"Europa schafft es nicht, über die Zukunft von Glyphosat zu entscheiden", schreibt L'Echo auf Seite eins. Die EU-Kommission hat gestern die geplante Abstimmung zur Verlängerung der Zulassung des umstrittenen Pflanzenschutzmittels verschoben. Für die neue Zulassung um fünf bis sieben Jahre gab es nicht die nötige Mehrheit unter den Mitgliedstaaten. Auch Belgien hätte der Verlängerung nicht zugestimmt. Glyphosat steht im Verdacht, Krebs zu erregen.
Dazu kommentiert La Libre Belgique: Diese schier endlose Saga um eine neue langfristige Zulassung von Glyphosat zeigt deutlich: Die europäischen Bürger haben keine Lust mehr auf Chemie in der Landwirtschaft. Die EU-Kommission ist quasi gezwungen, in ihrem neuen Vorschlag ein langsames Auslaufen von Glyphosat vorzuschlagen. Fünf Jahre stehen im Raum. Gleichzeitig muss sie aber auch Alternativen auf den Weg bringen, wie die Landwirte ohne Glyphosat zurechtkommen können. Eine enge Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten ist dabei nötig. Auch für Belgien bedeutet das viel Arbeit, denn Belgien ist eines der Länder, in denen Glyphosat besonders oft verwendet wird, erinnert La Libre Belgique.
Gelddruckmaschine Glyphosat
Het Belang van Limburg hält fest: Glyphosat ist eine Gelddruckmaschine für seinen Erfinder, den US-Saatguthersteller Monsanto. Das Pflanzenschutzmittel ist aus der heutigen Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken. Das macht verständlich, warum es ein so großes Tauziehen um Glyphosat gibt. Das erinnert ein bisschen an den Streit mit den Tabak-Konzernen. Als es darum ging, sich festzulegen, ob rauchen der Gesundheit schadet oder nicht. Interessant ist zu sehen, dass Monsanto selbst Alternativen für Glyphosat hat. Es hat nämlich genmanipuliertes Saatgut entwickelt, dass den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln überflüssig macht. Doch das sei keine Alternative, sagen viele Bauern. Das mag richtig sein, aber um andere Alternativen zu finden, muss man sehr kreativ sein, bemerkt Het Belang van Limburg.
Mehr Fragen als Antworten
Gazet van Antwerpen macht sich Gedanken zu den neuesten Enthüllungen zur Killerbande von Brabant: Ob man den Aussagen des "Riesen" glaubt oder nicht – es scheint klar, dass er nur ein Handlanger war. Im Hintergrund haben andere Figuren die Fäden gezogen. Vielleicht war die Bande aber doch nur ein Haufen durchgeknallter Ex-Gendarme und Gangster. Letztlich bleibt festzuhalten, dass wir trotz der möglichen Identifizierung des "Riesen" noch nicht viel von der ganzen Sache verstehen, bemerkt ernüchtert Gazet van Antwerpen.
Mehr Polizei für mehr Sicherheit
Die Kammer wird sich heute mit dem Abschlussbericht beschäftigen, den die Untersuchungskommission zu den Terroranschlägen in Brüssel vom 22. März vergangenen Jahres angefertigt hat. Dazu notiert L'Avenir: Die Empfehlungen des Berichts wird das Kammer-Plenum einstimmig annehmen, denn schon im Ausschuss waren alle dafür. Doch dann wird es darum gehen, diese Empfehlungen umzusetzen. Dafür muss man Geld in die Hand nehmen. Geld, dass bislang nicht im Haushaltsplan vorgesehen ist. Deshalb ist schon absehbar, dass nicht alle Empfehlungen umgesetzt werden. Bei der Mitte-Rechts-Regierung, die wir zurzeit haben, steht zu befürchten, dass sie vor allem die Maßnahmen umsetzt, die vordergründig das Sicherheitsgefühl stärken. Konkret: Einstellung von 2.500 Polizisten und Verdoppelung der Mitarbeiter für die Staatssicherheit. Das würde zu Lasten der sozialpolitischen Empfehlungen gehen, die auf ein besseres Zusammenleben der unterschiedlichen Gemeinschaften unseres Landes abzielen, bedauert L'Avenir.
De Morgen schreibt zum Streit über drahtloses Internet in den Zügen der SNCB: Die neue Bahnchefin Sophie Dutordoir hat bewusst darauf verzichtet, die SNCB bald mit W-LAN ausstatten zu wollen. Dafür wird sie jetzt kritisiert. Aber Dutordoir hat natürlich recht. Denn wichtiger für den täglichen Pendler ist es, ob die Züge fahren und dass sie, wenn möglich, auch noch pünktlich fahren. W-LAN ist zunächst ein Luxus, der dann kommen kann, wenn die Basics stimmen. Dutordoir hat gute Prioritäten gesetzt, lobt De Morgen.
Niederlande machen's besser
Die Wirtschaftszeitung L'Echo beschäftigt sich mit dem Internet-Handel und schreibt: Unsere niederländischen Nachbarn haben schon längst erkannt, dass im E-Commerce die Zukunft liegt. Sie fördern auch finanziell den für E-Commerce nötigen Logistik-Sektor und erzielen damit hervorragende Ergebnisse. Belgien ist auf diesem Gebiet langsam, ohne klare Strategie. Das muss sich ändern, wenn Belgien den Zug Richtung Zukunft nicht verpassen will, meint L'Echo.
Het Nieuwsblad kommentiert die neuesten Pläne der flämischen Liberalen zur Vereinfachung des Steuersystems: 30 Prozent für Personen und 15 Prozent für Unternehmen. Dazu Streichung aller sonstigen Abgaben auf Häuser und sonstigen Besitz. Eine Steuer-Flatrate also, die auch schon – mit anderen Prozenten – die niederländischen Liberalen einführen wollten. Sie wurden zurückgepfiffen von den Sozialdemokraten, völlig zurecht. Denn das System bevorzugt ganz offensichtlich die Reichen. OpenVLD hat sich damit positioniert. Sie sucht künftig ihre Wähler bei den besonders Reichen und überlässt die Mittelschicht der N-VA, analysiert Het Nieuwsblad.
Kay Wagner