"Italien trauert um die Toten der frontalen Zugkollision", titelt De Standaard. "Mit 100 Stundenkilometern zusammengestoßen", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad.
Auf vielen Seiten sieht man heute Luftaufnahmen von dem verheerenden Zugunglück in Süditalien, bei dem am Dienstag mindestens 27 Menschen getötet und rund 50 weitere verletzt wurden. L'Avenir bringt die Situation auf den Punkt: "Zwei Züge, ein Gleis". "Und einer der beiden Züge durfte dort nicht sein", fügt Het Belang van Limburg hinzu. Le Soir spekuliert seinerseits schon über die Ursache der Katastrophe: "Vieles deutet auf menschliches Versagen hin", so die Schlagzeile auf Seite eins.
Viele Zeitungen blicken auch auf den bevorstehenden Machtwechsel in Großbritannien. Premier David Cameron wird heute bei der Queen formell seinen Rücktritt einreichen. Seine Nachfolgerin wird Parteikollegin Theresa May. "Theresa May wird aber keine 'neue Maggie Thatcher'", prophezeit La Libre Belgique auf ihrer Titelseite. Die 59-jährige bisherige Innenministerin konnte mit den radikalen Standpunkten der früheren "Eisernen Lady" nach eigenen Worten nie etwas anfangen. Was die beiden Frauen dagegen verbindet, das ist ihr unterkühltes Image. Mit David Cameron konnte man ja noch lachen, sagt ein Insider in Het Laatste Nieuws. Theresa May hingegen sei eine wahre "Ice Queen", eine Eiskönigin.
Nach Mutti Merkel nun Mutter Theresa?
"Theresa May ist aber die richtige Frau am richtigen Platz", ist La Libre Belgique in ihrem Leitartikel überzeugt. Sie entspricht jedenfalls nicht den gängigen Klischees, die ihre Gegner über sie in die Welt gesetzt haben, von wegen "neue Eiserne Lady". Nein, die ersten Aussagen der designierten neuen britischen Premierministerin klingen doch sehr beruhigend: Diese Frau weiß, wo sie hinwill - ihre Leidenschaft, das ist die Arbeit. Und Arbeit gibt es weiß Gott genug.
Es wird wohl die schwierigste Amtszeit für einen Premierminister seit Winston Churchill, sagt Het Laatste Nieuws voraus. Alle Hauptdarsteller des letzten Aktes sind von der Bühne abgetreten. Im Gegensatz zu den Camerons, Johnsons und Farages dieser Welt kommt Theresa May erfrischend pragmatisch daher. Sie ähnelt mehr einer Angela Merkel denn einer Maggie Thatcher. Es gab schon "Mutti Merkel", möglicherweise gibt es bald "Mutter Theresa".
Für Gazet van Antwerpen ist allerdings bezeichnend, dass sich die Medien auf der Insel am Dienstag in erster Linie mit dem Schicksal des vierbeinigen Bewohners von 10, Downing Street beschäftigt haben. Entwarnung: Kabinettskatze und Chef-Mäusejäger Larry darf bleiben. David Cameron hat Larry schon überlebt. Und wer weiß, vielleicht bekommt der Kater noch diverse weitere britische Regierungschefs zu Gesicht.
Blühende Steuerparadiese und Wohnkredite, die Geld einbringen
"Den Steuerparadiesen geht es gut", schreibt Le Soir auf Seite eins. Ihnen geht es anscheinend sogar prächtig, zitiert Le Soir aus einer Studie, die die europäischen Grünen in Auftrag gegeben hatten. Trotz der diversen Skandale der letzten Jahre liegt demnach anscheinend noch mehr Geld als bisher versteckt unter Palmen.
"Das ist ja mal eine Überraschung", frotzelt Le Soir in seinem Leitartikel. Dabei hatten doch viele Staaten und Organisationen wie die EU und die OECD feierlich versprochen, mit aller Härte gegen Steuerhinterzieher und -optimierer vorzugehen. Zuletzt nach der LuxLeaks-Affäre und dem Skandal um die Panama Papers. Das alles geht aber viel zu langsam. Resultat: Allein im vergangenen Jahr sind den Steuerbehörden weltweit 600 Milliarden Dollar durch die Lappen gegangen.
Bemerkenswerte Schlagzeile auf Seite eins von Het Nieuwsblad: "Wohnkredite bringen jetzt sogar Geld ein", schreibt das Blatt. Die Zinsen sind ja derzeit bekanntermaßen im Keller. Und das geht offensichtlich so weit, dass es im Moment Negativzinsen gibt. Das betrifft gewisse Leute, die sich für einen variablen Zinssatz entschieden hatten. Die können in manchen Fällen innerhalb von fünf Jahren so sogar bis zu 27.000 Euro herausschlagen, hat Het Nieuwsblad berechnet.
De Standaard beschäftigt sich in seinem Leitartikel mit den jüngsten Wirtschaftszahlen aus Irland. Die Grüne Insel überraschte unter anderem mit der Mitteilung, dass ihre Wirtschaft im vergangenen Jahr um 26 Prozent gewachsen ist. Weil Staatsschulden in der Regel in ein Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt gestellt werden, haben sich damit auch das Haushaltsdefizit und die Gesamtschuld des Landes spürbar verringert. So zaubert man sich vorteilhafte Zahlen, giftet das Blatt in seinem Leitartikel. Denn man muss wissen: Das geradezu wundersame Wirtschaftswachstum ist eigentlich im Wesentlichen die Folge von technischen und buchhalterischen Phänomenen. Weil die Körperschaftssteuer in Irland so niedrig ist, verlegen viele amerikanische Unternehmen ihren Hauptsitz dorthin. Dadurch werden die Zahlen aufgebläht, Arbeitsplätze werden dadurch aber nicht geschaffen. Diese ganze Geschichte zeigt, wie absurd zum Teil die sogenannten Konjunktur- und Defizitzahlen sein können.
Schlechte Neuigkeit für die Bewohner der Wallonischen Region auf Seite eins von L'Echo: "Die Rechnung der erneuerbaren Energien fällt noch gesalzener aus", schreibt das Blatt. Hier geht es immer noch um die diversen Zuschussmodelle insbesondere für Sonnenpanele, mit denen sich die Wallonie verzettelt hat. Das ist so teuer geworden, dass wohl der Verbraucher einmal mehr zur Kasse gebeten werden muss.
"Verzweifelt gesucht: mutiger Minister", meint L'Echo in seinem Kommentar. Gerade in der Wallonie haben die verantwortlichen Politiker der Reihe nach versagt. Erfunden hatte das verhängnisvolle Modell der CDH-Minister André Antoine, sein grüner Nachfolger Jean-Marc Nollet hat es zu spät korrigiert. Und jetzt scheint auch der PS-Minister Paul Furlan die Sache wieder unter den Teppich kehren zu wollen. Sie alle haben das Problem nur noch größer gemacht. Auch jetzt tun sich wieder neue Löcher auf. Hier muss endlich einer Ordnung schaffen.
Roger Pint - Bild: Mario Laporta/AFP