"Die Roten Teufel gegen Zlatan", titelt Het Belang van Limburg. "Noch steht Zlatan den Roten Teufeln im Weg", so die Schlagzeile von Le Soir. "Bloß den Zlatan nicht aus den Augen lassen", empfiehlt L'Avenir auf Seite eins.
Ausnahmslos alle Zeitungen blicken schon auf heute Abend. Im letzten Gruppenspiel treffen die Roten Teufel auf Schweden. Wobei die Skandinavier oft nur auf ihren Topstürmer reduziert werden, eben Zlatan Ibrahimovic. Der Mann hat sogar für die Erfindung eines neuen Verbs gesorgt: "Zlataniert die Schweden", fordert La Dernière Heure. "Zlatanieren", heißt hier wohl soviel wie plattmachen.
Belgien ist noch nicht qualifiziert. Die Roten Teufel brauchen mindestens ein Unentschieden. "Es geht um alles oder nichts", notieren Gazet van Antwerpen und La Libre Belgique. Und glaubt man Het Nieuwsblad, dann ist das quasi wörtlich zu verstehen: "Zlatan schlagen und dann winkt das Finale", so die Schlagzeile auf Seite eins. Im Falle eines Sieges wäre Belgien Gruppenzweiter. Und die Gegner, die die Roten Teufel dann erwarten, die wären laut Experten "machbar".
Fehlalarm und Psychose
Fast alle Zeitungen kommen auch zurück auf den Fehlalarm, der am Dienstagmorgen Brüssel in Atem gehalten hatte. Für Aufregung hatte ein Mann gesorgt, der scheinbar eine Sprengstoffweste trug. Die erwies sich dann aber als plumpe Attrappe. Der vermeintliche Täter soll psychische Probleme haben, wohl ein "armer Irrer". Und doch hatten die Behörden quasi den kompletten Anti-Terror-Apparat aufgeboten. "In der Hauptstadt liegen die Nerven blank", so denn auch die Diagnose von La Libre Belgique. "Belgien (mal wieder) im Würgegriff der Angst, kann auch Le Soir nur feststellen. Viele Blätter sind sich einig: In Belgien gibt es derzeit viele Anzeichen für eine ausgewachsene Psychose.
Doch muss man die Behörden verstehen, meint De Morgen. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Man kann es den Sicherheitsdiensten nicht vorwerfen, dass sie nach dem 22. März nicht den Hauch eines Risikos eingehen wollen. Die Panik von Dienstag mag auch ein Indiz dafür sein, dass wir die Brüsseler Anschläge noch nicht verarbeitet haben. Wir müssen aufpassen, dass uns die Angst am Ende nicht übermannt.
Karneval der "Verrückten"
Es gibt Verrückte und Verrückte, konstatiert La Dernière Heure. Der Spinner von gestern gehört da zu der harmlosen Sorte. Doch kann man auch viele der Terroristen, die in den letzten Jahren für Angst und Schrecken gesorgt haben, durchaus als geistesgestört bezeichnen. Insofern kann man es den Behörden nicht vorwerfen, gestern alle Mittel mobilisiert zu haben.
Le Soir spricht resigniert vom "Karneval der Verrückten". Die Verantwortlichen der Terrororganisation IS und erst recht die Terroristen, die deren Krieg in die Welt tragen, diese Menschen sind zweifelsohne geistesgestört, verrückt eben. Dass deren Plan aufzugehen scheint, das zeigt sich in dem Moment, wo auch schon harmlose Verrückte für eine enorme Panikreaktion sorgen. Das ist eben Terrorismus in seinem ursprünglichen Sinn: eine Gesellschaft in Angst versetzen. Wir leben in einer Welt, in der letztlich Verrückte für die Dauer einiger Stunden de facto die Macht übernehmen.
Schwarze Null: Mission impossible
Ganz anderes Thema auf Seite eins von L'Echo: "Innerhalb von zwei Jahren müssen acht Milliarden Euro gefunden werden", so die Schlagzeile. Das jedenfalls hat das sogenannte Planbüro berechnet. Das Gremium bestätigt damit die Prognosen, die bereits die Nationalbank vorgelegt hatte. Laut EU-Vorgaben muss Belgien bis 2018 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen, also eine "schwarze Null". Und, um eben das zu erreichen, fehlen acht Milliarden Euro. Het Belang van Limburg sieht darin denn auch eine "Mission impossible", wie das Blatt auf seiner Titelseite schreibt, eine schier unmögliche Aufgabe.
Es gibt drei Möglichkeiten, führt das Blatt in seinem Leitartikel aus. Die Föderalregierung könnte besagte acht Milliarden alleine auftreiben, ohne neue Steuern dürfte das aber nicht gehen. Zweite Möglichkeit: Die Regierung könnte die Region und Gemeinschaften darum bitten, sich an den Anstrengungen zu beteiligen. Das allerdings ist angesichts der derzeitigen Spannungen eher aussichtslos. Da gibt es dann aber noch eine Hintertür: Belgien könnte mit den EU-Institutionen über Korrekturen am Haushaltsfahrplan verhandeln.
Investieren statt sparen
La Libre Belgique sieht darin prinzipiell kein Problem. Man muss die schwarze Null nicht erzwingen. Im Gegenteil: Ein allzu rabiater Sparkurs könnte das ohnehin schon zaghafte Wachstum noch weiter abwürgen. Allerdings sollte man "intelligente" Schulden machen: Angesichts der derzeitig historisch niedrigen Zinssätzen sollten die Staaten ehrgeizige Investitionsprogramme auflegen, in Bereichen wie Mobilität, nachhaltige Entwicklung oder Digitalwirtschaft.
De Standaard schlägt exakt in dieselbe Kerbe: Neue Schulden nach 2018 sind nur dann akzeptabel, wenn das Geld in zukunftsträchtige Investitionen fließt. Und selbst in dem Fall ist es nicht ausgemacht, dass die EU dem zustimmen wird. Andere Optionen gibt es aber leider nicht.
Regen, Regen, Regen
Dass das erste Halbjahr 2016 ziemlich regnerisch war, das dürfte schließlich niemandem entgangen sein. Het Nieuwsblad hat jetzt aber mal nachgerechnet. Demnach sind seit Beginn des Jahres 18.500 Milliarden Liter Wasser über Belgien niedergegangen. Das entspricht der Wassermenge von 7,5 Millionen olympischen Schwimmbädern. Damit ist es die nasseste erste Jahreshälfte aller Zeiten.
Roger Pint - Bild: Dirk Waem/BELGA