Ältere Semester und jüngere, die es mal im Fernsehfilm gesehen haben, erinnern sich an Franz-Joseph Strauss, als dieser partout die amerikanischen Starfighter haben wollte, auch als Bomber, und diese dann reihenweise vom Himmel fielen und als Witwenmacher in die Geschichte eingingen.
Strauss wollte Überschallkampfflieger, die in der ersten Welle mitfliegen konnten und der damaligen Bundesrepublik einen Platz im Nachkriegseuropa sichern sollten. Aber die F-104 waren nicht ausgereift. Das erfuhren auch die Piloten der belgischen Luftwaffe, die auch viele Verluste hatten, obgleich ihre Flieger leichter waren, weil nicht so umgerüstet wie die des bayerischen Transatlantikers, der damit in Deutschland eine Luftfahrtindustrie zur Wiederbelebung führen wollte.
Sind Vergleiche mit Minister Vandeput, seinem Kabinett und der Luftwaffenführung so abwegig? Auch die F-35 ist von der US-Firma Lockheed Martin und ebenso wie die F-104 der 1960er Jahre ist sie noch nicht ausgereift, und ebenso wie diese ist sie weniger ein Instrument der Luftkriegsführung als ein Ausdruck politischen Willens. Für die Politik ist die Tarnkappenqualität ausschlaggebend. Das heißt, in der ersten Angriffswelle vom feindlichen Radar nicht oder schwer erkennbar zu sein.
Überraschend ist es eigentlich nicht. Schon im Koreakrieg war die belgische Armee mit dabei, als Hilfstruppen der US-Armee. Auch heute, so Vandeput wörtlich, will er die belgische Luftwaffe für Außeneinsätze qualifizieren, nicht als alleinige Verteidigungswaffe. Er nennt als Beispiel die Bekämpfung des IS und das Vorbeugen von Anschlägen. Verwechselt er da nicht Ursache und Wirkung?
Pikant wäre bei der Kaufentscheidung für die F-35, dass die EU davon schwärmt, eine eigene Verteidigungspolitik zu führen, als Donald Trump auf der Bildfläche erschien. Doch - gehört zu einer europäischen Politik nicht ein europäischer Kampfflieger? Einer ist im Rennen, ein anderer, ein ganz bekannter, außerhalb der offiziellen Ausschreibung.
Ein weiteres doppeldeutiges Signal: die Spionagestory von Salisbury. Sie zeigt es auch: Boris Johnson, der britische EU-Hasser, wird plötzlich wieder von Jean-Claude Juncker geküsst. Natürlich ist die Art der Tötung in diesem Milieu durch den russischen oder einen anderen Geheimdienst - (die Northstream-Pipeline ist vielen ein Dorn im Auge!) verwerflich - weniger die Tötung an sich. Das ist seit jeher Risiko der Geheimdiensttätigkeit, ins Bild gesetzt durch „den Spion, der aus der Kälte kam“. Vielmehr der Einsatz von Giftgas, was der Sache einen besonders komplexen Aspekt gibt, über Boris Johnsons Rhetorik hinaus.
Schade, dass die EU nur dann Integrationsvermögen zeigt, wenn es um die Abgrenzung Dritten gegenüber geht. Um die Einfuhr deutscher Autos zu retten, flog der deutsche Wirtschaftsminister Altmaier über den Atlantik. Andere Staaten tun’s auch. Europa-Reden sind für sonntags, kommentierte in dieser Woche die Frankfurter Allgemeine - doch Erdogan kann machen was er will.
„Erdogan kann machen was er will“
Mit 3,5 Millionen Geiseln hat ein Despot eben Narrenfreiheit.
Ein Teil dieser Geiseln wird demnächst dazu verwendet, die ethnische Säuberungsaktion in Nordsyrien nach der Vertreibung der Kurden und der Ansiedlung nichtkurdischer Flüchtlinge abzuschließen.
Und die Europäer tätscheln Erdogans Händchen.
Alles Gute zum „Ruhestand“ werter Frederik Schunck!
Der BRF verliert einen unverwechselbaren Beobachter, Analysten und eine markante „Stimme“.
Gruß
D.L.
Ich mus Herrn Leonard leider ausnahmslos Recht geben. Außer das mit den nicht-kurdischen "Flüchtlingen". Die wissen schon wo das Schlaraffenland im Herzen von Europa liegt.