Der Name Bastogne wird in diesen Dezembertagen vor allem in Verbindung gebracht mit der "Battle of the Bulge", wie die Ardennenoffensive im Amerikanischen heißt. Dabei gab es in dieser Woche noch eine wichtige Neuerung für die Stadt in den Ardennen: Mit 265 Quadratkilometern ist Bastogne neuerdings die flächengrößte Gemeinde Belgiens.
Voraussetzung war die vor zwei, drei Jahren beschlossene Fusion der kleineren Gemeinde Bertogne mit der größeren Schwester Bastogne. Den Anreiz dazu gab die von der Wallonischen Region in Aussicht gestellte Übernahme der Gemeindeschuld mit einem Höchstbetrag von 500 Euro pro Einwohner beziehungsweise 20 Millionen Euro. So machen es auch die Flamen, wo Gemeindefusionen, anders als im südlichen Landesteil, mittlerweile an der Tagesordnung sind.
Für helle Aufregung sorgte zuletzt der (flämische) Vorschlag, die 19 Brüsseler Gemeinden zusammenzulegen. Trotz mehrerer Anläufe ist das bislang ausgeblieben, längst überfällig, aber besonders für die frankophonen Sozialisten "onbespreekbar". Dabei gäben schon die jüngsten Enthüllungen um das ÖSHZ von Anderlecht Anlass zu einem gründlichen Hausputz. Wo wir eben bei der flächengrößten Gemeinde Bastogne waren: Die Brüsseler Gemeinde Saint-Josse-ten-Noode erstreckt sich mal eben über gut einen Quadratkilometer, hat aber auch fast 27.000 Einwohner!
In und um Lüttich haute noch vor den Gemeinderatswahlen Frédéric Daerden als PS-Bürgermeister-Abgeordneter von Herstal auf den Putz, als er eine Fusion seiner Gemeinde mit Seraing und der Stadt Lüttich aufs Tapet brachte. Dieses "Grand Liège" würde rund 300.000 Bürger vereinen.
In Ostbelgien wird das Thema Fusion mit spitzen Fingern angefasst - und im besten Fall nur hinter vorgehaltener Hand angesprochen. Fast nostalgisch schaut man hier auf die landesweit erzwungene Fusion Mitte der 1970er Jahre. Die alten Wunden sind verheilt - da sollen neue geschlagen werden?
Nun, keine 24 Stunden nach ihrer feierlichen Vereidigung durften sich die neun Bürgermeister mit der Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft über eine Neuverteilung der Gemeindedotation beugen. Erste Reaktionen da, wo Gelder abgezogen werden sollen, zeigen eine nur allzu menschliche Reaktion: Nicht mit uns! Stattdessen zieht jeder die Decke zu sich herüber. Das kann aber im heftigsten Streit enden. Früher nannte man so etwas Kirchturmdenken.
Wann, wenn nicht jetzt, wo viele neue Leute in die Gemeinderäte und Kollegien gekommen sind, wäre die Zeit, solche grundlegenden Dinge anzugehen. Und wenn die Zeit noch nicht reif ist, um Gemeinden zusammenzuschließen: Wie wäre es mit den Sozialhilfestrukturen? Oder mit den vielen Kirchenfabriken?
Mögen die finanziellen Zwänge (und möglichen Anreize) alleine nicht für eine gemeinsame Basis ausreichen, über kurz oder lang werden die personellen Nöte und der Nutzen sogenannter Skaleneffekte den Ausschlag geben ... für eine heute noch unvorstellbare Fusion.
Stephan Pesch
Mit jeder Fusion verschwinden "schöne Pöstchen", Bürgermeister, Schöffen, Vorsitz des ÖSHZ etc. Deswegen gibt es kaum Fusionen.
In Ostbelgien wäre eine Eifelgemeinde und eine Gemeinde im Eupener Land genug.
Ich bin mir nicht sicher, ob dies die Lösung wäre. Je größer eine politische Einheit ist, um so weniger kann der "normale" Bürger sich damit identifizieren. Seien wie doch mal ehrlich: wer verfolgt denn die öffentlichen Sitzungen des PDG? Selbst die heutigen GR
Sitzungen werden doch noch kaum besucht. Es wäre in meinen Augen eine Schwächung der Demokratie. Und die ist noch immer die bessere Regierungsform. Die vielen Kandidaten für die GR Wahlen haben doch gezeigt das noch Menschen sich einbringen wollen. Und es ist nicht die Aussicht auf ein schönes Pöstchen, wie Herr Scholzen immer behauptet. Wer es seriös betreibt muss viel Zeit in dieses Amt investieren. Nur sieht das kaum jemand. Näher wie momentan kann man nicht an den Bedürfnissen der Bevölkerung sein.
Herr Peters.
Geld ist die Hauptmotivation in die Politik zu gehen. Die vielen Kandidaten beweisen das.