zu sagen, was für negative Folgen Drogenkonsum haben kann. Letztlich führt er auch dazu, dass die Drogenmafia in Antwerpen ihren Platz gefunden hat und sich jetzt sogar mit Waffen bekriegt. Wer nicht will, dass ihm die Kugeln dieser Clans um die Ohren fliegen, sollte damit aufhören, das Produkt dieser Clans zu konsumieren, mahnt Gazet van Antwerpen.
La Libre Belgique notiert zum Protest der Gelbwesten: Der anhaltende Erfolg der Gelbwesten in Frankreich hat viel damit zu tun, dass die Kluft zwischen der Regierung in Paris und den einfachen Bürgern zu groß ist. Das Team um Präsident Macron ist nicht in der Lokalpolitik verankert. Aber genau dort, im Lokalen, können Politiker am besten die Anliegen und den Alltag der Bürger erfahren. Deshalb ist der neue Trend in Belgien, Ämterhäufung zu vermeiden, auch mit einer gehörigen Portion Skepsis zu betrachten. Natürlich verleitet Ämterhäufung auch zu Missbrauch, aber sie hat auch positive Effekte und ermöglicht eben diese Bindung ans Lokale, die vielen nationalen Politikern gerade in Frankreich fehlt, bemerkt La Libre Belgique.
Kay Wagner