"Der überraschende Sieg des Félix Tshisekedi", titelt Le Soir. "Ein umstrittener Sieger", notiert La Libre Belgique auf Seite eins. "Tshisekedi ist neuer Präsident im Kongo - vorläufig", so die Schlagzeile bei L'Avenir.
Der Ausgang der Präsidentschaftswahlen im Kongo wird auch von vielen Zeitungen kommentiert. Die meisten zweifeln dabei an, dass Tshisekedi tatsächlich die meisten Stimmen bekommen hat. De Tijd notiert: Diplomatische Quellen sprechen von einem "Deal". Der bisherige Machthaber Kabila soll Tshisekedi fünf Jahre die Macht gönnen, um sich dann bei den nächsten Präsidentschaftswahlen wieder selbst als Kandidat aufstellen und wählen zu lassen. Deshalb kommt jetzt auch kein Regimewechsel. Nur Namen und Gesichter ändern sich, aber nicht die eigentlichen Machthaber. Es bleibt noch abzuwarten, ob die Bevölkerung das tatsächlich so akzeptiert. In der Hauptstadt Kinshasa gab es zwar Siegesjubel, aber im Landesinneren schon Tote bei Ausschreitungen. Sollte es dennoch bei den jetzigen Ergebnissen bleiben, wäre das traurig für dieses große reiche Land und vor allem für die Kongolesen selbst, wertet De Tijd.
Auch Le Soir glaubt, dass der Wahlsieg von Tshisekedi nicht unbedingt das wahre Ergebnis ist, meint aber auch: Der Sieg von Tshisekedi kann als Kompromiss verstanden werden. Sicherlich ein Kompromiss, der für viele unbefriedigend ist, aber mit dem immerhin das Schlimmste vermieden wird. Denn tatsächlich hat sich jetzt die Hoffnung der meisten Kongolesen erfüllt: nämlich der Machtwechsel. Die Aufgabe von Tshisekedi wird jetzt sein, in seinem Handeln dieser Wechsel auch spürbar zu machen, mahnt Le Soir.
Hat Kabila jetzt seine Marionette?
Ähnlich sieht das La Libre Belgique und notiert: Viele werden jetzt zufrieden sein, dass erstmals in der Geschichte des unabhängigen Kongos ein Machtwechsel ohne Gewalt stattgefunden hat. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob es jetzt tatsächlich einen Machtwechsel gibt oder ob der abtretende Präsident Kabila den schwachen und unerfahrenen Tshisekedi nicht nur als Marionette benutzt, um weiter die Zügel in der Hand zu halten. Die Turbulenzen im Kongo sind augenscheinlich noch nicht vorbei, bedauert La Libre Belgique.
De Standaard schreibt zur angekündigten Entlassungswelle bei Proximus: Eigentlich ist es ja paradox. Proximus sucht 1.250 neue Mitarbeiter mit einem technischen Profil, die das Unternehmen wahrscheinlich nur schwer finden wird. Und gleichzeitig will Proximus 1.900 Mitarbeiter entlassen. Das zeigt, wie schlecht es um den belgischen Arbeitsmarkt gestellt ist. Es gibt eigentlich nicht zu wenig Stellen, sondern zu wenig qualifiziertes Personal dafür. Auch innerhalb von Betrieben entspricht die Qualifikation der Mitarbeiter oft nicht mehr den Bedürfnissen der Unternehmen. Wenn die Proximus-Chefin Dominique Leroy es tatsächlich schaffen sollte, einen Großteil der 1.900 älteren Mitarbeiter umzuschulen, anstatt einfach zu entlassen, wäre das ein starkes Signal auch für andere Unternehmen, hofft De Standaard.
Aufschrei nur bei großen Unternehmen
De Morgen schimpft: 1.900 ältere und teure Mitarbeiter entlassen. 1.250 frische Arbeitskräfte einstellen, das nennen wir Effizienzverbesserung und Kostenoptimierung, perfekte Umsetzung des Einmaleins eines beliebigen Beratungsunternehmens. Auch die Kommunikation dazu ist eigentlich unverschämt. Auf der einen Seite werden die älteren Mitarbeiter pauschal abgestempelt als unbeweglich und nicht mehr offen für Neues. Auf der anderen Seite wird von ihnen jetzt gefordert, sich umschulen zu lassen, wenn sie ihren Job behalten wollen. Von einem autonomen öffentlichen Unternehmen hätte man etwas mehr Verantwortungsbewusstsein erwartet, ärgert sich De Morgen.
Het Laatste Nieuws bemerkt: Der Aufschrei ist jetzt wieder groß und die Politik zeigt sich bestürzt. Das ist immer so, wenn es um große Unternehmen geht. Vor Kurzem war es Carrefour, jetzt Proximus, aber dass ältere Mitarbeiter von Unternehmen entlassen werden, das passiert fast täglich - allerdings in kleineren Unternehmen. Hier hört man nie einen Politiker aufschreien oder sich empören. Für diese älteren Mitarbeiter setzt sich keiner ein. Anscheinend sind diese Mitarbeiter weniger wert als Mitarbeiter von großen Unternehmen, ätzt Het Laatste Nieuws.
Verantwortungsvoller Protest
In Brüssel haben am Donnerstag rund 3.000 Schüler für mehr Anstrengungen zur Rettung des Klimas protestiert. Dazu kommentiert Het Nieuwsblad: Es ist erstaunlich, dass diese Aktion Kritik erntet. Die Schüler werden als verantwortungslos abgestempelt, weil sie während der Schulzeit demonstrieren. Dabei zeigt ihr Protest ganz im Gegenteil, dass sie sehr wohl verantwortungsbewusst handeln; die Schule soll sie ja gerade zu mündigen Bürgern erziehen. Mit ihrer Aktion setzen sie genau das um. Außerdem werden die meisten von ihnen bei den kommenden Wahlen noch nicht wählen dürfen. Der Protest ist also ihre einzige Möglichkeit, auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen, verteidigt Het Nieuwsblad die Schüler.
Ähnlich Gazet van Antwerpen. Es ist natürlich ganz leicht, diese jungen Menschen zu kritisieren. Aber ihr Protest war fröhlich, ohne Gewalt und vor allem vollkommen gerechtfertigt. Einige Schulen hatten diese Art zu demonstrieren sogar ganz offen unterstützt. Es ist zu hoffen, dass die positive Energie von Donnerstag weiterträgt und es tatsächlich zu weiteren Demonstrationen für das Klima kommt, hofft Gazet van Antwerpen.
Kay Wagner