"Hausdurchsuchungen bei Mitgliedern von Schild en Vrienden", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. De Morgen erforscht in seiner Aufmachergeschichte die "Wurzeln von Schild en Vrienden".
Die Affäre um die rechtsradikale Jugendorganisation sorgt nach wie vor für Diskussionsstoff. Die VRT hatte ja Botschaften aus einem geheimen Internetforum der Gruppe veröffentlicht. Und viele dieser Inhalte waren zutiefst rassistisch, sexistisch, nazi-verherrlichend. Auch Le Soir versucht, dem Phänomen auf den Grund zu gehen. "Der Extremismus mag nach außen hin weniger gewalttätig erscheinen, ist aber heimtückischer", analysiert das Blatt. De Morgen verfolgt den Werdegang "von braven Katholiken hin zu einer radikalen Gruppierung". Het Nieuwsblad bringt ein Interview mit dem Historiker Bruno De Wever. Der Bruder von N-VA-Chef Bart De Wever ist Experte für die Geschichte der flämischen Bewegung. Und der kann nur feststellen: "Der flämische Nationalismus hat immer einen schwarzen, ausgefransten Rand gehabt". Die Enthüllungen des VRT-Magazins Pano hätten ihn jedenfalls inhaltlich nicht überrascht, wenn er freilich auch über keine konkreten Hinweise verfügt habe.
Schild en Vrienden-Gründer "Opfer" und Demagoge
Dries Van Langenhove, der Gründer und Chef von "Schild en Vrienden" sieht sich derweil nach wie vor als Opfer. "Man will mich mundtot machen", beklagt der 25-Jährige etwa in Het Laatste Nieuws. Die Ermittlungsbehörden hatten bei ihm eine Hausdurchsuchung durchgeführt und dabei unter anderem Computermaterial beschlagnahmt. "Alles, was sie finden werden, wird aber meine Unschuld beweisen", sagt er selbstbewusst. Van Langenhove bezeichnete zuvor schon die Enthüllungen der VRT als "Fake News" und hat die flämische Rundfunkanstalt auch wegen übler Nachrede verklagt.
Die Chefredakteurin von Het Nieuwsblad zerpflückt in einem großen Meinungsartikel die diversen Aussagen, die Dries Van Langenhove in der Pano-Reportage gemacht hat. Der Schild en Vrienden-Gründer spricht eigentlich der VRT jegliche Glaubwürdigkeit ab. Er attackiert die vielgeschmähten "Mainstream-Medien" mit dem Vorschlaghammer. Dieser Vorschlaghammer kann aber nur wirken, wenn der Sender der Botschaft schon auf wackligen Beinen steht. Und offensichtlich ist der junge Mann davon überzeugt, dass das schon so ist, dass das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Medien schon ausreichend angeknackst ist. Das folgt der Maxime: "Wenn wir niemandem mehr glauben müssen, dann können wir glauben, was wir wollen". Wir dürfen uns also nicht darauf beschränken, derlei radikale Gruppen anzuprangern. Es gilt auch diesen Vorschlaghammer, der das Vertrauen beschädigen soll; zu bekämpfen.
N-VA vor einer Gewissensfrage
Le Soir befasst sich in seinem Leitartikel mit dem Verhältnis zwischen Schild en Vrienden und der N-VA. Es scheint da eine gewisse Nähe zu geben; Mitglieder der Gruppe hatten unter anderem bei einer Lesung des N-VA-Asylstaatssekretärs Theo Francken unaufgefordert die Rolle des Sicherheitsdienstes übernommen. Außerdem kursieren Fotos, die Schild en Vrienden-Mitglieder mit Theo Francken zeigen.
"Die N-VA steht vor einer Gewissensfrage", glaubt das Blatt. Jetzt muss sie sich für eine Seite entscheiden: Entweder, man siedelt sich im Lager der Rechtsextremisten an, oder man bekämpft sie. Sich weiter in der Grauzone dazwischen aufzuhalten, das ist keine Option mehr. Theo Francken selbst hat gestern Rassisten mehrmals ausdrücklich als "Idioten" bezeichnet. Mal schauen, wie lange es dauert, bis er wieder in einem Tweet mit den Grenzen flirtet.
