"Lasst die Spiele beginnen", titelt De Morgen. "Olympische Spiele im Krisenland Brasilien zu Gast", bemerkt La Libre Belgique. "Rio hat keine Lust auf Samba und gute Laune", so die Schlagzeile auf Seite eins von L'Avenir.
Im brasilianischen Rio de Janeiro werden heute Abend die 31. Olympischen Sommerspiele eröffnet. Dazu fragt La Libre Belgique: Wird es ein großes Fest des Sports – oder des Gelds? Werden wir die besten Athleten sehen – oder die am besten gedopten Sportler? Werden die Spiele ein Segen für Brasilien – oder doch ein finanzieller Fluch für die ohnehin gebeutelte Bevölkerung? Die katholisch geprägte Zeitung sendet ein Stoßgebet gen Himmel: Hoffentlich stehen die Spiele unter dem Schutz von Christus, dem Erlöser, der ja auch als riesige Statue seit Jahrzehnten seine Hände schützend über Rio hält.
Le Soir ist da aber deutlich pessimistischer: Aus der Freude über die Vergabe der Spiele nach Rio ist innerhalb weniger Jahre ein regelrechter Albtraum geworden. Die Brasilianer sind mit einem üblen finanziellen Kater aus dem Traum aufgewacht. Hinzu kommen riesige soziale und politische Probleme. L'Avenir fügt hinzu: Brasilien anno 2016 ist nur noch ein Schatten seines früheren aufstrebenden Selbst. Das Blatt spricht von den "chaotischsten Olympischen Spielen der Neuzeit": unvollendete Sportstätten, ekelerregende Verschmutzung der Bucht von Guanabara, Elendsviertel, die den Bulldozern weichen mussten, und eine beängstigende Kriminalitätsrate.
Mahnendes Beispiel für Politiker
Het Belang van Limburg schlägt in dieselbe Kerbe: Nur wenige Stunden vor der offiziellen Eröffnungszeremonie wird noch an allen Ecken und Enden der Stadt gesägt, gehämmert und gestrichen. Die Zeitung hofft, dass zumindest die Schwimmbecken noch rechtzeitig mit Wasser gefüllt werden. Den brasilianischen Organisatoren droht jedenfalls ein finanzielles Fiasko. Aus den veranschlagten rund acht Milliarden Euro sind offiziell jetzt zehn Milliarden geworden – hinter vorgehaltener Hand spricht man sogar schon von bis zu 20 Milliarden. Eine Katastrophe für ein Land, dessen Wirtschaft am Boden liegt und dessen suspendierter Präsidentin Dilma Rousseff die Amtsenthebung droht.
Für L'Avenir ist Rio 2016 ein mahnendes Beispiel für Politiker, die sportliche Großveranstaltungen zur Ablenkung von inneren Problemen nutzen wollen und dabei auf die Nase fallen.
Belgische Medaillenhoffnungen
Het Nieuwsblad meint dagegen: Auch wenn Olympia 2016 angesichts all dieser Probleme niemals in Brasilien hätte stattfinden dürfen und egal wie groß die Misere nun auch sein mag, in den kommenden zwei Wochen sollte der Sport im Mittelpunkt stehen. Die Zeitung hofft auf spannende Wettkämpfe und freut sich, dass die Spiele endlich auch mal in Südamerika stattfinden.
De Standaard richtet seinen Blick auf die belgische Olympiamannschaft mit ihren insgesamt 110 Athleten. Theoretisch dürfen wir von zwölf Medaillen träumen. La Dernière Heure gibt aber zu bedenken: Realistisch sind eher vier oder fünf. Die größten Chancen dürften wir im Segeln, Judo, Taekwondo und in der Leichtathletik haben.
Der Gewinnertyp, der das Beste aus zwei Welten mitbringt
Neben der Olympiade beherrscht ein weiteres sportliches Thema die Titelseiten. Die Roten Teufel haben einen neuen Trainer. "Roberto Martínez, der charmante Gewinnertyp", titelt Het Laatste Nieuws. L'Avenir schätzt den 43-jährigen Spanier ähnlich ein: "Der Mann, der aus den Roten Teufeln eine Gewinnermannschaft machen will", so die Schlagzeile auf Seite eins.
Nur 20 Tage nach der Trennung von Marc Wilmots hat der Fußballverband einen neuen Trainer unter Vertrag genommen. Mit einem Jahresgehalt von 900.000 Euro ist der Neue sogar noch günstiger als sein Vorgänger, bemerkt Het Nieuwsblad. Was am Ende tatsächlich im Einkaufskorb des Verbandes gelandet ist, wird sich aber noch zeigen, meint das GrenzEcho. Wenn der für modernen Fußball stehende Martínez die Roten Teufel dorthin bringen kann, wohin Wilmots die wohl beste Mannschaft in der Geschichte des belgischen Fußballs nicht bringen konnte, dann war der Spanier tatsächlich ein wirkliches Schnäppchen.
Het Laatste Nieuws zufolge überzeugte Martínez letztendlich mit seinen scharfsinnigen Analysen der verlorenen EM-Spiele gegen Italien und Wales. Damit setzte er sich beim Fußballverband gegen alle Mitbewerber durch. Für die Zeitung bringt er außerdem das Beste aus zwei wichtigen Fußballwelten mit, nämlich aus seiner Heimat Spanien und aus England, wo er zuletzt den Erstligisten FC Everton trainierte.
L'Echo hebt den Ehrgeiz und die Ambitionen des neuen Cheftrainers hervor, der die Nationalmannschaft bei der nächsten WM mindestens ins Halbfinale führen will. Angesichts des Talents der Spieler ist das kein zu hochgestecktes Ziel.
Alain Kniebs - Bild: Eric Lalmand/Belga