Schon bevor die neuen Maßnahmen am Freitag verkündet wurden und die Politiker noch im Konzertierungsausschuss saßen, haben sogenannte "Corona-Gegner" eine Demo für Anfang Januar angekündigt. Und das, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wissen konnten, gegen welche Maßnahmen sie da genau demonstrieren wollen. Könnte es sein, dass es eher um eine allgemeine Anti-Haltung gegen alles "von oben" geht - als gegen konkrete Maßnahmen, die die Freiheit einschränken?
Auf der anderen Seite reißt auch bei Geimpften der Geduldsfaden so langsam: Warum müssen wir uns noch für die Impfgegner einschränken? Das haben sich bestimmt schon viele gedacht. Aber Vorsicht: Es gibt auch diejenigen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können - und die es weiterhin zu schützen gilt.
Und ist das Verteufeln bestimmter Gruppen nicht genau das vereinfachte Schwarz-Weiß-Denken, das bei Verschwörungsmythen propagiert wird? Es wäre vernünftiger, nicht in diese Falle einer polarisierten Weltansicht zu tappen. Denn zwischen den sogenannten "Impfgegnern" und "Impfbefürwortern" gibt es noch die Gruppe der Zweifler.
Oft sind es aber Falschmeldungen, die diese Zweifel auslösen. Denn mittlerweile sind Milliarden Menschen gegen Corona geimpft und die Beweislage ist groß, dass die Risiken einer Impfung deutlich geringer sind als die Risiken einer Covid-Erkrankung.
Viele sind weiter verunsichert, weil auch Geimpfte an Covid erkranken können. Aber auch hier ist bewiesen, dass nicht nur die Erkrankung milder verläuft, sondern auch das Infektionsrisiko niedriger ist. So schützt man also nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Genau deswegen wäre es sinnvoll, sich jetzt impfen zu lassen statt abzuwarten.
Dennoch ist es besser, den Zweiflern die Möglichkeit zu geben, ihre Meinung zu überdenken statt sie zu verurteilen. Wohl kaum jemand kann von sich behaupten, in den letzten 20 Monaten immer alle Regeln und Kontaktbeschränkungen eingehalten zu haben. Dafür ist man auch nicht gleich ein Corona-Leugner. Und auch Nicht-Geimpfte prinzipiell als Impfgegner zu verteufeln, könnte sie erst recht in dieses Lager drängen.
Auch wenn die aktuelle Lage frustrierend ist, sollten wir versuchen, polarisierendes Denken zu vermeiden. Denn so entsteht erst recht eine Spaltung zwischen "Schlafschafen" auf der einen Seite und "Aluhutträgern" auf der anderen Seite.
Raffaela Schaus
Frau Schaus.
Sehr guter Kommentar.
Nur sollte man auch mal erklären, warum Verschwörungstheorien zur Zeit Hochkonjunktur haben. Es ist das Resultat von Vertrauensverlust in die Politik. In einer solchen Situation haben "falsche Propheten" leichtes Spiel.
Vielleicht sollte sich die Scholzensche Gebetsmühle einmal fragen, welchen Beitrag sie u.a. durch die Dauerleier der "Pöstchenjägerei" usw. zu diesem "Vertrauensverlust" leistet...
Oder einfach den ausgezeichneten Kommentar von Frau Schaus nochmal genau lesen und sich dann an die eigene Nase fassen:
"Könnte es sein, dass es eher um eine allgemeine Anti-Haltung gegen alles „von oben“ geht"
und
"Und ist das Verteufeln bestimmter Gruppen (bei Scholzen: Politiker) nicht genau das vereinfachte Schwarz-Weiß-Denken, das bei Verschwörungsmythen propagiert wird?"
Dieser Beitrag liest sich eher wie eine etwas ehrlichere Verkaufsveranstaltung für die Korona- Impfstoffe. Das geht am Problem vorbei und fördert die Polarisierung der Gesellschaft. Alleine die Bezeichnung Schlafschafe und Aluhutträger ist auf Konfrontation gebürstet.
Das Problem liegt sehr viel tiefer als hier dargestellt. Es geht nicht nur um die Korona- Impfung (in der Kindersprache auch Korona- Piecks genannt...), es geht um die Zukunft unseres Zusammenlebens, unsere politischen, wirtschaftlichen und sozialen Werte. Um den massiven Vertrauensverlust in das politische System.
Das packt der Artikel in keiner Weise an. Schade.
@ Schallenberg - Zu suggerieren, der BRF würde Werbung für Impfstoffe machen ("Verkaufsveranstaltung für die Korona- Impfstoffe") ist dann wohl auch nicht gerade hilfreich...
