"Außergewöhnlich", titelt La Libre Belgique. "Die Roten Teufel in Bestform", meint Le Soir. "Europameisterlich", heißt es im GrenzEcho. "Wir wollen mehr davon", freut sich De Morgen. "Himmlischer Hazard", bemerkt Het Nieuwsblad. "Wer kann diese Roten Teufel noch stoppen?", fragen sich Gazet van Antwerpen und L'Avenir.
Nach dem Kantersieg der Fußball-Nationalmannschaft im EM-Achtelfinale gegen Ungarn jubeln alle Zeitungen. Das waren die Roten Teufel, die wir lieben, hält De Morgen fest: angriffslustig, schnell und effizient. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 4:0 - der bislang höchste Sieg bei dieser Europameisterschaft.
Kapitän Eden Hazard wird für seine herausragende Leistung in den höchsten Tönen gelobt. Der Mann mit der Nummer 10 hat die teuflische Symphonie dirigiert, fasst De Standaard die Partie zusammen. Hazard war der Spielmacher, der die Tore ermöglichte. Wenn er so weitermacht, bringt er uns noch in den siebten Himmel, so das Fazit vieler Zeitungen.
Hazard freut sich auf "Heimspiel"
Nächste Station ist am Freitag das Viertelfinale gegen Wales. Die Begegnung findet im nordfranzösischen Lille statt, das so etwas wie die zweite Heimat von Eden Hazard ist. Der Belgier hat dort seine Profikarriere begonnen, bevor er zum FC Chelsea wechselte. Weil Lille nur wenige Kilometer von der belgischen Grenze entfernt ist, werden am Freitag dort zehntausende Fans der Roten Teufel erwartet.
Für Het Laatste Nieuws hat am Sonntag vor allem das Duo Hazard-De Bruyne überzeugt. Die Torschützen des Abends bezeichnet das Blatt als wahre Künstler. Durch Toby Alderweireld ist Belgien schon früh in Führung gegangen. Danach gab es zwar viele Chancen, doch es haperte im Abschluss. Erst als Michy Batshuayi in der 76. Minute das Spielfeld betrat, machte es Klick und wurde die "Gulasch-Kanone" gegen Ungarn aktiviert. Auf das zweite folgten ein drittes und sogar ein viertes Tor von Eden Hazard und Yannick Carrasco.
Kleiner Haken: Die Tore müssen schneller fallen
La Dernière Heure meint: Nach der Vorrunde waren Trainer Marc Wilmots und seine Spieler zu Recht kritisiert worden. Sowohl individuell als auch kollektiv haben die Roten Teufel ihre Leistung im Achtelfinale aber gewaltig gesteigert. Die EM haben wir noch lange nicht gewonnen, wenn die Nationalelf jedoch weiter so spielt wie am Sonntag, wird Belgien das Finale ganz sicher erreichen. Das Einzige, was wir im Viertel- und Halbfinale besser machen müssen, ist dass die Tore früher fallen müssen, um die Spielentscheidung schneller herbeizuführen, urteilt La Dernière Heure.
Wie Gazet van Antwerpen berichtet, wirken sich die Siege der Roten Teufel positiv auf Kneipen und Cafés aus. Belgienweit schauen sich die Menschen massenhaft die Spiele gemeinsam an - trotz Regens und Terrorgefahr. Allein das Spiel von Sonntag hat dem belgischen Horeca-Sektor Zusatzeinnahmen von 14 Millionen Euro beschert.
Kommt der Brexit?
Zu einem ganz anderen Thema: Vier Tage nach dem Brexit-Referendum fragt sich De Morgen, ob es tatsächlich zu einem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union kommen wird. Kein einziger britischer Politiker hat sich bislang getraut, den Scheidungsprozess anzustoßen. Es bestehe kein Grund zur Eile, heißt es aus dem Lager der Brexit-Befürworter. Durch politische Streits innerhalb der Konservativen und der Labour-Partei droht jetzt sogar politisches Chaos in Großbritannien.
Het Nieuwsblad meint: Wenn man eine Lehre aus dem Brexit-Debakel ziehen kann, dann ist das die, dass man Populisten nicht über den Weg trauen kann. Die Brexit-Anhänger hatten den Briten versprochen, dass die Flucht aus der EU ihnen den Himmel auf die Erde bringen würde. Die größten Wahlversprechen haben sich aber bereits als Lüge entpuppt. Und so werden immer mehr Briten mit einem Kater wach, stellt Het Belang van Limburg fest. Viele Menschen auf der Insel verstehen erst jetzt, was sie mit ihrer Stimme angerichtet haben und was der Brexit wirklich bedeutet. Die Zeitung warnt aber davor, Großbritannien jetzt aus Rache die europäische Tür vor der Nase zuzuschlagen.
De Morgen rät den Europäern hingegen dazu, hart zu bleiben und den Druck auf London zu erhöhen. Raus ist raus. Wirtschaftlich ist der Brexit mit Sicherheit nicht die beste Option. Politisch birgt der Austritt Großbritanniens aus der EU aber Chancen. Die Union könnte endlich zu einem bescheideneren und gerechteren Konstrukt reformiert werden. Eine Art Kerneuropa, das nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch und sozial zusammenarbeiten will.
De Standaard fügt hinzu: Europas Politiker sollten sich auf die Grundwerte der Union zurückbesinnen. Und sie sollten den Menschen klar machen, dass die EU ein außergewöhnliches Mittel ist, das jedem Bürger in dieser globalisierten Welt eine Perspektive bieten kann.
Alain Kniebs - Bild: Bruno Fahy/BELGA