"Der Tourstart 2019 ist schon jetzt ein wirtschaftlicher Erfolg", jubelt die Wirtschaftszeitung L'Echo auf Seite eins. Het Laatste Nieuws kritisiert: "Brüssel bezahlt fünf Millionen Euro für Tourstart". Und La Dernière Heure freut sich: "Gleich zwei Etappen der Tour de France in Brüssel, um Eddy Merckx zu feiern".
2019 beginnt das größte Radsportrennen der Welt, die Tour de France, zum zweiten Mal in ihrer Geschichte in Brüssel. Die Veranstalter wollen damit die belgische Radsportlegende Eddy Merckx ehren. Merckx, der 1969 das erste Mal die Tour de France gewonnen hatte, ist mittlerweile 71 Jahre alt. Kommentierend meint dazu La Dernière Heure: Es wäre ein Sakrileg, ein Affront gegen Brüssel gewesen, die Tour 2019, 50 Jahre nach dem ersten Toursieg von Eddy Merckx, nicht in der belgischen Hauptstadt starten zu lassen. Die Verantwortlichen der Tour wissen, dass Eddy Merckx eine Legende ist, und dass Eddy Merckx Brüssel über alles liebt. Und dieser Liebe hat Brüssel es zu verdanken, dass die Tour nun zum zweiten Mal in der Stadt starten wird. Nach der Weltausstellung und der Einweihung des Atomiums 1958 ist es nun zum zweiten Mal ein belgisches Monument, das den Tourstart ermöglicht, nämlich Eddy Merckx, würdigt La Dernière Heure.
Bracke wirft Ethikkommission-Empfehlung über Bord
Kammerpräsident Siegfried Bracke hatte am Dienstag bei der RTBF die umstrittene Ämterhäufung von Politikern in Belgien verteidigt. Dazu meint La Libre Belgique: Die föderale Ethikkommission empfiehlt genau das Gegenteil, nämlich, dass ein Politiker nur in Ausnahmefällen zwei politische Ämter gleichzeitig ausüben sollte. Bracke hatte diese Empfehlung kurzerhand über Bord geworfen. Das war nicht unbedingt die feine Art und er sollte seine Meinung besser noch einmal überdenken. Ein Blick in die Kammer würde genügen. Denn wo sind da die Parteipräsidenten von PS, CDH und CD&V? Elio Di Rupo, Benoît Lutgen und Wouter Beke sind dort kaum zu sehen. Genauso wie Brackes eigener Parteichef Bart De Wever. Der zeichnet sich ja durch eine Mega-Ämterhäufung aus. Es liegt nahe, dass Bracke im Interview mit der RTBF vor allem seinem Chef gefallen wollte. Im Sinne der Wähler kann die großzügige Abwesenheit dieser Politiker in der Kammer wegen anderer Ämter allerdings nicht sein, ist La Libre Belgique überzeugt.
Die Pein mit De Lijn
Der flämische Anbieter des öffentlichen Nahverkehrs, De Lijn, hat am Dienstag seine Jahresbilanz vorgestellt. Unter der Überschrift "De Pijn", zu Deutsch "Die Pein", führt Gazet van Antwerpen einige Kernpunkte auf: 11 Millionen weniger Passagiere in Flandern, 45 Prozent der Busse und Straßenbahnen unpünktlich, mehr und mehr verärgerte Kunden, zu wenige Fahrer. Kommentierend meint dazu das Blatt: Die Verantwortlichen bei De Lijn scheinen diese Zahlen nicht zu stören. Die einzige Antwort, die sie auf die gesunkenen Fahrgastzahlen gaben, war: Immer mehr Menschen fahren schwarz. Das ist doch ein Armutszeugnis. Denn selbst dann könnte man sich fragen: Warum fahren diese Menschen schwarz? Warum sind sie nicht mehr bereit, für einen Dienst zu bezahlen, den sie sowieso schon mit ihren Steuergeldern finanzieren? Die Antworten liegen doch auf der Hand: Die Menschen wollen sicher, bequem und so schnell wie möglich von einem Punkt zum anderen kommen. Sie wollen schon an der Haltestelle sehen, ob der Bus, auf den sie warten, auch tatsächlich fährt. All das leistet De Lijn nicht. Kein Wunder, dass die Kunden ihr den Rücken kehren, findet Gazet van Antwerpen.
Ähnlich De Standaard: Die Jahreszahlen von De Lijn sind die beste Antwort auf die Frage, warum das Fahrrad, und nicht Bus oder Straßenbahn, die populärste Alternative zum PKW ist. Bus und Straßenbahn sind unattraktiv, kommen immer seltener pünktlich, bieten nicht den Dienst, den die Menschen brauchen. Das ist auch eine Frage der Politik. Wer wirklich den Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr will, muss diesen öffentlichen Nahverkehr gut gestalten. Das Problem ist nur: Das muss vom öffentlichen Haushalt bezahlt werden, bedeutet also Kosten. Autofahren dagegen trägt zum Wirtschaftswachstum bei. Hier liegt der Hase im Pfeffer, analysiert De Standaard.
Die "40 Aktionen" der Alda Greoli
Die Kulturministerin der Französischen Gemeinschaft, die CDH-Politikerin Alda Greoli, hat gestern ihre Reformpläne vorgestellt. In den "40 Aktionen" greift sie die Ideen auf, die bei einer Befragung der Kulturschaffenden in den vergangenen Jahren gesammelt worden waren. Le Soir erwartet wenig von diesen Plänen und schreibt: Die "40 Aktionen" sind eher Ausdruck eines guten Willens, als dass sie wirklichen Wandel bewirken werden. Denn viele Entscheidungen, um etwas zu ändern, liegen gar nicht in der Zuständigkeit der Ministerin. Es ist jetzt schon klar, dass die "40 Aktionen" viel Enttäuschung und Frust hervorrufen werden, glaubt Le Soir.
Ähnlich wertet L'Echo: Nach der großen Aufmerksamkeit von gestern werden wir jetzt bis Anfang nächsten Jahres warten müssen, um zu schauen, was konkret passieren soll. Dann erst wird das Budget aufgestellt sein und die Umsetzung der "40 Aktionen" erklärt werden können. Die Ministerin kann das alles nicht alleine entscheiden. Hoffen wir, dass sie sich durchsetzungsfähig zeigt und für gute Bedingungen für die Kulturschaffenden kämpft. Dass sie das kann, hat sie schon in der Vergangenheit bewiesen, schreibt L'Echo.
Kay Wagner - Foto: Christian Detroz/Belga