Kommentar: Blackout in Kelmis - Ecolo schaltet sich ab

Stellen sie sich vor, der Papst würde morgen behaupten, Beten sei reine Zeitverschwendung. Nicht nur Mitglieder der katholischen Kirche kämen da ins Staunen. Für einen derartigen Paukenschlag sorgte Dienstag jedenfalls die Ecolo-Fraktion im Kelmiser Gemeinderat.

Vorab hatte die CSP gefordert, Tihange 2 und Doel 3 sofort abzuschalten, solange die Reaktorblöcke nicht über jeden Zweifel erhaben seien. Und Ecolo? Die Grünen sagten einfach 'Nö' - der Koalition zuliebe. Nun mag die Mehrheit aus PFF, SP und Ecolo bewiesen haben, dass sie besser zusammenhält als ein Atomreaktor, doch das politische Ansehen hat nach diesem Blackout Schaden genommen.

Seit ihrer Gründung zählt der Atomausstieg zu den obersten Geboten der Grünen. In Kelmis sieht Ecolo aber mal eben über Tihange 2 und Doel 3 hinweg. Ausgerechnet bei Reaktoren, die - zu Recht oder zu Unrecht – Ängste in Belgien und im Ausland auslösen. Dass eine Partei ihre Ideale mal eben über Bord wirft, ist mehr als befremdlich.

In diesem Zusammenhang sollten sich auch die PFF und die SP im Kelmiser Gemeinderat die Frage stellen, warum sie ihren grünen Koalitionspartner nicht vor sich selbst geschützt haben. Schließlich hatte sich die Mehrheit vor der Sitzung über den Antrag beraten. Dabei hätte jedem klar sein müssen, dass hier nicht das Koalitionsabkommen in Gefahr ist.

Der Resolutionsvorschlag betraf keine Kelmiser Straße, keine Kelmiser Projekte. Hier wurde sogar jeder Partei der Mehrheit eine einmalige Chance gegeben, ihren Markenkern zu pflegen. Stattdessen pflegt sie das Image: Einmal an der Macht, wird alles zum Einheitsbrei.

Und die CSP? Sie sollte sich hüten, sich in Schadenfreude zu üben und sich vielleicht mal die Frage stellen, warum die anderen Parteien in Ostbelgien lieber ihre Prinzipien verraten, als mit der CSP gemeinsame Sache zu machen.

Vielleicht liegt es an zu häufiger Effekthascherei.

Manuel Zimmermann - Foto: Achim Nelles/BRF