"Minus 74 Milliarden Dollar", diese Zahl prangt auf Seite eins von De Tijd. Allein am Donnerstag hat das amerikanische Technologieunternehmen Apple 74 Milliarden Dollar an Wert verloren. Der Aktienkurs brach um zehn Prozent ein. Das ist der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung, die vor einigen Wochen schon eingesetzt hatte. Le Soir bringt es auf den Punkt: "Apple verliert 40 Prozent an Wert innerhalb von drei Monaten". L'Echo setzt eine Zahl drauf: "Minus 443 Milliarden Dollar seit dem 3. Oktober 2018". "Ein saurer Apfel", so denn auch das Fazit von Het Nieuwsblad. Grund für den Absturz ist das schwächelnde China-Geschäft. Ursache dafür sind unter anderem die Handelskriege von US-Präsident Donald Trump.
"Es ist wohl die Rückkehr in die Wirklichkeit", analysiert L'Echo in seinem Leitartikel. Die Party ist vorbei. Noch vor einigen Monaten wurde Apple an der Wall Street gefeiert. Das Unternehmen mit dem Apfel-Logo war das erste mit einem Börsenwert von über 1.000 Milliarden Dollar. Jetzt hat es sich in China festgefahren. Das Ganze wirkt wie die Rache für Trumps Handelskriege und die Verhaftung der Finanzdirektorin des chinesischen Technologiekonzerns und Apple-Konkurrenten Huawei. Die Zeichen stehen nicht gut für Apple.
Uber in Brüssel verboten, aber noch nicht weg von den Straßen
Auch ein anderes Unternehmen aus dem Silicon-Valley sorgt am Freitag für Schlagzeilen: "Ein Gericht verbietet den Fahrdienst Uber in der Hauptstadt", bemerkt etwa Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite. Das Brüsseler Handelsgericht hat geurteilt, dass die Aktivitäten von Uber in Brüssel illegal sind. Das Unternehmen selbst betrachtet den Richterspruch aber als nicht bindend, da er sich auf eine frühere Situation beziehe, die heute nicht mehr zur Anwendung komme.
Der Siegesjubel der Brüsseler Taxifahrer ist wohl verfrüht, glaubt denn auch Le Soir. So schnell wird man Uber wohl nicht von den Brüsseler Straßen verbannen. Das Problem: Die heutige Gesetzgebung ist einfach nicht gemacht für diese neuen Geschäftsmodelle, die resolut mit der Vergangenheit brechen wollen. Uber ist in der Praxis vergleichbar mit einem Taxi-Unternehmen, sieht sich aber nicht an die für den Sektor geltenden Regeln gebunden. Die Justiz findet aber keinen Anpack; und das ist wohl nur ein Spiegelbild der Ratlosigkeit der Politik. Unternehmen wie Uber springen in diese Bresche und zwingen quasi die Behörden dazu, sich anzupassen.
De Standaard ist nicht ganz so pessimistisch. Überall auf der Welt steht insbesondere Uber unter Druck. Und das macht aus dem Unternehmen langsam aber sicher einen "normalen" Betrieb. Mit jedem Gerichtsurteil wird Uber weniger disruptiv, weniger revolutionär. Mehr und mehr wächst die Einsicht, dass diese disruptiven Technologien, die alles anders machen wollen, nicht immer einen Fortschritt bedeuten müssen. Das gilt nicht nur für Uber, sondern auch für Unternehmen wie Facebook, Amazon oder Airbnb. Eine ganze Branche kommt inzwischen in der Wirklichkeit an.
La Dernière Heure hingegen ist sauer. Hier ist der Kunde der Dumme, meint das Blatt. Dies zumindest, solange es keine wirklichen Alternativen gibt. Wie soll man sich denn nachts in Brüssel bewegen? Wer keinen Firmenwagen hat, dem bleibt nur eins: Er muss zu Fuß gehen.
In Ninove ist bitterwenig normal
Viele Zeitungen blicken auch auf das Städtchen Ninove westlich von Brüssel. Dort sind am Donnerstagabend rund 1.000 Menschen auf die Straße gegangen. Aufgerufen zu dem Protestmarsch hatten rechtsradikale bzw. flämisch-nationalistische Gruppen. "Flämische Löwen gegen angebliche Volksverräter", titelt De Morgen. Auch Het Laatste Nieuws bringt ein Foto von der Demo. Die Teilnehmer wollten gegen die kommunale Koalition protestieren; genauer gesagt gegen die Tatsache, dass die Liste Forza Ninove nicht an der Macht beteiligt worden ist, obgleich sie bei der Kommunalwahl vom 14. Oktober 40 Prozent der Stimmen geholt hatte. Problem ist nur, dass die Liste angeführt wird durch einen Politiker des rechtsextremen Vlaams Belang.
Die Wut der Demonstranten ist vielleicht irgendwie nachvollziehbar, meint Gazet van Antwerpen. Klar: Unter normalen Umständen wäre wohl eine Partei mit einem derartigen Wahlergebnis nicht in die Opposition verfrachtet worden. In Ninove ist aber derzeit leider bitterwenig normal. Das Schmierentheater muss nun aufhören. Und die neue Stadtratsmehrheit muss nun das tun, wofür sie da ist, nämlich schlicht und einfach regieren.
Zivilcourage und die dunkle Seite des Mondes
Einige Zeitungen beschäftigen sich auch am Freitag noch mit den gewaltsamen Zwischenfällen zum Jahreswechsel in der Brüsseler Stadtgemeinde Molenbeek. Eine junge Frau hat mit einem Internetvideo für Aufmerksamkeit gesorgt. Die 26-jährige Sara Lou richtet sich darin direkt an die Randalierer: "Niemand unterstützt euch", wettert die Frau, die in Molenbeek wohnt und das islamische Kopftuch trägt.
"Sara Lou geht mutig voran", lobt Het Laatste Nieuws. Sie zeigt den Weg. Zusätzliche Polizeifahrzeuge oder ein Wasserwerfer werden nämlich nicht reichen. Wenn man in Molenbeek wirklich was verändern will, dann müssen die Bewohner die Omerta durchbrechen und den Mund aufmachen.
Auf einigen Titelseiten sieht man schließlich noch den Mond. "Die dunkle Seite des Mondes ist die neue Herausforderung für die Raumfahrt", schreibt La Libre Belgique. Hintergrund ist ja, dass China erfolgreich eine Sonde auf die dunkle Seite des Mondes gebracht hat. "Ein schillerndes Symbol für die chinesischen Ambitionen", nennt das Le Soir. "China etabliert sich als Raumfahrtnation", meint auch La Libre Belgique. "China zeigt mit der Landung einer Sonde auf dem Mond seine Zähne", bemerkt de Tijd. Die Schlagzeile auf Seite eins von L'Avenir liest sich da wie ein Fazit: "Die chinesische Seite des Mondes".
Roger Pint