Die Szene, eher beiläufig, fast schon banal, spielt sich vor zehn Jahren in Nordfrankreich ab: Ein paar Weltkriegsveteranen packen ihre Fahnen in den Kofferraum ihres Kleinwagens - so als ob damit auch ihre Erinnerungen verstaut würden. Sie haben gerade an einer Feierstunde teilgenommen, 70 Jahre nach der Landung der Alliierten in der Normandie. Nicht weit vom Memorial am Omaha Beach, das einen amerikanischen Soldaten zeigt, wie er - die Waffe in der einen Hand - mit der anderen versucht, einen verwundeten Kameraden in Sicherheit zu bringen.
Ich weiß nicht, ob die älteren Herren vom Parkplatz auch diesmal wieder dabei sein konnten, zum 80. Jahrestag des D-Day. Der wurde jedenfalls so eindringlich begangen wie selten zuvor. Immer ist da die Sorge um das Vergessen, wie sie im vorigen Jahr noch in einem Kinofilm mit Michael Caine thematisiert wurde - nach einer wahren Geschichte.
Warum die Gedenkfeiern in diesem Jahr so in den Fokus rücken, liegt auf der Hand: Der Krieg ist uns wieder ganz nahe. Und damit komme ich auf den nächsten D-Day: die Wahlen vom Sonntag. So sehr wir auch gespannt sind, wer in Ostbelgien das Rennen macht, welche Koalition das Wahlergebnis möglich macht, wer den Sprung nach Namur schafft oder sogar ins föderale Parlament - die wichtigste Wahl ist die für Europa!
Auch hier braten wir Ostbelgier uns zwar wieder eine Extrawurst - es hängt aber ungemein viel davon ab, wie gerade diese Wahlen ausgehen. In Belgien und den anderen EU-Ländern. Nationalisten, Rechtsradikale und Linksextremisten schalmaien vom Frieden und wollen die Ukraine sich selbst überlassen: Was geht die uns an? Man muss kein Wetterprophet sein, um zu erkennen, woher der Wind weht.
Ich glaube nicht daran, dass sich Geschichte wiederholt. Aber Erfahrungen durchaus. Und wir können daraus lernen, um sie nicht am eigenen Leib erfahren zu müssen. Nach dem Ersten Weltkrieg fuhren die USA einen nationalistischen Kurs und zogen sich auf ihren Doppelkontinent, auf ihre Hemisphäre zurück. Bei aller Aggression der sogenannten "Achsenmächte" Deutschland, Italien und Japan gaben sie diese Position erst nach und nach und widerwillig auf - bis zum japanischen Überfall auf Pearl Harbour.
Es ist müßig, darüber nachzudenken, wie der Zweite Weltkrieg verlaufen wäre, wenn die Amerikaner bei ihrer Position geblieben wären. Wenn ihre Soldaten nicht mit Briten, Kanadiern, Polen und Franzosen in die Landungsboote gestiegen oder mit dem Fallschirm abgesprungen wären. Um in der Normandie oder später bei uns, in den Ardennen oder im Hürtgenwald, in großer Zahl ihr Leben zu lassen.
So weit sind wir glücklicherweise noch nicht. Kriegsmüdigkeit auf Kosten von anderen ist aber keine Entschuldigung. Und darf schon gar nicht als Wahlköder durchgehen.
Stephan Pesch
Es ist müßig, darüber nachzudenken, wie der Zweite Weltkrieg verlaufen wäre, wenn die Amerikaner bei ihrer Position geblieben wären.
Wieso? Dann wäre Belgien nach dem zweiten Weltkrieg sehr wahrscheinlich eine Sozialistische Sowjetrepublik geworden - eine BSSR...
Hier wird Geschichte herangezogen, um aktuelle Politik zu rechtfertigen.Das macht Putin auch.
Genau so gut könnte Belgien Kongo-Kinshasa rekolonislisieren mit dem Argument, während der Kolonialzeit hätte es weniger Not und Elend gegeben als jetzt.
Die Welt ist heute anders als vor 80 Jahren.Deswegen sind historische Vergleiche schwierig.Damals waren "der weiße Mann" Beherrscher der Welt.Heute nicht mehr.
Weil in Deutschland die Totale Anarchie herrscht bis hin zu immer mehr ermordeten Polizisten treiben die Nazis in der Gesamten EU um Deutschland herum wegen Deutschland den Riesenreibach. Furchtbar und Schrecklich nur noch.