"Aktie von Bpost im freien Fall", heißt es bei La Libre Belgique auf Seite eins. "Bpost verliert Vertrauen der Anleger", notiert De Tijd. "Bestattungen verschoben wegen Streiks bei der Post", so die Schlagzeile bei Het Laatste Nieuws.
Die belgische Post sorgt wegen des Wertverlusts am Donnerstag an der Börse und des Streiks der Mitarbeiter für Aufmachergeschichten und Kommentare. Het Laatste Nieuws berichtet, dass einige Bestattungsunternehmen in Flandern zurzeit ohne Arbeit sind. Trauerkarten, die über Ort und Zeit von Beerdigungen informieren, werden wegen des Streiks nicht zugestellt. Derweil ist die Aktie von Bpost am Donnerstag an der Börse um über zehn Prozent eingebrochen. Der Wert einer Aktie liegt jetzt 20 Prozent unter dem Wert mit dem Bpost 2013 an die Börse gegangen war.
De Standaard kommentiert: Der belgische Staat hat am Donnerstag 114 Millionen Euro verloren, weil die Post-Aktie so stark nachgegeben hat. Beim Börsengang vor fünf Jahren sah man Bpost noch als eine der besten europäischen Postbetriebe. Das hat sich deutlich geändert. Mittlerweile fegt ein Sturm über die Post: unzufriedene Mitarbeiter, starke Konkurrenz, Fehlinvestitionen in den USA usw. Es ist dringend notwendig, das Steuer rumzureißen. Das Wichtigste ist, dass das soziale Klima wieder gut wird. Nur wenn alle Mitarbeiter an einem Strang ziehen, kann es wieder langfristig aufwärts gehen mit der Post, weiß De Standaard.
Es brennt bei Bpost
De Tijd meint: Es brennt lichterloh bei Bpost. Das hatte schon vor sechs Monaten Bpost-Chef Koen Van Gerven gesagt. Seitdem ist der Brand noch heftiger geworden. Zu düster darf man die Situation allerdings nicht sehen. Noch macht Bpost Gewinn. 175 Millionen Euro waren es in den ersten neun Monaten dieses Jahr. Der Staat hält weiter die Mehrheit bei dem Betrieb. In einer Situation wie der aktuellen sollte die Regierung der Post dann auch helfen. Deshalb ist es auch unverantwortlich, dass seit Monaten drei Posten im Vorstand nicht besetzt sind, weil die Regierungsparteien sich nicht auf die richtigen Personen für diese Posten einigen können, schimpft De Tijd.
Le Soir beschäftigt sich grundsätzlich mit der politischen Ernennung von Führungskräften in öffentlichen Unternehmen und Verwaltungen und findet: Es ist durchaus nachvollziehbar, dass Regierungen Einfluss auf öffentliche Unternehmen und Verwaltungen nehmen wollen. Doch politisch motivierte Ernennungen haben ihre Grenzen. Denn man muss schon schauen, dass die Kompetenz bei den Ernannten vorhanden ist. Bald müssen in Belgien wieder zahlreiche Führungspositionen neu besetzt werden. Die Regierungsparteien auf föderaler Ebene haben sich dafür schon in Stellung gebracht. Dass sich Premierminister Charles Michel und die Parteipräsidenten seiner Koalition jetzt erstmal mit dieser Thematik befassen, ist sicher gut. Am grundsätzlichen Problem dieser politischen Ernennungen ändert das jedoch nichts, glaubt Le Soir.
Trump hat zu viel von dem, was Weber fehlt
Das GrenzEcho kommentiert zur Wahl des deutschen CSU-Politikers Manfred Weber zum Spitzenkandidaten der EVP-Fraktion im Europaparlament: Damit hat Weber die erste Hürde auf dem Weg in das Büro des EU-Kommissionspräsidenten genommen. Jetzt muss Weber gegen seine eigene Unbekanntheit kämpfen. Denn wer kennt außerhalb der deutschen Grenze schon den braven EU-Parlamentarier Weber, dem man nachsagt, dass er solide arbeitet, der aber vom Charisma und der Medienpräsenz eines Jean-Claude Juncker oder eines Martin Schulz nur träumen kann? Wenn die Institutionen schwach sind - und das sind die europäischen Institutionen leider - muss wenigstens der Mann oder die Frau an ihrer Spitze Format haben und Respekt einflößen. Beides fehlt Weber, beklagt das GrenzEcho.
De Morgen analysiert noch einmal den Wahlausgang in den USA und schreibt: Jetzt glaubt keiner mehr daran, dass Präsident Trump noch vor Ende seiner Amtszeit auf irgendeine Weise abgesetzt werden könnte. Denn es hat keinen Aufstand gegen ihn gegeben. Eher das Gegenteil ist zu beobachten. Seine Art, Politik zu führen gefällt vielen Amerikanern. Natürlich ist das besorgniserregend, denn seine Gegner bezeichnet Trump gern als Feinde - wie am Donnerstag wieder am Beispiel des CNN-Journalisten gesehen. Und Feinde muss man ja bekanntlich vernichten. Das Klima wird dauerhaft rauer in den USA, beklagt De Morgen.
Sorgen um L'Avenir
Das wallonische Parlament hat am Donnerstag über die Zukunft der Zeitung L'Avenir debattiert. Dazu notiert L'Echo: Es ist immer bedenklich, wenn sich Politiker mit Medien beschäftigen. So war es auch am Donnerstag. Der Vorschlag des MR-Wirtschaftsministers Pierre-Yves Jeholet, das Angebot der IPM-Gruppe zur Übernahme von L'Avenir doch in Erwägung zu ziehen, ist nicht unschuldig. Denn dadurch könnte Jeholet die Zeitung der Nethys-Gruppe entziehen, wo ein gewisser Stéphane Moreau die Fäden zieht. Um die Unabhängigkeit der Medien zu gewährleisten, müssen sie in einem politikfreien Raum agieren können. Im Parlament hat L'Avenir nichts zu suchen, kritisiert L'Echo.
L'Avenir selbst schreibt zu seiner Zukunft: Neben der Idee der Kooperative, die als künftige Verwaltungsform eine Möglichkeit wäre, wäre eine andere, die gemeinsame Verwaltung der Zeitung durch die drei großen frankophonen Verlagshäuser. Nämlich Rossel, IPM und L'Avenir selbst. Schade, dass diese Idee bislang von keinem ernsthaft verfolgt wird, bedauert L'Avenir.
Kay Wagner