Entlang der N62 in Grüfflingen läuft alles wie am Schnürchen. Alles fädelt sich auf wunderbare Weise ein – überall zufriedene Gesichter! Gut, dieser rundum positive Eindruck stammt vom ersten Nachtumzug an Mittfasten, nicht vom Besuch des zuständigen Regionalministers fünf Tage später.
Und erst recht nicht von den Hauptstoßzeiten am Morgen und zum Feierabend. Dann herrscht auf der kurvenreichen Strecke ein Hauen und Stechen wie sonst nur bei der "Nacht der langen Messer".
Besserung in Sicht? Bedingt. "Kurzfristig" sollen Maßnahmen die Sicherheit auf den Straßen von und nach Luxemburg erhöhen – auf der N62, aber auch auf der Alternativroute via Maldingen und auf den vielen kleinen Gemeindewegen, die täglich vom Berufsverkehr zweckentfremdet werden.
Und womöglich noch mehr, wenn endlich das einzig überzeugende Argument für angepasstes Fahren durchgezogen würde. Es muss notorischen Verkehrssündern richtig weh tun, also im übertragenen Sinn: am Geldbeutel.
Wie zweckmäßig allein schon die bloße Furcht vor dieser Schmerzempfindung wirken kann, zeigen die Streckenradare auf einer anderen Rennstrecke: zwischen Mirfeld und Amel oder zwischen Medell und Walleroder Brücke. Wenn sich so der eine oder andere Unfall vermeiden lässt ...
An der Belastung und Belästigung für die Streckenanwohner ändert das aber erst mal wenig. Sie wollen zu Recht den vielen Verkehr vor ihrer Haustüre nicht mehr haben. Nur ob daraus je etwas wird?
Wenn man nicht mehr weiter weiß … fragt man eben seinen Nachbarn. Und tatsächlich geht das Thema beide Seiten an, auch Luxemburg, und nicht nur an der Einmündung auf der Wemperhardt. Vielleicht wollen die Belgier aber nur wissen, wie die Luxemburger den Ausbau der ebenfalls vielbefahrenen N7 hinbekommen – mit der anstehenden Umgehung von Hosingen und in einer späteren Phase auch Heinerscheid.
Dem Ecolo-Politiker Philippe Henry schwebt für den Austausch mit seinem Parteikollegen François Bausch von Déi Gréng eher ein Paradigmenwechsel in der Verkehrsnutzung vor. An den großen Wurf mit dem talüberspannenden Viadukt am Eulenstein bei Espeler glaubt wohl niemand mehr, oder doch?
Und sollte es auf wundersame Weise noch zum ersten Spatenstich kommen, dürfte die Diskussion über das Für und Wider von vorne losgehen. In einer überraschend positiv gestimmten Erhebung unter 1.000 Ostbelgiern sahen die Befragten als drängendste Aufgabe das Thema Verkehr. Angesichts anderer gesellschaftlicher Herausforderungen, die ich hier gar nicht alle auflisten will, lässt das tief blicken.
Stephan Pesch