"Schon im Juni 2016 wurde auf die Gefahren von Fipronil hingewiesen", titelt Le Soir auch heute nochmal zum Eierskandal. Die Zeitung hat herausgefunden, dass der Hohe Gesundheitsrat schon vor über einem Jahr darauf hingewiesen hat, dass das Insektizid Fipronil gefährlich für die Gesundheit sein kann. Der Agentur für Lebensmittelsicherheit AFSCA wurde nahegelegt, Lebensmittel auf Fipronil zu untersuchen. Doch systematisch hat die AFSCA das nie gemacht.
Dazu kommentiert Le Soir: Hätte die AFSCA gehandelt, wäre uns zumindest ein Teil der heutigen Krise vielleicht erspart geblieben. Bedenklich ist auch, dass die AFSCA es versäumt hat, die Politik hartnäckig auf das Problem hinzuweisen. Warum das so passieren konnte, wirft Fragen auf. Es scheint deutlich, dass wir die Entscheidung über das, was wir täglich essen, denjenigen überlasen haben, die unser Essen herstellen. Dafür bekommen wir den Komfort, eigentlich immer alles im Supermarkt zu finden. Auch auf dem Hintergrund der jetzigen Krise ein zweifelhafter Komfort, findet Le Soir.
Konsumenten schuld an der Eierkrise?
Ähnlich sieht das L'Avenir und führt aus: Die Krise wirft Fragen nach unserer heutigen Ernährung auf. Denn es geht nicht nur um mögliche Versäumnisse der AFSCA, sondern auch um ein globales Modell der Nahrungsmittelproduktion. Und festzustellen ist: Wir als Konsumenten haben den Bezug, zu dem, was wir essen, zumeist verloren. Mental war die Menschheit wohl noch nie so weit von dem entfernt, was sie täglich auf dem Teller hat, behauptet L'Avenir.
Das GrenzEcho fragt sich: Trifft den Konsumenten nicht auch eine gewisse Mitschuld am Lebensmittelskandal, weil ihm Schnitzel, Milch und Eier gar nicht billig genug sein können? Wer nur Billigwaren will, liefert dem Betrug eine Steilvorlage. Der Druck, dass Lebensmittel billig sein müssen, senkt die Qualitätsstandards. Nur wer hochwertige, möglichst regionale Produkte von wirklichen Bauern kauft, senkt die Attraktivität des Billigen, glaubt das GrenzEcho.
Politiker – ein attraktiver Beruf?
Der Rechnungshof hat gestern die Angaben der belgischen Politiker zu den von ihnen bekleideten Ämtern veröffentlicht. Durchschnittlich üben belgische Politiker sieben Ämter gleichzeitig aus. 125 Politiker machten keine Angaben. Dazu bemerkt die Wirtschaftszeitung L'Echo: Es ist nicht zu akzeptieren, dass einige Politiker gar keine Angaben gemacht haben. Ebenfalls zu kritisieren ist, dass die meisten mehrere Ämter zugleich haben – bis zu 27 pro Person, wie wir lesen. Sicher, nicht allen Politikern ist daraus ein Vorwurf zu machen. Viele üben ihre Aufgaben auch sehr gewissenhaft aus. Doch sie müssen sich auch im Klaren sein, dass sie mit dem Geld der Steuerzahler bezahlt werden. Ihr Umgang damit muss exemplarisch sein, wie überhaupt ihr ganzes Handeln, als gewählte Vertreter des Volkes, exemplarisch sein muss. Zweifel, dass das nicht immer so ist, bleiben nach den gestrigen Zahlen bestehen, so L'Echo.
Zum gleichen Thema mein Het Laatste Nieuws: Arme Eliane Daels! So heißt nämlich die Brüsseler PS-Politikerin, die mit 27 bezahlten Ämtern so viele Ämter auf sich vereint, wie kein anderer Politiker in Belgien. Alle hacken wegen dieser Zahl jetzt auf ihr rum. Doch völlig zu unrecht. Denn schauen wir uns die Zahl mal an: Als Aufsichtsrat-Mitglied der Sozialistischen Versicherung Brabant ist sie automatisch Mitglied in 24 Vereinigungen, die zu dieser Versicherung gehören. Diese tagen ein bis drei Mal im Jahr. Pro Sitzung bekommt Daels 15 Euro. Ein Betrag, über den einige PS-Genossen in Brüssel wohl nur lachen können. Fazit: Das ganze Gerede um die Ämterhäufung ist Blödsinn. Es kommt nicht darauf an, wie viele Ämter man hat, sondern wie man sie ausfüllt. Ob man die Aufgaben verantwortungsvoll ausführt, oder das Amt dazu benutzt, sich gerne auch mit unlauteren Mitteln die Taschen zu füllen, bemerkt Het Laatste Nieuws.
La Dernière Heure gibt sich polemisch: Gerade jetzt, wo viele Berufe an Attraktivität verlieren, möchten wir einen Beruf empfehlen: Politiker. Bei Politikern gibt es kaum Stellenabbau. Ganz im Gegenteil werden oft neue Arbeitsplätze geschaffen, ob sinnvoll oder nicht. Politiker bestimmen ihr Gehalt selbst. Genießen viele Extras, und sollten sie mal nicht wiedergewählt werden, dann kriegen sie das mit einer schönen Pension noch versüßt, ätzt La Dernière Heure.
Das Säbelrasseln geht weiter
Zum Säbelrasseln zwischen den USA und Nordkorea schreibt De Standaard: Ein Krieg wäre fatal. Einen Sieger würde es nicht geben, nur Verlierer. Doch noch ist nicht abzusehen, wie der verbale Schlagabtausch zwischen Donald Trump und Kim Jong-Un enden wird. Die Gefahr besteht, dass einer sein Gesicht verlieren könnte, und das würde wohl keiner der beiden Kontrahenten ertragen. Bei Trump kommt noch hinzu, dass seine Popularität stark abgenommen hat. Wenn er jetzt Nordkorea als Bedrohung für die USA darstellt, kann sich das leicht wieder ändern, orakelt De Standaard.
Freiwillig Steuern zahlen - Hut ab!
Gazet van Antwerpen kommentiert zur Meldung, dass die Trappisten-Mönche aus Rochefort künftig für ihre Bierproduktion Steuern zahlen wollen: So eine Einstellung sind wir nicht gewohnt. Hut ab vor den Mönchen. Sich selbst einzugestehen, dass man einen Beitrag für die Gesellschaft leisten möchte, weil man selbst erfolgreich ist, ist äußerst selten. Meist ist es doch so, dass jeder Steuern vermeiden möchte. Je weniger man bezahlen muss, umso besser, schreibt anerkennend Gazet van Antwerpen.
Kay Wagner - Bild: Koen Blanckaert/Belga