"Die N-VA rutscht weiter ab", titelt Het Laatste Nieuws. "Politbarometer: Regierungsbildung ohne N-VA wäre möglich", so die Schlagzeile bei Le Soir.
Die beiden Zeitungen veröffentlichen ein neues Politbarometer zur Beliebtheit der Politiker und Parteien. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass nur noch 25 Prozent der Flamen die N-VA wählen würden.
Das ist ein Verlust von gut sieben Prozent gegenüber den Föderalwahlen vor vier Jahren. Die aktuelle Föderalregierung hätte zurzeit keine Mehrheit mehr.
Het Laatste Nieuws kommentiert: Langsam wird es eng für die N-VA. Wieder hat sie an Beliebtheit eingebüßt im Vergleich zum vorherigen Politbarometer. Die Sympathisanten wechseln zum Vlaams Belang, also weiter nach rechts. Es sind genau die Sympathisanten, die 2014 N-VA statt Vlaams Belang gewählt und dadurch für den großen Erfolg der N-VA gesorgt hatten.
Soll sich die N-VA darum bemühen, diese Wähler zu halten? Also ihr Rechtsaußen-Profil noch weiter zu schärfen? Obwohl sie ja schon weit nach rechts gerückt ist in vielen Positionen? Wie weit kann sich die N-VA von Mitte-Rechts fortbewegen? Das ist die Frage, auf die die Partei eine Antwort finden muss, glaubt Het Laatste Nieuws.
Punkten mit der Museumspolitik
Le Soir beschäftigt sich mit einem anderen Aspekt der Wahlen im kommenden Mai und führt aus: Im Brüsseler Jubelpark werden jetzt endlich die Renovierungsarbeiten am Museenkomplex beginnen. Am 22. Oktober ist Startschuss für vier Jahre Arbeit, vor allem an den Dächern. So haben es Jan Jambon von der N-VA und Didier Reynders von der MR medienwirksam verkündet.
Halten wir fest: Die Renovierung ist eine gute Sache. Dass sie endlich angegangen wird, ist absolut notwendig. Allerdings ist es schon bezeichnend, dass sie gerade jetzt beginnen soll. Und zudem auch andere Museumsrenovierungen in der Hauptstadtregion Brüssel jetzt in Angriff genommen werden.
Man muss nicht um viele Ecken denken, um den Grund zu erkennen: Im Mai sind auch Regionalwahlen. Jambon und Reynders haben schon laut über eine Koalition aus MR und N-VA für die Hauptstadtregion nachgedacht. Mit einer aktiven Museumspolitik werden sie punkten können bei den Brüsselern. Und vergessen machen können, dass sie selbst jahrelang ein Hindernis für die Museumsrenovierungen waren, analysiert Le Soir.
Legal ja, ethisch verantwortlich wohl kaum
Het Nieuwsblad schreibt zum Skandal bei den regierenden Sozialisten in Gent: So kurz vor den Gemeinderatswahlen ist das natürlich besonders brisant. Da kommt heraus, dass die Fraktionsvorsitzende der SP.A im Gemeinderat, die gleichzeitig Chefin der Einrichtung ist, die sich um Sozialwohnungen in Gent kümmert – da kommt also heraus, dass diese Frau selbst in einer Sozialwohnung wohnt. Obwohl sie ja dank ihrer Posten viel zu viel Geld verdient, um eigentlich in so einer Wohnung zu wohnen.
Es ist zwar richtig, dass das völlig legal ist – denn ihr Mietvertrag wurde vor 2017 unterzeichnet. Erst seitdem gilt die Regelung, dass man eine Sozialwohnung räumen muss, wenn man zu viel Geld verdient. Aber natürlich ist das ethisch kaum zu rechtfertigen. Und man bleibt fassungslos, dass die SP.A das kaum zugeben will, schüttelt Het Nieuwsblad den Kopf.
De Standaard notiert: Die fehlende Einsicht der Genter SP.A, dass in dieser Angelegenheit irgendetwas nicht stimmt, ist Ausdruck dafür, dass die Partei viel zu lange an der Macht gewesen ist. Es mangelt ihr an gesundem Menschenverstand und Kontrollmechanismen.
Unter diesem peinlichen Skandal leiden auch die Grünen. Sie regieren zurzeit zusammen mit den Sozialisten in Gent. Profitieren von dem Skandal wird die kommunistische PVDA. Denn in der linken Vorzeigestadt Gent sind die Armen nicht weniger geworden, ätzt De Standaard.
Zu wenig beziehungsweise nichts gelernt
De Morgen berichtet, dass viele Schulabgänger, die in Flandern Lehramt studieren wollen, nicht ausreichendes Wissen in den Fächern haben, die sie studieren wollen. Die Zeitung kommentiert: Besonders drastisch sind die Defizite in den Fächern Mathematik, Niederländisch und Französisch. Mehr als 70 Prozent der Studenten mangelt es da an Wissen.
Das zeigen die Einstufungstests der Unis – zugelassen werden die Studenten trotzdem. Hier wäre ein Hebel, die Dinge zu verbessern. Das sieht man in den Niederlanden: Dort wurden Zulassungstests für Lehramtsstudenten eingeführt. Das Niveau der Studienanfänger ist dadurch immerhin schon leicht gestiegen, stellt De Morgen fest.
L'Avenir meint zu den neuesten Meldungen über Ryanair: Die irische Billigfluggesellschaft scheint nichts gelernt zu haben aus den Streiks des Personals und der Unzufriedenheit, die sich bei immer mehr Kunden breit macht. Ganz im Gegenteil: Jetzt hat Ryanair seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen geändert – Klagen gegen Ryanair können nur noch vor irischen Gerichten eingereicht werden. Klar, dass da nur noch die Hartgesottensten klagen werden.
Das zeigt deutlich, dass Ryanair an seinem bisherigen Modell des Hard Discounters in der Luft festhalten will. Mehr Komfort, mehr Annäherung an Linienfluggesellschaften ist nicht zu erwarten. Billig um jeden Preis – der Kunde muss wählen, ob er das mitmachen möchte, gibt L'Avenir zu bedenken.
Kay Wagner