"Die Welt rückt zusammen gegen Trump", titelt La Libre Belgique. "Protest in den USA und der Welt gegen Bruch mit Klimaabkommen", schreibt Het Belang van Limburg. Und De Standaard fordert auf seiner Titelseite von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron: "Macht Europa wieder groß!"
Die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, aus dem Klimaabkommen von Paris auszutreten, greifen viele Zeitungen auch in ihren Kommentaren auf. L'Avenir führt dazu aus: Ein großer Teil der USA erkennt sich nicht wieder in diesem Präsidenten, der bewusst provozierende Entscheidungen fällt, um dadurch kurzfristige Erfolge zu erzielen. Trump versucht erst gar nicht, die Interessen aller Bürger zu vertreten. Vielmehr tut er alles, um weiterhin dem Teil seiner Wähler zu gefallen, mit dem er seine unterirdischen Überzeugungen teilt. Er macht Politik für die konservativen Abgeordneten, die von Erdöl- und Kohlegeschäften profitieren. "Sie haben Angst, dass die Suche nach sauberer Luft schädlich für ihre wirtschaftlichen Interessen ist, empört sich L'Avenir.
Europa muss jetzt deutlich Stellung beziehen
Weniger aufgeregt kommentiert Het Nieuwsblad: An verschiedenen Stellen konnten wir am Freitag lesen, dass Trump jetzt die Zukunft unseres Planeten in Gefahr bringt. Doch das ist wirklich übertrieben. Die Erde wird Trump überleben. Sie wird sogar uns alle überleben. Und wie ein gigantischer Fels auch noch nach der Menschheit durch das Weltall reisen. Solche Übertreibungen sind deshalb nur Wasser auf die Mühlen aller Trump-Fans, die sowieso schon vor der "dauernden linken Hysterie" warnen. "Es geht jetzt auch nicht mehr um Trump, sondern um uns. Nachdem Trump Paris jetzt verlassen hat, müssen wir uns überlegen, ob wir aus unseren halbherzigen Versprechungen von Paris wirklich überzeugende Taten machen", mahnt Het Nieuwsblad.
Auch die Wirtschaftszeitung L'Echo sieht die Konsequenzen aus drei Gründen wenig dramatisch: Erstens können sich die USA tatsächlich erst 2020 aus dem Abkommen verabschieden. Und im gleichen Jahr wählen sie einen neuen Präsidenten. Zweitens haben die Vereinigten Staaten auch unter Bush Junior, der sich dem Kyoto-Protokoll widersetzt hatte, nicht damit aufgehört, weiter etwas gegen den Klimawandel zu tun. Und drittens sieht es so aus, dass der amerikanische Präsident den Rest der Welt näher zusammenrücken lässt. "Ob das was bringt, werden wir sehen", so L'Echo.
Gazet van Antwerpen führt aus: Wenige Länder sind wirklich begeistert von der Aussicht, das Pariser Abkommen umzusetzen. Aber dass gerade einer der größten Verursacher von CO2 mit solch haarsträubenden Argumenten das Abkommen verlässt, ist schon schockierend. Europa muss jetzt deutlich Stellung beziehen und klar zeigen, dass es nicht abhängig vom "großen Bruder" USA ist. "Hoffentlich machen dieses Mal alle europäischen Staaten mit bei der Klimapolitik. Auch dann noch, wenn es ums Geld geht", hofft Gazet van Antwerpen.
De Standaard schreibt: Manchmal reichen auch kleine Schritte, um viel für das Klima zu tun. Die dänische Hauptstadt Kopenhagen hat das vorgemacht: Innerhalb von zehn Jahren hat sie sich zur Welthauptstadt des Fahrrads gewandelt. Erreicht wurde das durch eine konsequente Politik, der Beteiligung aller Betroffenen und einer klaren Strategie. "Vielleicht ist es gerade jetzt, nach der Entscheidung von Trump, wichtig, darauf hinzuweisen: Nicht alles muss immer groß sein, klein reicht oft auch", ruft De Standaard in Erinnerung.
Faktor Weltbevölkerung und der EU-China-Gipfel
Einen ganz anderen Aspekt wirft La Dernière Heure in die Diskussion und fragt: Könnte der Klimawandel eigentlich auch durch die Zunahme der Weltbevölkerung verursacht sein? Die Zahl der Menschen auf der Erde hat sich von 3,5 Milliarden 1970 bis heute mehr als verdoppelt. Alle wollen etwas essen, es warm haben und sauberes Wasser trinken. Alle produzieren Abfälle. "Wahrscheinlich müssten wir hier ansetzen, um das Problem zu lösen. Mit oder ohne Trump, mit oder ohne Paris", gibt La Dernière Heure zu bedenken.
Vor dem Hintergrund der Trump-Entscheidung fand am Freitag in Brüssel ein EU-China-Gipfel statt. Dazu kommentiert Le Soir: Trotz aller Bemühungen der Europäer ist der Gipfel nicht mit einem Erfolg zu Ende gegangen: Es gab keine gemeinsame Abschlusserklärung. China weigerte sich, weil es mit den neuen Schutzmaßnahmen der EU gegen chinesische Billigimporte nicht einverstanden ist. Diese Weigerung ist mehr als bedauerlich, denn Freitag wäre die große Gelegenheit für beide gewesen, sich als Schwergewichte der Weltpolitik zu positionieren. Beim Klimaschutz nämlich waren sie sich einig. China und der EU hätte es gut zu Gesicht gestanden, das am Freitag deutlich zu sagen. "Doch ohne Abschlusserklärung wurde diese Chance kläglich vertan", urteilt Le Soir.
"Katholische" gegen "laizistische" Universitäten
La Libre Belgique kommt auf einen Streit zwischen belgischen Universitäten zurück und schreibt: Die Katholische Universität Löwen und die Katholische Universität Saint-Louis wollen enger zusammenarbeiten. Dagegen haben sich die Rektoren der Freien Universität Brüssel sowie der Universitäten Lüttich und Mons empört. Sie wittern eine "katholische Front" gegen die laizistischen Universitäten.
"Doch wir sollten die Kirche im Dorf lassen. Hier geht es lediglich um eine bessere Zusammenarbeit zwischen zwei Unis, die gemeinsam versuchen wollen, ihr international anerkanntes hohes Niveau weiter zu halten. Es wäre besser, sie dabei zu unterstützen, als längst überholte Konflikte wieder aufleben zu lassen", fordert La Libre Belgique.
Kay Wagner - Bild: Saul Loeb/AFP