"Amaury wurde brutal erschossen", titelt La Dernière Heure. "Tödliche Schüsse auf Polizisten in Spa", schreibt das GrenzEcho. "Ein Polizist wird feige abgeknallt", so die Schlagzeile von L'Avenir.
Nach dem Mord an einem Polizisten in Spa sucht die Polizei weiter nach zwei Zeugen. Begonnen hatte alles mit einem Streit vor einem Café in der Innenstadt. Einer Gruppe von Niederländern wird der Zutritt zu der Kneipe verwehrt. "Drama nach verweigertem Café-Besuch", notiert denn auch Het Belang van Limburg. Der Wirt ruft jedenfalls die Polizei. Die Niederländer flüchten daraufhin und steigen später in ein Taxi. Eine Polizeistreife stoppt das Fahrzeug, dabei eröffnet einer der Niederländer das Feuer. Der 38-jährige Amaury Delrez bekommt eine Kugel in den Kopf. "Der Polizeibeamte hatte nicht die geringste Chance", so denn auch die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Amaury war Vater von drei Kindern; "und er war ein vorbildlicher Polizist", fügt La Dernière Heure hinzu. Später wurde ein Verdächtiger festgenommen. Ob es sich um den Schützen handelt, ist noch unklar. Gazet van Antwerpen scheint aber davon auszugehen: "Ein betrunkener Niederländer erschießt einen Polizisten im Einsatz", schreibt das Blatt. Ein erstes Verhör musste gestern abgebrochen werden. Het Laatste Nieuws weiß auch warum: "Der Verdächtige ist während des Verhörs eingeschlafen".
Das Drama hat natürlich eine Schockwelle ausgelöst; Polizeibeamte nicht nur in Spa, sondern im ganzen Land sind tief betroffen. "Nach dem Mord von Spa beklagen sich Polizisten, im Stich gelassen zu werden", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins.
Warum?, fragt fassungslos Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Warum zieht jemand eine Waffe bei einer Polizeikontrolle und jagt einem Beamten eine Kugel in den Kopf? Und das nach einem banalen Streit, wie er vor Kneipen quasi gang und gäbe ist. Selbst, wenn der Vorfall vollständig aufgeklärt wird, wird diese Frage wohl nicht zu beantworten sein. Polizeigewerkschaften beklagen schon seit längerer Zeit, dass die Uniform nicht mehr respektiert wird. Und da mag etwas Wahres dran sein. Die Uniform ist das Symbol für Gesetz und Obrigkeit. Die sind nur so lange heilig, bis wir selbst mit ihnen in Konflikt geraten. Das wird von manchen Leuten als Eindringen in ihre Privatsphäre betrachtet, was dann in Gewalt umschlagen kann. Der tödliche Schusswechsel in Spa mag ein extremer Beweis für diesen Trend sein.
L'Avenir sieht das genauso: Die Uniform ist nicht mehr gleichbedeutend mit Respekt, Furcht oder vielleicht sogar Bewunderung. Nein, offensichtlich ist sie für immer mehr Menschen ein Hassobjekt. Der Staat muss darauf reagieren. Die Justiz darf nicht zögern, diejenigen zu bestrafen, die sich mutwillig an den Ordnungskräften vergreifen. Solche Leute müssen die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. Milde wäre ein falsches Signal.
Dann sollte man schon einmal damit anfangen, der Polizei auch die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen, fordert La Dernière Heure. Innenminister Jan Jambon beklagte gestern, dass der Tod des Polizisten Ausdruck dafür sei, wie gefährlich doch der Beruf sei. Das ist zu kurz gedacht. Und gerade der Innenminister sollte das wissen. Er unterschlägt nämlich, dass insbesondere die Polizei finanziell und personell auf dem Zahnfleisch geht.
Fahndungserfolg und Streikankündigung
Einige Zeitungen heben heute einen Fahndungserfolg hervor, der in den Niederlanden Schlagzeilen macht: "Jos Brech in Spanien festgenommen", melden Het Belang van Limburg, Het Laatste Nieuws und Het Nieuwsblad. Der Mann wird verdächtigt, vor 20 Jahren den elfjährigen Nicky ermordet zu haben. Aufgeklärt werden konnte der Fall nur durch einen Massengentest.
"Die sozialistische Gewerkschaft FGTB will einen Generalstreik am 2. Oktober", das steht heute auf Seite eins von Le Soir und De Standaard. FGTB-Chef Robert Vertenueil will gegen den Job-Deal der Föderalregierung protestieren. Der sieht ja gleich eine ganze Reihe von Maßnahmen vor, die die Gewerkschaften als Provokation empfinden. Jetzt will Vertenueil die christliche CSC mit ins Boot bekommen.
Nur die Justiz stellt sich gegen die "Volkstribunen"
Einige Zeitungen kommen heute noch einmal auf das jüngste Flüchtlingsdrama in Italien: 150 Migranten, die fast eine Woche lang auf dem Schiff "Diciotti" ausharren mussten, durften am Wochenende doch von Bord gehen. Die italienische Justiz ermittelt inzwischen gegen den amtierenden Innenminister Matteo Salvini wegen Freiheitsberaubung und Amtsmissbrauch. Der Politiker von der rechtsextremen Lega wies die Vorwürfe arrogant zurück.
Wir leben in einer Zeit der angeblich politisierten Richter, meint dazu De Standaard. Salvini erklärt sich selbst zum Volkstribun, behauptet, dass er den Willen von 60 Millionen Italienern ausführe. Und offensichtlich schert er sich dabei nicht um geltendes Gesetz. Das ist das Wesen populistischer Politik. Der angebliche Wille des Volkes verlangt dringend eine Revolution. Und der stellt sich niemand entgegen, nicht die parlamentarische Opposition, nicht die Medien, keine Akademiker und auch keine Künstler. Nur die Justiz. Das gilt für Italien, aber zum Beispiel auch für die USA. Wenn dann plötzlich Richtern unterstellt wird, Politik zu machen, dann ahnt man, welche Agenda sich dahinter verbirgt.
John McCain wird schmerzlich fehlen
In den USA gab es ganz besonders einen Politiker, der offen Widerstand leistete gegen Präsident Donald Trump. Und der ist am Samstag gestorben: An diesen John McCain erinnern heute viele Zeitungen. "Abschied von einem großen Diener Amerikas", schreibt etwa La Libre Belgique auf Seite eins. De Morgen nennt ihn einen "patriotischen Querkopf". Die politische Klasse Amerikas verliert eine ihrer Lichtgestalten, meint La Libre Belgique in ihrem Kommentar. McCain war ein Politiker der alten Schule, einer, der dazu imstande war, persönliche oder Parteiinteressen zu überwinden. Und zwar für das übergeordnete Wohl der Nation. Dieser Politikerschlag ist leider vom Aussterben bedroht. Und gerade im Moment, wo insbesondere die Republikaner seit der Wahl von Donald Trump den Norden verloren haben, gerade jetzt wird dieser John McCain schmerzlich fehlen.
Roger Pint