"Spanien schaut nach Belgien als Quelle des Terrors", titelt Het Belang van Limburg. "Kopf des Anschlags von Barcelona wohnte monatelang in Vilvoorde", heißt es bei Het Nieuwsblad. Und De Morgen fragt sich auf der Titelseite: "Was tat dieser Mann in Vilvoorde?" Der Imam, der als Drahtzieher der Anschläge in Spanien gilt, soll Anfang 2016 mehrere Monate in Vilvoorde gewohnt haben.
Dazu kommentiert Het Nieuwsblad: Außer der Frage, was der Mann hier tat, stellen sich noch viele andere Fragen. Zum Beispiel: Wer beschützte ihn in Vilvoorde? Hat seine Anwesenheit etwas mit den Anschlägen in Brüssel zu tun? Was haben die spanischen beziehungsweise katalanischen Geheimdienste mit den Informationen gemacht, die sie über den Aufenthalt des Imams in Belgien hatten? Es scheint, dass die Querelen zwischen Spanien und Katalonien wegen des Unabhängigkeitsstrebens Kataloniens nicht hilfreich waren, frühzeitig die Machenschaften des Imams zu durchleuchten. Im Kampf gegen den Terror ist ein ungestörter Informationsaustausch zwischen Geheimdiensten aber notwendig, notiert Het Nieuwsblad.
Was tun gegen Radikalisierungen?
Gazet van Antwerpen meint: Das Beispiel des Imams zeigt, dass die europäischen Staaten endlich gegen die Unsitte der herumreisenden Imame vorgehen müssen. Die europäischen Staaten müssen Ausbildungssysteme für Imame einrichten, damit sie eine gewisse Kontrolle darüber haben, was die Imame lehren. Auch das würde dazu beitragen, Radikalisierungen zu verhindern. Aber natürlich müssen daran auch noch andere Teile der Gesellschaft mitwirken, fordert Gazet van Antwerpen.
Het Laatste Nieuws wundert sich: In dem 11.000 Einwohner-Städtchen Ripoll, aus dem alle Attentäter von Barcelona und Cambrils stammen, will keiner etwas von der Radikalisierung der jungen Männer gewusst haben. Das ist sehr verwunderlich in einer Stadt, von der der Bürgermeister jetzt sagt: Hier kennt jeder jeden, hier weiß jeder, was der andere macht.
Erschreckend ist es dann zu sehen, dass auch bei uns etwas Ähnliches passiert. Lehrer im Ardennen-Städtchen Ronse stellen erschrocken fest, dass schon Vorschulkinder Zeichen von Radikalisierung zeigen. Sie bezeichnen Mitschüler als "Ferkel" und "Ungläubige", deuten an, ihnen die Kehle durchzuschneiden, kommen am Freitag aus angeblich religiösen Gründen nicht zur Schule. Als die Lehrer mit den Eltern darüber gesprochen haben, haben die Eltern das als lächerlich abgetan. So geht das natürlich nicht. Hier ist das Bildungswesen, aber auch die ganze Gesellschaft gefordert, um so etwas zu unterbinden, regt sich Het Laatste Nieuws auf.
MR und DéFI in der Pflicht
Zur Politikkrise im frankophonen Landesteil kommentiert Le Soir: Für eine Lösung der Krise vor allem auf Niveau der Französischen Gemeinschaft kommt es jetzt vor allem auf MR und DéFI an. Und von außen betrachtet ist es völlig verständlich, dass sowohl MR als auch DéFI Bedingungen für eine Regierungsbeteiligung stellen. Doch beide Parteien sollten aufpassen, ihre eigenen Befindlichkeiten nicht über das Gemeinwohl zu stellen. Denn sonst wird die Französische Gemeinschaft Schaden davontragen, warnt Le Soir.
La Libre Belgique sieht dabei vor allem DéFI-Präsident Olivier Maingain in der Pflicht und führt aus: Wenn es Maingain mit seinen Forderungen wirklich darum geht, die Qualität der Politik zu verbessern, ist sein Zögern eine gute Sache. Wenn es ihm allerdings darum gehen sollte, die PS weiter an der Macht zu halten, weil er es einfach nicht schafft, sich von ihr zu lösen, oder er einen bestimmten Posten für sich herausschlagen will, dann darf man sich schon fragen, ob er der richtige Mann in dieser Krisensituation ist, warnt La Libre Belgique.
Mit der PS beschäftigt sich L'Avenir und schreibt: Heute also will PS-Präsident Elio Di Rupo seine Ideen für eine neue PS dem Partei-Büro präsentieren. Die Frage wird sein, wie umfassend eine grundsätzliche Neuausrichtung der Partei in nur wenigen Monaten gelingen kann. Und die Frage für Di Rupo selbst muss sein, inwieweit er das Gesicht für diesen Neuanfang sein kann? Er, der wie kaum ein anderer für all das steht, was die PS zurzeit ist, hält L'Avenir fest.
PS scheint nichts gelernt zu haben
La Dernière Heure berichtet, dass die PS-Politikerin Laurence Bovy als Chefin der Interkommunalen Vivaqua auf Anfrage der Zeitung keine Angaben zu ihrem Gehalt machen wollte. Laut Information von La Dernière Heure soll das Jahresgehalt 240.000 Euro betragen. Dazu meint das Blatt: Die PS scheint aus ihren jüngsten Skandalen doch nichts gelernt zu haben. Transparenz sieht anders aus. Wie glaubwürdig soll ein Neuanfang sein, wenn PS-Politiker einfach so weitermachen, wie bisher, fragt sich La Dernière Heure.
De Morgen schreibt zur PS: Der Niedergang der frankophonen Sozialisten ist besorgniserregend. Denn mit ihr geht gerade die letzte große linke Partei Belgiens unter. Das wird Auswirkungen auf die Gesellschaft haben. Denn künftige Regierungen, besonders auf föderaler Ebene, werden noch weiter rechts angesiedelt sein, als heute. Dass dann nicht nur die PS der Verlierer ihrer aktuellen Krise sein wird, wird jedem schnell einleuchten, so De Morgen.
Text: Kay Wagner - Foto: Pau Barrena/AFP