"Geboren und gestorben auf der Flucht: zweijährige Mawda durch eine Kugel getötet", titelt Het Nieuwsblad. "Mawda durch eine Polizeikugel getötet - was, wenn sie ein belgisches Kind gewesen wäre?", fragt sich De Standaard auf seiner Titelseite. Und Gazet van Antwerpen schreibt: "Viel Protest nach Tod von Kleinkind durch Polizeikugel".
Bei einer Verfolgungsjagd zwischen Menschenschmugglern und der Polizei in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ist ein zweijähriges kurdisches Mädchen erschossen worden. Wahrscheinlich wurde die tödliche Kugel von einem Polizisten abgefeuert.
La Libre Belgique kommentiert: Was für ein schreckliches Drama. Die Hauptverantwortlichen für den Tod des Mädchens sind natürlich die Menschenschmuggler. Vielleicht haben auch die Polizisten nicht richtig gehandelt - die Untersuchungen werden das klären. Dabei muss man aber auch wissen, dass die Polizisten unter enormem Druck stehen. Die Regierung fordert von der Polizei ein hartes Durchgreifen gegen Schleuser. Oppositionspolitiker haben das am Freitag noch einmal deutlich gemacht. Inwieweit die Regierung jetzt auch Verantwortung für das Drama übernimmt, werden die nächsten Tage zeigen, so La Libre Belgique.
De Morgen nimmt die Polizisten ebenfalls in Schutz und führt aus: Die ganze Verfolgungsjagd muss für die Polizisten eine traumatische Erfahrung gewesen sein. Man muss schon böswillig sein, um sie als schießwütig oder gar rassistisch darzustellen. Den schrecklichen Tod des Mädchens sollten wir vielmehr zum Anlass nehmen, uns mit seiner Geschichte zu beschäftigen. Warum sind ihre Eltern aus den Kurdengebieten geflohen? Unter welchen Umständen kamen sie nach Europa? Wieso mussten sie Großbritannien wieder verlassen und wohin waren sie jetzt unterwegs? Mit diesen Fragen sollten wir uns auseinandersetzen, um ähnliche Dramen in Zukunft zu vermeiden, rät De Morgen.
Europa in Gefahr
Zur neuen italienischen Regierung notiert Le Soir: Die Koalition zwischen Lega Nord und Fünf-Sterne-Bewegung ist eine große Gefahr für die Stabilität in Europa. Denn erstmals bekommt jetzt ein Gründerstaat der EU und der Eurozone eine populistische Regierung. Politische Grundpfeiler der Union werden damit in Frage gestellt. Beide Parteien scheinen überdies der Aufgabe nicht gewachsen, einen Staat zu leiten. Diese Regierung ist ein Ergebnis der vielen Unzufriedenen, die es auch in anderen Ländern gibt, erinnert Le Soir.
Auch De Standaard warnt: Bedenklich sind insbesondere die finanzpolitischen Vorhaben der neuen Regierung. Von Haushaltsdisziplin kann da keine Rede mehr sein: Durch die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens, die Rücknahme der Rentenreform und massive Investitionen in Gefängnisse werden die Ausgaben steigen. Steuerliche Entlastungen für Familien und Unternehmen bedeuten weniger Einnahmen. Die Neuverschuldung wird enorm wachsen. Mit so einer Politik wird sich der Traum von mehr Einheit in der Eurozone nicht verwirklichen lassen. Denn eine solche Politik ist genau das, wovor sich gerade Deutschland enorm fürchtet, betont De Standaard.
Auto-Rauchen und Fußballnationalelf
Die flämische Regierung hat am Freitag beschlossen, das Rauchen in Autos mit einer Buße von 1.000 Euro zu bestrafen, wenn sich in dem Auto gleichzeitig ein Kind befindet. Het Laatste Nieuws meint: Das ist mal wieder so ein Gesetz, gegen das moralisch keiner was einzuwenden haben kann. Kinder als Passivraucher - wer will das schon? Doch drehen wir das Ding einmal weiter: Was wäre der nächste Schritt? Wird Eltern bald verboten, mit ihren Kindern zur Frittenbude zu gehen? Oder müssen bald Polizisten an Wohnungstüren klingeln, um zu kontrollieren, dass Eltern nicht heimlich auf der Toilette rauchen? Das einzig Gute an dem Gesetz ist, dass es praktisch wahrscheinlich äußerst selten zur Anwendung kommen wird. Denn Statistiken zeigen: Bevor ein Autofahrer mit zu viel Alkohol im Blut angehalten wird, muss er 60.000 Kilometer fahren. 110.000 Kilometer sogar, bevor er für Fahren ohne Gurt belangt wird. Raucher mit Kindern im Auto können sich also entspannen - vielleicht sogar mit einer Zigarette, beruhigt Het Laatste Nieuws.
Zur Verlängerung des Vertrags von Fußballnationaltrainer Roberto Martinez schreibt das GrenzEcho: Dieser Schritt ist ungewöhnlich vor einer Weltmeisterschaft, aber eine gute Entscheidung. Weil Martinez dem belgischen Fußball guttut. Die Nationalelf war unter Marc Wilmots ein Haufen talentierter Fußballer, denen es aber an taktischer Führung und Cleverness fehlte. Die Kunst, mehrere Spielsysteme auch innerhalb einer Begegnung zu spielen, hat mit dem Spanier Einzug gehalten. Die Professionalisierung und die ruhige Art und Weise, die Martinez ausstrahlt, tut dem manchmal merkwürdig agierenden Verband ordentlich gut, findet das GrenzEcho.
Eine moderne Monarchie
Zur Hochzeit des britischen Prinzen Harry mit der amerikanischen Schauspielerin Meghan Markle notiert L'Avenir: Diese Hochzeit wird wieder Millionen Menschen faszinieren. Neben dem ganzen Glanz ist es auch die märchenhaft anmutende Geschichte, die hinter der Hochzeit steht: das bürgerliche Mädchen aus Amerika, das das Herz des Prinzen erobert. Das Volk nimmt dadurch emotional Anteil am Geschick des Königshauses. Und genau das ist es, was heutzutage eine moderne Monarchie braucht, ist sich L'Avenir sicher.
Kay Wagner