Nun ist es raus. Schon im Laufe des Sommers hatte Marion Dhur für sich entschieden, dass sie nicht noch mindestens sechs Jahre weitermachen will als Bürgermeisterin. Letztlich sei die Entscheidung Ende Juli auf einer internen Sitzung mit ihren aktuellen Mitstreitern gefallen, sagt sie. Klar, konsequent, wie in ihrer Amtsführung als Bürgermeisterin von Burg-Reuland. Sie gibt persönliche Gründe an, will sich nicht aufreiben in ihrem Engagement, für das sie die höchsten Ansprüche an sich selbst stellt. Mindestens zwei ihrer Schöffinnen werden es ihr nachmachen.
Auch in Weismes hat fast das gesamte Gemeindekollegium um Bürgermeister Daniel Stoffels frühzeitig angekündigt, nicht wieder antreten zu wollen. Einschließlich der ÖSHZ-Vorsitzenden. Die geballte Ladung an Erfahrung und sogenanntem Herrschaftswissen - auf einmal futsch! Wo soll das enden?
"Lebbe geht weider", hätte der hessische Fußballphilosoph "Stepi" Stepanovic gesagt, der übrigens diese Woche 75 wurde. Und das ist auch aus den Botschaften derjenigen zu hören, die nun für sich einen Schlussstrich ziehen wollen. Gar nicht mal angeekelt von der Politik, die auf der Gemeindeebene so unmittelbar ist wie sonst nirgendwo. Auch im Feedback - ob nun gerechtfertigt oder nicht. Und oft genug ungerecht.
Auch das mag ein Grund sein, dass sich der eine oder andere überlegt, ob er oder sie dafür weitermachen soll. Auch aus anderen Gemeinden werden solche Gedankenspiele kolportiert. Umgekehrt gibt es unzählige Beispiele dafür, dass der richtige Zeitpunkt, "Tschüss" zu sagen, verpasst wurde - das gilt nicht nur in der Politik.
Der französische Staatsmann Georges Clemenceau sagte freiheraus: "Die Friedhöfe sind voll von Leuten, die sich für unentbehrlich hielten" - mit dem Zusatz: "die alle ersetzt wurden."
Gemeindepolitik sei kein "Hexenwerk", sagt Marion Dhur im BRF-Interview. Schließlich habe auch sie mit 40 zum ersten Mal kandidiert und musste sich auf Anhieb als Schöffin zurecht finden.
Die starken Signale aus Burg-Reuland und Weismes sollten nicht als Abgesang auf die Politik verstanden werden, sondern als Aufforderung, es doch auch zu versuchen. Und als Bestätigung dafür, dass sie sich durchaus als ein Engagement auf Zeit eingehen lässt.
Stephan Pesch
Jeder Beruf hat Schattenseiten, nicht nur der Beruf des Politikers. Überall gibt es Gefahren, Stress, Neider,....
Wer in die Politik geht und sich dann beklagt über negative Begleiterscheinungen, sollte sich die Frage stellen, ob er oder sie geeignet ist für die Politik.
Um die Kluft zwischen Politik und Bevölkerung zu verkleinern bzw zu überwinden, sollte es mehr direkte Demokratie nach Schweizer Vorbild geben. Dann interessieren sich mehr Menschen für Politik und begreifen, dass in der Politik auch nur mit Wasser gekocht wird. Schon Otto von Bismarck sagte : "Die Politik ist die Kunst des möglichen."
Sehr schöner Kommentar, besonders wegen dem Zitat. Ein Zusatz von mir : Leider gehen oft die freiwillig, die man doch länger behalten möchte. Ein System, welches nur 2 Legislaturperioden pro Amt erlaubt, würde auch europäischer Demokratie gut tun. Dann stünde vielleicht auch die Nachwuchsfrage nicht wie ein Elefant im Raum. Wäre es doch im ureigensten Interesse der politischen Fraktionen, sich frühzeitig darum zu kümmern. Ach ja, 2 Perioden - ohne Aushebelungsmöglichkeiten a la Russland, Türkei oder China.