Wer hätte das gedacht? Um die 500 Kandidaten werden sich in einem Monat um die Stimmen der Wähler bewerben - und diese Zahl gilt nur für die neun Gemeinden in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Dabei ist es noch nicht lange her, dass man sich mancherorts (durchaus zu Recht) Sorgen machte, ob sich überhaupt jemand dafür finden ließe.
Klar, den Löwenanteil macht die Stadt Eupen aus mit fünf Listen à neuerdings 27 Plätzen. Das macht nach Adam Ries 135 Kandidaten. Nimmt man aber die jeweilige Einwohnerzahl zum Maßstab, die ja auch die Grundlage bildet bei der Berechnung der Mandate, kommt die kleinste Gemeinde Burg-Reuland mit nunmehr zwei Listen und einem Einzelkandidaten auf fast die gleiche Ratio.
Burg-Reuland ist in dieser Hinsicht ein besonders erfreuliches Beispiel. Auf den Tag genau vor neun Monaten hatte das scheidende Gemeindekollegium noch Alarm geschlagen und dazu aufgerufen, sich kommunalpolitisch zu engagieren. Das sei schließlich kein Hexenwerk.
Damals wurde auch offen darüber spekuliert, was wohl geschehe, wenn sich nicht genügend Kandidaten melden, um überhaupt die 13 Plätze im Gemeinderat zu besetzen.
Im angrenzenden Luxemburg kommt das durchaus vor in kleinen Gemeinden. Und im Extremfall hätte die Gemeindeaufsicht sogar einen Verwalter bestimmen müssen. Offensichtlich haben die Bürger ihr Schicksal dann lieber selbst in die Hand genommen.
So ähnlich läuft es in der Gemeinde Büllingen, wo mangels Angebots vor sechs Jahren auch nur eine "Einheitsliste" zur Wahl stand. Eine Erfahrung, die sich nicht bewährt hat. Wie sehr Konkurrenz auch das politische Geschäft belebt, zeigte schon das große Interesse an der Podiumsdiskussion des GrenzEcho in Mürringen.
Mit Amel und Bütgenbach machen nun zwei weitere Eifelgemeinden zwangsläufig diese Erfahrung mit nur einer Liste. Wer weiß, wie es da in sechs Jahren aussieht ... Es muss auch nicht gleich "das Ende der Demokratie" sein, wie die eben genannten Beispiele zeigen.
Denn ganz allgemein fällt auf, wie viele neue Kandidaten sich bewerben - neue Gesichter, neue Ideen, neue Impulse. Umgekehrt scheinen viele, die noch beim letzten Mal dabei waren, ihre Erfahrung im Gemeinderat auf eine Legislaturperiode beschränken zu wollen. Dagegen ist nichts einzuwenden: Bei anderen Formen der Bürgerbeteiligung zerbricht man sich sogar den Kopf über Auswahl- und Rotationsverfahren, der Auffrischung wegen.
Wir wollen nicht verschweigen, dass es in vielen Fällen kein Selbstläufer war, Kandidaten zu finden und vom Mitmachen zu überzeugen. Teils bis kurz vor Toresschluss. Wobei auch ein gewisser Zeitdruck Wunder wirken kann. Kennen wir alle, oder?
Unterm Strich sind die Wahlmöglichkeiten, wie sie sich am 13. Oktober ergeben, vor allem eins: ein Zeichen gegen Duckmäusertum, gegen Miesmacherei und gegen Politikverdrossenheit. Machen wir Gebrauch von dieser Wahl.
Stephan Pesch
Die Anzahl Kandidaten ist nicht das wichtigste. Das ist nur ein kleiner Prozentsatz der Wahlberechtigten. Sondern die Wahlbeteiligung, Anzahl Weisswähler und vor allem die Frage, welche Kandidaten und Parteien gewählt werden.