Was wäre denn Ihr Vorschlag, dem "Vertrauensverlust" entgegenzuwirken? Trägt nicht auch das ständige Wiederholen solcher Worte schon dazu bei?
Sicher ist die Gesellschaft polarisiert, aber leider hört man die Meinung der Vernunft und der Mitte viel zu selten, wodurch ein verzerrtes Bild entsteht, in dem es nur Schwarzweiß gibt, wie der Kommentar treffend anmerkt. Ich denke, wenn wir anfangen, dem anderen einmal wirklich zuzuhören anstatt direkt auf Konfrontation zu gehen, sind wir schon einen Schritt weiter. Zuhören heißt jedoch nicht, jeden ausgemachten Unsinn oder jede (extreme) Meinung zu akzeptieren. Manche Menschen sind so fern der Realität, da ist jeder Dialog sinnlos. Mit den Verbleibenden muss man reden. Ein Anfang kann sein, dass man sich auf gemeinsame Werte und Ziele einigt - Respekt des anderen, Bekämpfung der Pandemie?
Raffaela Schaus „..die Beweislage ist groß, dass die Risiken einer Impfung deutlich geringer sind als die Risiken einer Covid-Erkrankung.“
Nun ja, das ist das Narrativ der Impfbefürworter. So groß ist die Beweislage nämlich gar nicht. Dass zig Milliarden Menschen bereits geimpft wurden, ohne dass anscheinend nennenswerte Nebenwirkungen thematisiert wurden, heißt nicht, dass es diese nicht gab, bzw. noch geben wird. Schließlich werden diese eben nicht systematisch erfasst, sondern man verlässt sich auf freiwillige Verdachtsmeldungen, die dann auch nur stichprobenartig näher untersucht werden.
Darüber hinaus bleiben folgende Fragen unbeantwortet. Warum weigern sich die Hersteller, für Nebenwirkungen zu haften? Warum legt die EU die Verträge nicht ungeschwärzt offen? Warum werden andere Wissenschaftler nicht (an)gehört? Wie können bereits jetzt abschließende Aussagen bzgl. der Sicherheit der Impfstoffe getätigt werden, noch bevor die Abschlussberichte vorliegen?
Dass in Anbetracht dieser offenen Fragen die Impfskeptiker dennoch systematisch als unvernünftig diffamiert werden, ist einer der Hauptgründe der Spaltung.
Herr Hezel.
Fragen Sie doch bitte mal nach den Ursachen ? Warum sind Menschen empfindlich für Verschwörungstheorien, Schwarz-Weiß-Denken ? Warum bezeichne ich Politiker gerne als Postenjäger und Profiteure ? Warum sollte ich mich noch in einer politischen Partei engagieren, wohlwissendlich, dass nur Akademiker eine Chance auf Ämter haben ? Das ist eine Tatsache, die von vielen bestätigt wird. Ua von Sahra Wagenknecht in ihrem Buch "die Selbstgerechten".
Antwort:
Es ist eine Reaktion auf bestehende Missstände.Und aufgrund eigener Erfahrungen.Die Spaltung der Gesellschaft ist nicht das Werk der kleinen Leute, die haben überhaupt nicht die Mittel dazu.Sondern ist das Ergebnis von politischen und ökonomischen Entscheidungen der Vergangenheit.Und jetzt in der Coronakrise kommt alles zum Vorschein.
Wir erleben zur Zeit eine Systemkrise wie im Ancien Regime.Die Französische Revolution war die Konsequenz dieser Krise.
Es braucht kein 'sich einigen' auf gemeinsame Werte und Ziele. Wir haben die Verfassung an die sich jeder zu halten hat, die besagt uns laut Artikel 187 dass diese weder in Teilen noch im Ganzen ausgesetzt werden darf ! Egal welcher Meinung sie sind, wenn sie Belgier sind, sind das die (ihre/unsere) zu verteidigende Werte ! Aber das passt vielen unserer mehrheitlich gewählten Politiker und ihrer sogenannten Mehrheit nicht in ihren Kram. Die Qualität einer Gesellschaft erkennt man darin wie sie mit ihren Minderheiten umgeht !
Nein, Herr Schmitz, es ist kein "Natrativ", sonder einfach Tatsache: Ja, "die Beweislage ist groß, dass die Risiken einer Impfung deutlich geringer sind als die Risiken einer Covid-Erkrankung.“
Akzeptieren Sie dich einfach mal, dass Sie nicht Recht haben.