"Diesmal kommt er nicht davon", titelt fast schon schadenfroh Het Nieuwsblad. "Die Dotation von Prinz Laurent soll gekürzt werden", so dagegen die nüchterne Schlagzeile von Le Soir. "Es war das Fettnäpfchen, dass das Fass zum Überlaufen gebracht hat", schreibt De Standaard auf Seite eins.
Prinz Laurent hat es mal wieder auf fast alle Titelseiten geschafft. Für Diskussionsstoff sorgt diesmal sein Besuch in der Chinesischen Botschaft. Anlass war ein Empfang zum 90. Jahrestag der Gründung der chinesischen Volksarmee. Prinz Laurent hatte selbst ein Foto von der Veranstaltung auf Twitter verbreitet, auf dem er in Marine-Uniform zu sehen ist. Auch deswegen bekam seine Präsenz einen fast schon offiziellen Anstrich. Gerade für solche Anlässe gilt aber die Auflage, dass Prinz Laurent sich bei der Regierung vorab die Erlaubnis einholen muss. Der Besuch der chinesischen Botschaft war aber offensichtlich nicht abgesprochen.
Michel platzt der Kragen
Nach diversen Ermahnungen in der Vergangenheit ist Premierminister Charles Michel jetzt offensichtlich der Kragen geplatzt. Michel will, wie es hieß, eine "proportionale" Strafmaßnahme verhängen. Heißt konkret: Die Dotation des Prinzen wird wohl einmalig gekürzt, "wahrscheinlich um 10 Prozent", glaubt La Libre Belgique zu wissen.
La Dernière Heure wird konkreter: "Laurent wird wohl 30.000 Euro verlieren", schreibt das Blatt auf Seite eins. "Und das alles mit dem Segen des Palastes", betont Het Laatste Nieuws. Demnach erfolgt die Strafmaßnahme wohl in Absprache mit dem Palast. "König Philippe hat definitiv genug von den permanenten Skandalen um seinen Bruder", fügt das Blatt hinzu.
"Beiß nicht in die Hand, die dich füttert", bemerkt spöttisch Gazet van Antwerpen. Prinz Laurent hat schlicht und einfach den Bogen überspannt. Wie viele seiner Vorgänger hat auch Charles Michel eine Engelsgeduld gezeigt. Nachdem der Regierungschef den Prinzen im Januar ein letztes Mal zur Ordnung gerufen hatte, musste jetzt eine Strafe folgen. Hier geht es nämlich am Ende nicht mehr nur um Prinz Laurent, sondern mit ihm um die Glaubwürdigkeit der Monarchie als Institution.
Laurent schadet dem Image Belgiens
La Libre Belgique sieht das genauso. Die ständigen Fehltritte des Prinzen sind schlicht und einfach inakzeptabel. Er schadet damit nicht nur dem Königshaus, sondern dem Image des ganzen Landes. Laurent muss endlich einsehen, dass sein Status von ihm ein vorbildliches Verhalten verlangt.
Und der jetzt gewählte Weg ist wohl der richtige, findet La Dernière Heure. Laurent macht seinem Ruf als Enfant terrible seit Jahren alle Ehre. Alle Ermahnungen und Warnungen sind bislang im Sande verlaufen. Vielleicht klappt's, wenn man ihm ans Portemonnaie geht.
Prinzipiell müsste man dem Prinzen eigentlich seine Dotation komplett streichen, glaubt die traditionell monarchie-kritische Zeitung Het Nieuwsblad. Das gilt im Übrigen auch für seine Schwester, Prinzessin Astrid. Dass die Geschwister des Königs nach wie vor staatliche Zuwendungen bekommen, ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Im Fall Laurent muss man allerdings sagen: Bekäme der plötzlich keine Dotation mehr, dann würde er sich an keine Regeln mehr gebunden sehen. Dann geriete er völlig außer Kontrolle.
Premier Michel musste das Feuer jedenfalls löschen, bevor es sich ausbreitet, analysiert Le Soir. Insbesondere die flämischen Regierungsparteien sind längst mit ihrer Geduld am Ende. Hätte der Premier wieder beide Augen zugedrückt, dann hätte die Gefahr bestanden, dass die Affäre Laurent das Koalitionsklima am Ende vergiftet.
"Dicker Nebel im Eierskandal"
Zweites großes Thema heute ist natürlich der Skandal um die mit Fipronil verseuchten Eier. "Keine Gefahr in Belgien", titeln L'Avenir und das GrenzEcho. "Essen sie beruhigt Eier", schreibt auch Gazet van Antwerpen. Die Föderale Agentur für Lebensmittelsicherheit hat gestern noch einmal Entwarnung gegeben. Die Fipronil-Konzentrationen in belgischen Eiern lägen mindestens um ein Zehnfaches unter dem europäischen Schwellenwert.
Dennoch, schreibt De Standaard: "Es gibt nach wie vor dicken Nebel im Eierskandal". Das zeigt sich allein an zwei Schlagzeilen: "Minister in der Bredouille, Afsca unter Druck", schreibt Le Soir; "die Politik spricht die Afsca von jeder Schuld frei", meint demgegenüber De Standaard. Fakt ist wohl: Die Föderale Agentur für Lebensmittelsicherheit hat nach wie vor nicht jeden überzeugen können. Das gilt besonders für die Krisenkommunikation der Behörde.
Auch die gestrige Pressekonferenz der Afsca hat nicht alle Fragen und Zweifel ausgeräumt, konstatiert jedenfalls L'Echo. Nach dem Informationschaos der letzten Tage herrscht Misstrauen. Das Image der Agentur ist angekratzt. Der Afsca droht eine Vertrauenskrise. Verhindern kann man die nur durch eine absolut transparente Informationspolitik.
Immer noch steht ein unheimlicher Verdacht im Raum, meint auch De Standaard. Nämlich, dass die Afsca versucht hat, den Geflügelsektor aus der Schusslinie zu halten. Nicht vergessen: Die Behörde untersteht nach wie vor dem Landwirtschaftsministerium. Resultat jedenfalls: Belgien steht mal wieder international im Pranger. Dient die Afsca der Lebensmittelsicherheit oder doch der Agrar-Lobby?, fragt sich auch De Morgen. In jedem Fall konfrontiert uns jede Lebensmittelkrise mit den Schattenseiten der industriellen Nahrungsmittelproduktion. Der beste Weg, um solche Krisen künftig zu vermeiden, ist ein bewussterer Umgang mit Tieren und deren Erzeugnissen.
Roger Pint - Bild: Nicolas Maeterlinck/Belga