"Blutbad im Istanbuler Flughafen", titeln De Standaard und Le Soir. "Mindestens 28 Tote am Flughafen in Istanbul", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws und Gazet van Antwerpen.
Die Türkei wurde erneut von einem Terroranschlag erschüttert. Diesmal traf es den größten Flughafen des Landes. Ersten Informationen zufolge sollen zwei oder drei Attentäter zunächst um sich geschossen haben. Danach sprengten sie sich in die Luft. Inzwischen ist von 36 Toten die Rede, bis zu 150 Menschen sollen verletzt worden sein. Einige Zeitungen sehen Parallelen mit den Brüsseler Anschlägen vor genau 14 Wochen. "Vorgehensweise wie in Zaventem", konstatiert Het Laatste Nieuws. "Es ist, als hätten die Terroristen Zaventem noch überbieten wollen", meint Het Nieuwsblad. Wegen der Ähnlichkeiten weist vieles auf die Terrorgruppe IS als möglicher Auftraggeber. Doch hatten in den letzten Monaten auch Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK Anschläge in der Türkei verübt. Resignierte Schlagzeile jedenfalls auf Seite eins von Het Nieuwsblad: "Die Feriensaison startet mit einem neuen Terroranschlag".
London spielt auf Zeit
Zweites großes Thema ist aber auch heute der Brexit. Fünf Tage nach dem Referendum in Großbritannien und dem Votum für einen Ausstieg aus der EU beraten die EU-Staats- und Regierungschefs bei einem Krisengipfel in Brüssel über das weitere Vorgehen. Am Dienstag hatte der scheidende britische Premierminister David Cameron noch einmal bekräftigt, dass sein Land voraussichtlich erst im Herbst offiziell einen Antrag auf Ausscheiden aus der EU stellen will. Die 27 verbleibenden EU-Staaten wollen aber eine so lange Zeit der Ungewissheit nicht akzeptieren. Und "es wird auch keine Schei0dung à la carte geben", warnt La Libre Belgique auf Seite eins. "Die Briten bekommen keine maßgeschneiderte EU", schreibt auch Le Soir. De Standaard zitiert auf seiner Titelseite die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Worten: "Wer diese Familie verlässt, der muss nicht mit Privilegien rechnen". Heute wird der EU-Gipfel fortgesetzt. Das allerdings nur zu 27: Die Staaten, die in der EU bleiben wollen, werden heute darüber beraten, wie man sich den Briten gegenüber aufstellen soll. "Europa sucht die Union ohne die Briten", so formuliert es De Morgen auf Seite eins.
"Unfassbar gigantisches Machtvakuum"
Wer geglaubt hat, dass die Dinge nach dem Referendum all für eine Mal geklärt sind, der sieht sich getäuscht, meint De Morgen in seinem Leitartikel. Das Gegenteil ist richtig. Es ist erschütternd, wie wenig die Propheten des Brexits auf den von ihnen gewollten Ausstieg aus der EU vorbereitet sind. Eben jene Sturköpfe, die noch vor fünf Tagen die Union nicht schnell genug verlassen konnten, spielen jetzt auf Zeit, sagen, dass Großbritannien alle Zeit der Welt hat, bevor man offiziell Artikel 50 der EU-Verträge aktiviert. In der Zwischenzeit scheint selbst Boris Johnson klar zu werden, in welchen heillosen Sturm sein Land geraten ist. Und die verbleibenden 27-EU-Staaten werden von den Briten dazu genötigt, noch einige Monate auf dieser Rutschbahn sitzen zu bleiben. Da kann man nur sagen: "Festhalten!".
In London herrscht ein unfassbar gigantisches Machtvakuum, kann auch Het Nieuwsblad nur feststellen. Nicht nur die konservative Partei von David Cameron gleicht einem Scherbenhaufen, auch der Labour-Partei droht die Spaltung. Und der erste Versuch von Boris Johnson, sich als möglicher Nachfolger von David Cameron zu profilieren, ist eigentlich zum Totlachen, wenn's nicht so tragisch wäre. Der forderte doch glatt die Beibehaltung aller Vorteile, die eine EU-Mitgliedschaft beinhaltet. Eine solche Wunschliste kann er allenfalls an den Heiligen Nikolaus schicken. Die EU ist kein Buffet, an dem man sich nach Gusto bedienen kann.
"Der Brexit muss stattfinden"
Aber damit das klar ist, meint Le Soir: Der Brexit muss stattfinden. Auf beiden Seiten des Ärmelkanals gibt es derzeit Leute, die am liebsten alles rückgängig machen würden. Als wäre das alles nur ein böser Traum gewesen. Selbst Brexit-Anhänger scheinen schon mit diesem Gedanken zu spielen. Das wäre aber der ultimative Bruch mit der Demokratie. Man kann nicht die Menschen um ihre Meinung bitten, um danach doch das Gegenteil zu machen. Das wäre nur eine Bestätigung für die oft gehörte Thekenparole: "Die da oben machen ohnehin was sie wollen". Nein, man muss den Bürgern klarmachen, dass ihre Wahl Konsequenzen hat: "Ihr stimmt für den Brexit, also seid ihr draußen, ihr stimmt für Rechtsradikale à la Marine Le Pen, dann akzeptiert auch die Folgen".
Angela Merkel, die Retterin?
So kopflos die Briten, so gespalten ist aber einmal mehr die EU, gibt La Libre Belgique zu bedenken. Sogar angesichts des Brexits läuft wieder eine Bruchlinie mitten durch Europa. Die sogenannte Visegrád-Gruppe - also Ungarn, Polen, Tschechien und die Slowakei - hat schon signalisiert, dass die Antwort auf das britische Referendum eher weniger Europa sein muss. Jetzt sollten endlich die wahren Europäer aus der Deckung kommen, und das europäische Projekt verteidigen. Und notfalls als ein "Kern-Europa" vorangehen.
Jetzt müssen Paris und Berlin den Weg weisen, glaubt De Standaard. Vor allem die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wird jetzt in die Rolle der Retterin gedrängt. Nur wird Deutschland dafür von seinem Dogma der strikten Haushaltsdisziplin Abstand nehmen müssen. Das Geld muss fließen, und zwar schnell. Eine neue Rezession wäre für die EU wohl der Gnadenstoß.
Die Muschelsaison ist eröffnet
Ganz anderes Thema schließlich auf Seite eins von L'Avenir. "Die Zeeland-Muscheln sind da!", freut sich die Zeitung. Ab heute sind die beliebten Meeresfrüchte wieder in den Supermärkten und Restaurants zu haben. Die Muschelsaison beginnt damit früher als sonst. L'Avenir hat die Zeeland-Muscheln anscheinend schon probiert; das Urteil der Zeitung: Die Qualität stimmt.
Roger Pint - Bild: Ozan Kose/AFP