"Damso: Wenn jemand ein Land zu sehr spaltet", schreibt Le Soir. Und Het Laatste Nieuws rekonstruiert, wie sich der Fußballverband selbst in den Fuß schoss. Die Aufarbeitung der Saga Damso ist auch heute noch in vielen Zeitungen ein Thema. Le Soir bezeichnet das Ganze als "Ball der Heuchler".
So so, da haben die Chefs von Proximus und AB Inbev also entdeckt, dass Damsos Lieder so frauenfeindlich sind, dass sie den belgischen Fußballverband dazu gebracht haben, die Zusammenarbeit mit dem Rapper zu beenden. Wenige Stunden zuvor hatte der Rat für Frauen sich auch darüber beschwert. Der Verband hatte da noch entschieden, seine Position beizubehalten und sich "nicht von dieser Polemik in Geiselhaft nehmen zu lassen". Augenscheinlich haben die Sponsoren beim Thema Moral mehr Gewicht, als der Rat für Frauen.
Ende gut, alles gut?
Kaum hatten Proximus und AB Inbev den Ton verschärft, da ruderte der Verband gehorsam zurück und verwarf die Idee. Seien wir realistisch: Der Verband konnte es sich einfach nicht erlauben, zwei seiner größten Sponsoren zu verlieren. Doch hätten sich Proximus und AB Inbev tatsächlich zurückgezogen, wenn der Verband bei Damso geblieben wäre? Wenn nicht, dann wäre das Ganze nur eine Maskerade gewesen, in der die einen für ihr Image so tun als würden sie sich aufregen, um den anderen die Möglichkeit zu geben sich zu korrigieren.
Doch Ende gut, alles gut. Damso bringt den Song trotzdem heraus und landet einen Hit bei seinem jungen Publikum aufgrund - nicht zuletzt wegen des großen Medienrummels der letzten Tage, der Fußballverband engagiert Le Grand Jojo und die Sponsoren können sich wieder auf andere Dinge konzentrieren. Beispielsweise auf das Sponsoring der Festivals, wo Damso dann auftritt und das junge Publikum anzieht. Damso beim Fußball ist igitt. Damso auf dem Festival ist super. Und in beiden Fällen wissen die Sponsoren auch warum, spottet Le Soir.
Vier Jahre Vakuum
Het Laatste Nieuws kommentiert: Die Ergebnisse der großen Wählerumfrage in Flandern. Legt man die aktuellen Zahlen der flämischen Parteien und die Wahlergebnisse von 2014 nebeneinander, dann gibt es keine Entwicklung, die größer wäre als die Fehlergrenze. Als ob unser Land die letzten vier Jahre in einem Vakuum verbracht hätte, während von den USA bis nach Italien die Populisten und Rechtsradikalen die bestehende Ordnung auf den Kopf gestellt haben. Diskussionen über längeres Arbeiten, Einsparungen und Steuergerechtigkeit? Angst und Wut vor Anschlägen und Migration? Polarisierung über Identität und Religion? Zählt man alles zusammen, dann bleibt das Ergebnis unter dem Strich unbeeinflusst. Aber nur auf dem Papier. Hinter den Zahlen verbirgt sich eine spektakuläre Entwicklung. Man scheint vergessen zu haben, dass die N-VA zwei Jahre nach den Wahlen auf 24 Prozent abgestürzt war.
Heute, zwei Jahre später, ist dieser Verlust wieder wettgemacht. Indem die Partei in einen konstanten Wahlkampfmodus geschaltet hat. Was Trump in den USA, Macron in Frankreich und die Fünf-Sterne-Bewegung in Italien gemacht haben, spielt die N-VA aus einer Regierungsposition heraus: Sich selbst erfolgreich als Alternative zum Establishment darstellen. Das muss man erstmal hinbekommen, als eine Partei, die in Flandern schon seit 14 Jahren fast ununterbrochen an der Macht sitzt, findet Het Laatste Nieuws.
Viele Sprösslinge, wenig Bäume
Die Wirtschaftszeitung DeTijd analysiert die Innovationskraft in Belgien. Und schreibt: Auch hierzulande tut sich was es im Technologiesektor. Aber den großen, erfolgreichen Durchbruch eines Start-Ups vermissen wir noch. Die Forschung an unseren Universitäten im Bereich der neuen Technologien ist auf einem sehr hohen Niveau. In Löwen gibt es ein Forschungszentrum, dass in der Nano-Technologie absolute Weltspitze ist. Und der Staat investiert eine Menge Geld in die Finanzierung der Forschung und der Unternehmen, die daraus entstehen. Es gibt viele Sprösslinge, aber wenige Bäume. Die internationale Wirtschaft befindet sich in einem wichtigen Transformationsprozess.
Die Wirtschaft benötigt auch weiterhin Unternehmen, die in den traditionellen Branchen aktiv sind. Bierbrauer, Schokoladen-Hersteller, Billardkugel-Fabrikanten, Teppichweber und Kalkproduzenten. Aber Wachstum wird es vor allem in neuen Wirtschaftszweigen geben und bei den Unternehmen, die darin Spitze sind und auf diesem Feld hat Belgien noch nicht viel vorzuweisen. Dabei muss nicht mal immer alles super technologisch sein. Auch bei den neuesten Entwicklungen innerhalb der traditionellen Branchen, beispielsweise in Vertrieb und Logistik verpassen wir Chancen, die unsere Nachbarländer ergreifen. Siehe die online-Händler bol.com in den Niederlanden und Zalando in Deutschland.
Die Kenntnisse haben wir, die finanziellen Möglichkeiten auch. Es fehlt an einem großen, übergreifenden Projekt. Jede Region will ihr eigenes Silicon Valley. Es gibt zu wenig Synergien, zu wenig Bündelung der Kräfte. Unsere Unternehmer sind oft auch zu bescheiden. Sie sind schon zufrieden, wenn sie in ihrer kleinen Nische glänzen. Das ganz große Ding wagen sie nicht. Dabei brauchen wir Menschen, die Belgien und belgische Unternehmen auf die internationale Technologiekarte bringen, meint De Tijd.
Volker Krings