Haushaltsdefizit - Ziel grandios verfehlt
Viele Leitartikler kommen heute aber auch zurück auf eine Meldung, die gestern schon auf Seite eins von De Tijd stand, die aber im Wirbel um Schild en Vrienden und anderen Rassismus-Fällen untergegangen war. Demnach ist das Haushaltdefizit deutlich größer als gedacht: Laut dem Planbüro fehlen fünf Milliarden Euro mehr, als ursprünglich angepeilt.
"Muss uns das den Schlaf rauben? Klar muss es das!", meint Het Belang van Limburg. Es ist geradezu gruselig, festzustellen, dass die selbsternannte "historische Regierung" derartig ihr Ziel verfehlt. Noch beunruhigender ist es aber, wenn eben diese Regierung sich offensichtlich mit diesen unseligen Zahlen abzufinden scheint. Diese Koalition hinterlässt ihren Nachfolgern ein vergiftetes Erbe.
Eigentlich hatte diese Regierung ein Haushaltsgleichgewicht als oberstes Ziel angegeben, stellt auch Het Laatste Nieuws verbittert fest. Und so gehört es sich ja auch in Ländern, die Respekt haben vor den Steuerzahlern und auch deren Kindern und Enkelkindern. Belgien gehört aber offensichtlich nicht dazu. Hier wird weiter fleißig Geld ausgegeben. "Auf ein paar Milliarden kommt's doch nicht an", sagen augenzwinkernd unsere Spitzenpolitiker. "Après eux, le déluge", nach ihnen die Sintflut.
"Ist das nun Unvermögen oder vielleicht doch Absicht?", fragt sich derweil besorgt De Morgen. Je größer das Haushaltdefizit, desto legitimer erscheinen nämlich drastische Einschnitte etwa in der Sozialen Sicherheit. Das System am langen Arm verhungern zu lassen, das kann auch eine Strategie sein, um später seine ideologische Agenda umsetzen zu können. Gab's auch andere Möglichkeiten? Klar gab es die! Man hätte schlicht und einfach für mehr Steuergerechtigkeit sorgen können, also die Reichen einen größeren Beitrag leisten zu lassen.
Fortis-Aktionäre werden nach zehn Jahren entschädigt
"Die ersten Fortis-Anteilseigner bekommen ihr Geld zurück", titelt derweil De Tijd. L'Echo weiß es genauer: "Die früheren Fortis-Aktionäre bekommen insgesamt 300 Millionen Euro zurück". Das ist nur die erste Tranche. Insgesamt sollen sich die Entschädigungen auf 1,3 Milliarden Euro belaufen. Die Fortis war ja zu Beginn der Finanzkrise in eine Schieflage geraten und abgeschmiert. Der Staat hatte seinerzeit in einer dramatischen Rettungsaktion die Fortis-Bank aus der Gruppe herausgekauft und später an das französische Geldhaus BNP Paribas veräußert. Das war vor genau zehn Jahren. Nach einem juristischen Tauziehen werden die früheren Aktionäre jetzt also zumindest teilweise entschädigt. Zahlen muss die Versicherungsgesellschaft Ageas, die Rechtsnachfolgerin der Fortis.
De Standaard zieht zum zehnten Jahrestag in seinem Leitartikel eine Bilanz der Finanzkrise. Das Fazit: "Wir erleben jetzt die Ruhe nach dem Sturm!". Was damals passiert ist, das wurde inzwischen genau analysiert. Und es wurden auch diverse Lehren aus dem Desaster gezogen. Jetzt ziehen aber wieder dunkle Wolken auf: ein Handelskrieg, wankende Schwellenländer, Haushaltssorgen in Italien, ein möglicher Crash von Technologie-Riesen wie Tesla, … Früher oder später wird es neue Erschütterungen geben. Und erst dann werden wir wissen, ob das System wirklich so robust ist, wie es im Moment aussehen mag.
Roger Pint